Ein religiöses Fest mit universeller Botschaft – Die MAGHREB-POST wünscht allen Musliminnen und Muslimen ein gesegnetes Eid Al Adha.
Rabat – Heute Abend beginnt mehrheitlich für Millionen Musliminnen und Muslime weltweit das Opferfest Eid Al Adha – eines der höchsten islamischen Feste. Auch in den Ländern des Maghreb, von Algerien, Mauretanien, Libyen bis Tunesien sowie Marokko, dass erst am Samstag (7. Juni 2025) feiert, nehmen die Feierlichkeiten ihren traditionellen Lauf. Im Mittelpunkt stehen Glaube, Dankbarkeit, familiäre Verbundenheit – und die Erinnerung an eine Geschichte, die auch im Judentum und Christentum tief verwurzelt ist.
Die Geschichte hinter dem Opfer
Das Opferfest erinnert an die Geschichte des Propheten Ibrahim (Abraham im Christentum und Judentum), der bereit war, seinen Sohn aus Gehorsam gegenüber Gott zu opfern. In letzter Sekunde wurde der Sohn durch ein Opfertier ersetzt. Diese Erzählung ist ein zentraler Pfeiler des Glaubens und symbolisiert Gottesfurcht, Hingabe und Vertrauen. Es ist bemerkenswert, dass diese Kernbotschaft der Opferbereitschaft auch in anderen abrahamitischen Religionen Anklang findet. Im Alten Testament der Bibel wird die Geschichte der Bindung Isaaks im 1. Buch Mose (Genesis), Kapitel 22, Verse 1-19, beschrieben. Auch im Judentum ist die „Aqedah“ (Bindung Isaaks) ein fundamentaler Bestandteil der Thora und des religiösen Verständnisses. Diese Parallelen unterstreichen die gemeinsamen Wurzeln und Werte der monotheistischen Glaubenssysteme.
Ökonomische und gesellschaftliche Dimensionen im Maghreb
Neben der religiösen Bedeutung ist das Fest im Maghreb auch ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Der Markt für Opfertiere – insbesondere Schafe – erlebt im Vorfeld des Festes ein deutliches Preiswachstum. In Marokko etwa wird laut dem Hohen Planungskommissariat (HCP) ein Rückgang der Kaufkraft vieler Familien beobachtet, was sich direkt auf den Tierverkauf auswirkt. Der König forderte daher bereits vor mehreren Wochen dazu auf, dass die Marokkanerinnen und Marokkaner in diesem Jahr auf die Opferung eines eigenen Tieres verzichten mögen und stattdessen der König, als Anführer der Gläubigen, stellvertretend die Opferung vornehmen wird. Zu diesem Aufruf kam es, nach dem eine mehrjährige Dürre den Viehbestand bedrohte und die Preise für normale Haushalte drohten unerschwinglich zu werden. In Algerien riefen die Behörden zumindest dazu auf, „Maß zu halten“ und unnötige Preissteigerungen zu vermeiden.
Der öffentliche Sektor passt sich ebenfalls an. Schulen und Behörden schließen, der interregionale Verkehr ist erhöht. Auch die in der Diaspora lebenden Maghrebinerinnen und Maghrebiner überweisen in diesen Tagen verstärkt Geld an ihre Familien – ein regelmäßiger Anstieg der Transferzahlungen ist zu beobachten.
Zwischen Spiritualität und öffentlichem Raum
Während das Schlachten des Tieres unter strengen hygienischen und religiösen Regeln erfolgt, wird ein Drittel des Fleisches traditionell an Bedürftige gespendet – ein Aspekt der Solidarität, der auch gesellschaftspolitisch Bedeutung hat. Dies zeigt aber auch, dass Menschen die sich die Opferung eines Tieres nicht leisten können, weiterhin Teil der Gesellschaft sind. Besonders in städtischen Ballungszentren wie Algier oder Casablanca werden seit einigen Jahren städtische Schlachtplätze organisiert, um illegale Praktiken einzudämmen.
Interreligiöse Parallelen und kulturelle Einordnung
Die Geschichte Abrahams gilt als Schnittstelle der abrahamitischen Religionen. Die Erzählung steht für Vertrauen und Gottesfurcht, unabhängig von der Religion. Dass ähnliche Narrative auch in der jüdischen und christlichen Tradition verankert sind, unterstreicht die kulturelle Nähe – trotz theologischer Unterschiede.
Das Eid Al Adha (Opferfest) ist mehr als ein religiöses Fest. Es ist ein komplexes gesellschaftliches Ereignis im Maghreb, das Wirtschaft, Kultur und Gemeinschaft berührt – und zugleich eine interreligiöse Brücke zu den monotheistischen Weltreligionen schlägt.
Marokko – Eid Al Adha am 7. Juni – Ministerium bestätigt Termin