StartAlgerienMaghreb – 2024 - Ein Jahr der Herausforderungen und Entwicklungen

Maghreb – 2024 – Ein Jahr der Herausforderungen und Entwicklungen

Pressefreiheit, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit im Maghreb - Ein Jahr der Herausforderungen und Chancen

Algerien, Marokko und Tunesien ringen mit dem Wunsch nach Fortschritt und der Furcht vor Stagnation.

Köln – Wie so häufig ist ein bevorstehender Jahreswechsel Anlass, um sich an das Geschehene zu erinnern. Wer sich an das Jahr 2024 erinnert, wird sicherlich von einem ereignisreichen Jahr sprechen können – geprägt von Krisen, sozialen Spannungen, wichtigen Wahlen und zahlreichen Reformen.

Die Maghreb-Region erlebte 2024 bedeutende politische, soziale und wirtschaftliche Veränderungen. Insbesondere Marokko stand im Fokus mit Initiativen zum Aufbau eines Sozialstaates, Maßnahmen gegen Jugendarbeitslosigkeit, diplomatischen Erfolgen und als Gastgeber der FIFA-WM 2030, gemeinsam mit Spanien und Portugal. Algerien und Tunesien sahen sich ebenfalls mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert – von politischen Spannungen bis hin zu wirtschaftlichen Krisen. Die Maghreb-Post berichtete umfassend über diese Entwicklungen. Es war ein ereignisreiches Jahr 2024, und lassen Sie uns einen kurzen und sicherlich unvollständigen Blick zurückwerfen.

Marokko – Schritte zum Sozialstaat und Herausforderungen für die Jugend – Sozialstaat als Lehre aus der Pandemie

Marokko setzte 2024 seine Bemühungen fort, einen umfassenden Sozialstaat aufzubauen. Die Regierung implementierte Programme zur sozialen Absicherung und Gesundheitsversorgung, um die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern – eine Lehre aus den Jahren der Pandemie, die zuvor verdrängte Defizite offenlegte.

Diese Maßnahmen umfassten den Ausbau der Krankenversicherung, die Einführung von Arbeitslosenunterstützung und die Verbesserung des Zugangs zu Bildung. „Die Fortschritte beim Sozialstaat zeigen, dass Marokko aus den Fehlern der Vergangenheit lernen möchte“, schrieb die Maghreb-Post.

Jugendarbeitslosigkeit als drängendes Problem

Trotz dieser Fortschritte bleibt die Jugendarbeitslosigkeit ein zentrales Problem, das den sozialen Zusammenhalt, die wirtschaftliche Entwicklung und auch die politische Stabilität gefährdet. Laut aktuellen Berichten und je nach Zählmethode liegt die Arbeitslosenquote bei jungen Menschen unter 24 Jahren bei alarmierenden 21,3 % oder sogar nahe 30 %. Besonders gut ausgebildete Akademikerinnen und Akademiker sind betroffen, und Frauen haben es besonders schwer, Zugang zum ersten Arbeitsmarkt zu finden. Die allgemeine Arbeitslosigkeit liegt offiziell bei 13,6% und damit viel zu hoch, um einen Sozialstaat dauerhaft und ausreichend zu finanzieren.

Die Regierung startete Initiativen zur Förderung von Start-ups und zur Unterstützung von jungen Unternehmern. Dennoch bleibt das Vertrauen der Jugend in die Zukunft begrenzt. Die Maghreb-Post kommentierte: „Die Jugendarbeitslosigkeit bleibt eine tickende Zeitbombe, die Marokko entschärfen muss.“

Marokko – Arbeitslosigkeit wächst auf 13,7% in Q1-2024

Reform des Familienrechts Moudawana – Ein Schritt zur Gleichberechtigung

2024 beschleunigte König Mohammed VI. eine umfassende Reform des Familienrechts (Moudawana) und gab zum Ende des Jahres neue Anweisungen an die Regierung. In einer Rede, die von der Maghreb-Post ausführlich analysiert wurde, forderte der Monarch eine Modernisierung der Gesetzgebung, um mehr Geschlechtergerechtigkeit zu schaffen.

Besonders der Schutz von Frauenrechten, das Sorgerecht für Kinder und die Rechte unverheirateter Mütter standen dabei im Mittelpunkt. Diese Reform stieß sowohl auf Lob als auch auf Kritik. Frauenrechtsorganisationen begrüßten den Schritt, während konservative Kreise Widerstand äußerten.

„Die Moudawana-Reform zeigt, dass Marokko den Spagat zwischen Tradition und Moderne sucht“, schrieb die Maghreb-Post. Die Umsetzung der Reform wird als Testfall für die Bereitschaft des Landes gesehen, tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen voranzutreiben.

In den nächsten Wochen und Monaten wird sich die marokkanische Gesellschaft und Politik mit dieser Reform beschäftigen müssen, bevor das Parlament neue Gesetze verabschieden kann.

Marokko – Reform des Familienrechts – Justizminister erläutert erste Details.

Die Rolle der Diaspora und internationale Initiativen

König Mohammed VI. hielt in diesem Jahr mehrere richtungsweisende Reden, darunter den Start der Afrika-Atlantik-Initiative, die eine stärkere Zusammenarbeit zwischen afrikanischen und atlantischen Ländern fördern soll. Marokko will, bestenfalls gemeinsam mit Mauretanien, gerade Ländern der Sahelzone, die vormals zur ECOWAS gehört haben, den Zugang zum Atlantik und damit zum Nord- und Südamerikanischen Wirtschaftraum öffnen. Dafür dürfen diesen Ländern die marokkanische Infrastruktur, die gerade in der Westsahara ausgebaut wird, nutzen.

Auch die im Ausland lebenden Marokkanerinnen und Marokkaner (MRE) wurden angesprochen. Der König betonte die Notwendigkeit von Reformen und rief die MRE dazu auf, aktiver zum nationalen Entwicklungsprozess beizutragen. „Die Diaspora spielt eine Schlüsselrolle bei der wirtschaftlichen und kulturellen Stärkung Marokkos“, so der Monarch. Der marokkanische König hat erkannt, dass die Arbeitslosigkeit im eigenen Land nur durch den Aufbau eines gesunden Mittelstands abgebaut werden kann, den die einheimischen Wirtschaftsakteure augenscheinlich nicht aufbauen können. Daher hofft er nun auf Wissen und Investitionen, die bei den sog. MREs abgeschöpft werden sollen. Damit dies funktioniert soll die Regierung Hemmnisse erkennen und abbauen. Die Maghreb-Post stellte in einer umfänglichen Analyse da, welche Hemmnisse ausgeräumt werden müssen.

Marokko – Die MRE – Das neue „Goldene Kalb“

Dürre und Landwirtschaft – Ein Land im Klimastress

Die anhaltende Dürre hatte 2024 gravierende Auswirkungen auf die marokkanische Landwirtschaft. Ernteausfälle und Wasserknappheit bedrohten die Lebensgrundlage vieler Bauern und führten zu steigenden Lebensmittelpreisen.

Die Regierung initiierte Notfallprogramme, investierte in Bewässerungstechnologien und setzte auf öffentliche Aufklärung über Wassermanagement. Dennoch bleibt die Abhängigkeit der Landwirtschaft vom Wetter ein großes Risiko.

Die Maghreb-Post kommentierte: „Die Folgen des Klimawandels sind in Marokko nicht länger eine entfernte Zukunftsprognose, sondern harte Realität.“ Dass inzwischen nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch die großen Ballungszentren und Tourismusorte betroffen sind, zeigte dieser Somme, in dem Städte wie Casablanca oder Marrakech in Not geraten waren.

Diplomatische Erfolge und internationale Beziehungen

Auf internationaler Ebene erzielte Marokko Fortschritte in der Westsahara-Frage. Mehrere Länder, darunter Frankreich, erkannten 2024 die marokkanische Souveränität über das Gebiet an.

Der Staatsbesuch von Präsident Emmanuel Macron in Rabat im Oktober 2024 markierte einen Wendepunkt. Macron brachte ein zuvor ausgehandeltes „neues strategisches Rahmenwerk“ mit, um die bilateralen Beziehungen zu vertiefen und um Frankreich den Zugang zu Ressourcen in der Westsahara, den Zugang zum afrikanischen Markt sowie die Sicherheitspolitische Unterstützung Marokkos in Fragen der Terrorismusbekämpfung in der Sahelzone zu sichern. Die Anerkennung des marokkanischen Hoheitsanspruchs auf die Westsahara durch Frankreich gilt als bedeutender diplomatischer Erfolg, nach der Anerkennung durch die USA unter Donald Trump oder Spaniens.

Die Maghreb-Post schrieb: „Dieser diplomatische Erfolg stärkt die Position Marokkos und isoliert Algerien in der Westsahara-Frage weiter.“

Marokko – Präsident Macron skizziert Ziele für die Beziehungen zwischen Frankreich und Marokko

Algerien – Politische Spannungen und wirtschaftliche Isolation – Dauerhafte Konflikte mit Marokko

Die Beziehungen zwischen Algerien und Marokko bleiben angespannt. Der Dauerkonflikt über die Westsahara und gegenseitige Anschuldigungen dominierten die bilaterale Agenda.

Die Maghreb-Post kommentierte: „Während Marokko diplomatisch an Einfluss gewinnt, sieht sich Algerien international zunehmend isoliert.“

Auch die Beziehungen Algeriens zu Frankreich bleiben schwierig. Historische Belastungen und Meinungsverschiedenheiten über politische und wirtschaftliche Fragen prägen das Verhältnis.

Präsident Abdelmadjid Tebboune sprach offen von einer „Ungleichbehandlung“ durch Paris, was die Spannungen zwischen Algier und Paris weiter verstärkte.

Wirtschaftliche Probleme und gescheiterte BRICS-Ambitionen

Die wirtschaftliche Lage in Algerien verschlechterte sich 2024 weiter. Hohe Arbeitslosigkeit, eine schwache Diversifizierung der Wirtschaft und die Abhängigkeit von Öl- und Gaseinnahmen führten zu wachsenden sozialen Spannungen.

Der Versuch, Teil der BRICS-Staaten zu werden, scheiterte erneut. Dies unterstreicht die mangelnde wirtschaftliche Attraktivität Algeriens auf globaler Ebene, wie die Maghreb-Post analysierte.

Besonders schädlich für das internationale Ansehen wirkten sich die Präsidentschaftswahlen im Land aus. Der Wahlkampf war auf eine Widerwahl des amtierenden Präsidenten Abdelmajid Tebboune ausgerichtet und rund um die Wahlergebnisse kam es zu teils offensichtlichen „Missständen“ bei der korrekten Zählung der Ergebnisse.

Algerien – Die Präsidentschaftswahl der seltsamen Zahlen

Tunesien – Wirtschaftskrise und politische Unsicherheit – Präsidentschaftswahlen und autoritäre Tendenzen

Die Präsidentschaftswahlen fanden in einem Klima der Unsicherheit statt. Amtsinhaber Kais Saied sicherte sich die Wiederwahl, wobei juristische Verfolgungen gegen Oppositionelle eingesetzt wurden.

Tunesien durchlebte 2024 eine tiefe Wirtschaftskrise. Hohe Inflation, Staatsverschuldung und Streitigkeiten mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) führten zu Verzögerungen bei Finanzhilfen.

Pressefreiheit, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit im Maghreb

In allen drei Ländern verschlechterte sich die Situation der Pressefreiheit und der Menschenrechte. Berichte von Amnesty International und anderen Organisationen wiesen auf zunehmende Repressionen gegen Journalisten und Aktivisten hin. Die Ranglisten zur Pressefreiheit zeigten einen Abwärtstrend, was die Maghreb-Post mit Besorgnis kommentierte. Auch über Verhaftungen von Journalisten, Influencern oder Youtubern musste wiederholt berichtet werden, denen man Beleidigungen gegen Staatsorgane, falsche Behauptungen oder schlicht Störung des sozialen Friedens vorgeworfen hat. Einige wurden zu mehrmonatigen oder mehrjährigen Haftstrafen und Geldbußen verurteilt.

Im Bildungsbereich blieben Reformen aus, und die Qualität der Bildung stagnierte. Die Weltbank-Rankings reflektierten diese Herausforderungen und unterstrichen die Notwendigkeit tiefgreifender Veränderungen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Region zu sichern.

Maghreb – Human Freedom Index 2024 – Tunesien führt den Maghreb an, deutliche Unterschiede zu Marokko und Algerien

Ein Jahr der Herausforderungen und Chancen

Das Jahr 2024 war für die Maghreb-Staaten von erheblichen Herausforderungen geprägt. Während Marokko Fortschritte in bestimmten Bereichen erzielte, blieben strukturelle Probleme bestehen. Algerien und Tunesien sahen sich mit politischen und wirtschaftlichen Krisen konfrontiert, die ihre Zukunftsaussichten trüben. Die Berichte der Maghreb-Post verdeutlichen die Komplexität der Entwicklungen und die Notwendigkeit kontinuierlicher Beobachtung und Analyse. Bereits jetzt ist klar, es wird weiterhin viel zu beobachten und zu berichten geben, denn viele Herausforderungen werden bestehen bleiben. Wer all diese Artikel bisher nicht gelesen haben sollte, muss dies natürlich nachholen. In diesem Sinne bleiben Sie der Maghreb-Post treu und unterstützen Sie sie wo immer es ihnen möglich ist.

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