StartAlgerienAlgerien – Strategische Annäherung mit Ruanda trotz politischer Differenzen

Algerien – Strategische Annäherung mit Ruanda trotz politischer Differenzen

Wirtschaftliche und technologische Schwerpunkte

Algerien und Ruanda unterzeichnen umfassende Kooperationsabkommen – Enge Beziehungen zwischen Kigali und Tel Aviv scheinen dabei keine Hürde zu sein

Algier – Der offizielle Besuch des ruandischen Präsidenten Paul Kagame in Algerien Anfang Juni 2025 markiert einen neuen Abschnitt in den Beziehungen zwischen beiden Ländern. Im Zentrum des Treffens mit Präsident Abdelmadjid Tebboune stand die Unterzeichnung zahlreicher bilateraler Abkommen und Absichtserklärungen. Ziel ist eine umfassende Intensivierung der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit. Beide Seiten betonten den gemeinsamen Willen, ihre Positionen in regionalen und internationalen Fragen zu koordinieren und auszubauen.

Wirtschaftliche und technologische Schwerpunkte

Konkret wurden unter anderem Vereinbarungen in den Bereichen Telekommunikation, digitale Wirtschaft, Investitionsförderung, Landwirtschaft, Pharmazie sowie Wissenschaft und Forschung geschlossen. Auch der Luftverkehr und die Visafreiheit für diplomatische Pässe wurden geregelt. Präsident Tebboune bezeichnete die Abkommen als einen wichtigen Schritt zur „Stärkung und Ausweitung der Zusammenarbeit“ und lobte die ökonomische Entwicklung Ruandas, das im vergangenen Jahr ein Wirtschaftswachstum von 8,3 Prozent verzeichnete.

Kagame wiederum hob die „konstruktive und auf Freundschaft basierende Gesprächsatmosphäre“ hervor und kündigte an, bald eine ständige diplomatische Vertretung in Algerien zu eröffnen, um die wirtschaftlichen Kontakte zu intensivieren. Er betonte die Chancen, die die Zusammenarbeit mit Algerien für beide Länder biete, insbesondere in zukunftsorientierten Sektoren wie der künstlichen Intelligenz.

Gemeinsame politische Positionen

Beide Präsidenten äußerten sich auch zu geopolitischen Themen. Sie betonten ihre Unterstützung für die Selbstbestimmung der Westsahara und die Rechte des palästinensischen Volkes. In der gemeinsamen Presseerklärung hieß es, beide Länder lehnten „ausländische Einmischung in afrikanische Angelegenheiten“ ab und bekannten sich zum Prinzip friedlicher Konfliktlösungen.

Ungeachtet Ruandas Beziehungen zu Israel

Bemerkenswert ist, dass Algerien trotz der engen Beziehungen Ruandas zu Israel – einem Land, zu dem Algerien keine diplomatischen Beziehungen unterhält – den Ausbau der bilateralen Kooperation mit Kigali forciert. Ruanda gilt als einer der engsten Partner Israels in Afrika, insbesondere im Bereich der Sicherheits- und Technologiepolitik. Diese Tatsache wurde in den offiziellen algerischen Verlautbarungen nicht thematisiert und scheint – zumindest in dieser Phase – kein Hindernis für die algerisch-ruandische Annäherung darzustellen.

Afrikanische Perspektive

Beide Staaten bekräftigten ihr Engagement für die Afrikanische Kontinentale Freihandelszone (AfCFTA) sowie die Afrikanische Arzneimittelagentur mit Sitz in Kigali. Der politische und wirtschaftliche Schulterschluss scheint vor allem im Zeichen eines gemeinsamen afrikanischen Selbstverständnisses zu stehen. Präsident Kagame erklärte dazu: „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass der Kontinent vereint und solidarisch bleibt.“

Mit dem Besuch Kagames und der Vielzahl unterzeichneter Abkommen senden Algerien und Ruanda ein Signal wachsender strategischer Partnerschaft. Trotz potenzieller außenpolitischer Differenzen, wie der Nähe Ruandas zu Israel, steht der Ausbau gegenseitiger wirtschaftlicher und politischer Interessen im Vordergrund. Beobachter sehen darin einen pragmatischen Kurs Algeriens, das zunehmend auf Kooperationen innerhalb Afrikas setzt – jenseits traditioneller ideologischer Linien.

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