Mit digitalen Tools und tierschutzgerechten Maßnahmen begegnet Marokko der Kritik an seinem Umgang mit Straßenhunden – und stellt Weichen für ein neues Modell
Rabat – Im Vorfeld großer Sportereignisse wie der Fußball-Afrikameisterschaft 2025 und der WM 2030, an der Marokko als Co-Gastgeber beteiligt ist, geriet das Land international in die Kritik. Insbesondere im deutschsprachigen Raum kursierten Berichte, Marokko bereite die systematische Tötung streunender Hunde vor, um das Stadtbild zu „säubern“. Die marokkanische Regierung wies diese Anschuldigungen in einem Dementi zuletzt zurück.
Ein neues Modell: TNVR
Statt Tötungen verfolgt Marokko seit 2019 eine alternative Strategie, wie das marokkanische Nachrichtenportal Le360 berichtete: TNVR – „Trap, Neuter, Vaccinate, Return“. Dabei werden Hunde eingefangen, sterilisiert, gegen Tollwut geimpft, entwurmt, markiert und anschließend wieder in ihre gewohnte Umgebung entlassen. Diese Methode gilt als international anerkannter, nachhaltiger Ansatz zur Stabilisierung von Hundepopulationen.
Mohammed Roudani, Leiter der Abteilung für Hygiene und Grünflächen im Innenministerium, betont gegenüber dem Nachrichtenportal: „Marokko hat sich entschieden, das Problem nachhaltig, effektiv und ethisch anzugehen.“
Digitalisierung trifft Infrastruktur
Inzwischen wurden über 214 Millionen Dirham (ca. 20 Mio. Euro) für die Umsetzung bereitgestellt – etwa für den Aufbau kommunaler Tierkliniken in Städten wie Rabat, Marrakech oder Casablanca. Ergänzend dazu hat die Tierschutzorganisation AMPANA eine digitale Datenbank zur Rückverfolgung aller behandelten Tiere entwickelt. Die genaue Erfassung jedes einzelnen Hundes soll Transparenz und Effizienz sichern.
Auch Projekte zur oralen Impfung in schwer zugänglichen Regionen laufen. Parallel entstehen neue gesetzliche Rahmenbedingungen, die unter anderem Sanktionen bei Tierquälerei vorsehen und Zuständigkeiten klar regeln sollen.
Gesundheit, Sicherheit und Verantwortung
Streunende Hunde sind nicht nur ein Tierschutzthema, sondern auch eine Frage der öffentlichen Gesundheit, betonen die öffentlichen Träger. Ohne tierärztliche Kontrolle können sie Krankheiten wie Tollwut, Leishmaniose oder Echinokokkose verbreiten – mit gesundheitlichen wie wirtschaftlichen Folgen. Zudem sorgt die unkontrollierte Population mancherorts für Verunsicherung in der Bevölkerung.
Marokko setze daher auf ein Gleichgewicht zwischen Mensch und Tier – und betont, dass öffentliche Ordnung nicht auf Kosten des Lebensrechts gehen muss. Stattdessen entsteht schrittweise ein System, das auf Prävention, Aufklärung und institutionelle Zusammenarbeit setzt – ein Modell, das auch international Schule machen könnte.
Marokko – Dementi zu Gerüchten über Tötung von streunenden Hunden