StartAlgerienAlgerien – Frankreich reagiert auf Ausweisung von Botschaftsangehörigen

Algerien – Frankreich reagiert auf Ausweisung von Botschaftsangehörigen

Gegenseitigkeit als neues Prinzip

Einreisebeschränkungen für Beamte sorgen für gegenseitige Maßnahmen und verschärfen die bilateralen Spannungen zw. Algerien und Frankreich

Paris – Ein neuer diplomatischer Streit belastet die ohnehin sensiblen Beziehungen zwischen Algerien und Frankreich. Anlass sind neue Einreisebestimmungen, die die algerischen Behörden für französische Staatsbedienstete mit Diplomaten-, Dienst- oder Sonderpässen eingeführt haben. Diese Maßnahme sei einseitig erfolgt und verletze das bilaterale Abkommen von 2013, so das französische Außenministerium in einer am 13. Mai 2025 veröffentlichten Erklärung.

Algerien – Neuer Streit wegen französischem Botschaftspersonal mit Paris

Daraufhin wurde der Geschäftsträger der algerischen Botschaft in Paris einbestellt – ein deutliches diplomatisches Signal. Frankreich kündigte an, ab sofort gegenüber algerischen Beamten identische Restriktionen zu verhängen. Gleichzeitig behalte man sich „weitere Maßnahmen je nach Entwicklung der Situation“ vor, wie es in der Mitteilung wörtlich heißt.

Gegenseitigkeit als neues Prinzip

Die französische Seite spricht in ihrer Erklärung von einem Prinzip „strikter Gegenseitigkeit“. Das bedeutet, dass alle algerischen Diplomaten oder Beamten, die nicht über vollständige Akkreditierungen verfügen, künftig nicht mehr ohne Weiteres nach Frankreich einreisen dürfen. Laut einem Bericht der Nachrichtenseite Le360 wurden bereits alle algerischen Passinhaber mit Diplomatenpässen, die keine formelle Entsendung durch die algerische Regierung vorweisen konnten, zur Ausreise aufgefordert.

Belastete Beziehungen mit kolonialem Hintergrund

Die Beziehungen zwischen Algerien und Frankreich sind seit Jahren von wechselseitigen Spannungen geprägt. Historische Belastungen, insbesondere die Aufarbeitung der Kolonialzeit und der Algerienkrieg, wirken bis heute nach. In jüngerer Vergangenheit kam es wiederholt zu diplomatischen Auseinandersetzungen – etwa wegen Visafragen, der Erinnerungspolitik oder Äußerungen französischer Regierungsmitglieder über die algerische Innenpolitik. Zuletzt eskalierte die Situation, nachdem Frankreich defacto die marokkanischen Hoheitsansprüche auf die Westsahara anerkannte. Eine Region von höchstem strategischem und innenpolitischem Interesse für Algerien, dass die Frente Polisario in ihrem bewaffneten Kampf um Unabhängigkeit dieses Gebietes umfassend gegen das Königreich unterstützt.

Der nun entbrannte Streit um Einreisebedingungen für Beamte reiht sich somit in ein komplexes Geflecht an Spannungen ein, das von gegenseitigem Misstrauen und wiederkehrenden Provokationen geprägt ist.

Appell an Dialog und Stabilität

Trotz der Eskalation äußerte Frankreich den Wunsch nach Deeskalation. In der Erklärung des Außenministeriums heißt es: „Frankreich fordert die algerischen Behörden auf, Verantwortungsbewusstsein zu zeigen und im Interesse unserer beiden Länder zu dem anspruchsvollen und konstruktiven Dialog zurückzukehren, den unsere Behörden eingeleitet hatten.“

Ob dieser Appell Gehör findet, bleibt offen. In einem Umfeld wachsender geopolitischer Unsicherheiten im Maghreb wäre eine Stabilisierung der Beziehungen zwischen Paris und Algier für beide Seiten von strategischer Bedeutung – nicht zuletzt im Hinblick auf wirtschaftliche Zusammenarbeit, Migration und Sicherheitspolitik.

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