Breites Bündnis ruft zu Protesten auf! Demonstration in der Hauptstadt Rabat vereint politische Lager gegen Normalisierung mit Israel und kritisiert internationale Doppelmoral auch im Fall Iran
Rabat – In Rabat haben nach marokkanischen Medienberichten am Sonntag (22. Juni 2025) Tausende Menschen an einer groß angelegten Demonstration teilgenommen, um ihre Ablehnung der militärischen Gewalt im Gazastreifen sowie der Angriffe auf iranisches Territorium zu bekunden. Die Protestaktion wurde vor allem von der „Nationalen Aktionsgruppe für Palästina“ organisiert und führte vom zentral gelegenen Platz Bab El Had (Altstadt) bis zum marokkanischen Parlament.
Getragen wurde der Marsch von einem ungewöhnlich breiten Bündnis politischer und zivilgesellschaftlicher Gruppen, darunter islamistische wie auch linke Organisationen, Gewerkschaften, Frauenverbände und Jugendgruppen. Trotz ideologischer Differenzen einte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine gemeinsame Botschaft: die entschiedene Ablehnung der militärischen Eskalation im Nahen Osten sowie der Normalisierung diplomatischer Beziehungen mit Israel.
Solidarität mit Gaza und scharfe Kritik an Israel
Im Mittelpunkt der Proteste stand die Lage im Gazastreifen. Die Demonstrierenden warfen Israel „ethnischen Völkermord“ vor, eine Formulierung, die sich auf anhaltende Bombardierungen, die gezielte Einschränkung von Hilfslieferungen sowie eine aus ihrer Sicht bewusste Verschärfung der humanitären Krise vor Ort bezieht.
Auf Spruchbändern und in Sprechchören hieß es unter anderem „Freiheit für Gaza trotz Hunger und Blockade“ sowie „Keine Kapitulation, Widerstand bis zum Ende“.
Die Teilnehmer forderten nicht nur das Ende der Kampfhandlungen, sondern auch ein grundsätzliches Umdenken in der arabischen Außenpolitik. Vor allem wurde die Haltung arabischer Regierungen kritisiert, die sich trotz der Eskalation nicht klar von Israel distanzierten. Die sogenannte „Normalisierung“ mit Israel wurde von vielen als Preisgabe palästinensischer Interessen gewertet.
Angriffe auf Iran als weiterer Kritikpunkt
Neben der Situation in Gaza war auch die Eskalation zwischen Israel, den USA und dem Iran Thema. Laut Berichten wurde besonders die jüngste Serie israelischer Angriffe auf iranischem Boden sowie die gezielte Zerstörung iranischer Nuklearanlagen durch die USA scharf verurteilt.
Diese Aktionen wurden als Ausdruck einer doppelten Standardsetzung im internationalen Recht kritisiert. Den Demonstranten zufolge werde Israel durch westliche Staaten eine faktische Straflosigkeit eingeräumt, die eine weitere Destabilisierung der Region begünstige.
Deutliche Forderung an arabische Regierungen
Ein zentrales Anliegen der Protestierenden war es, Druck auf die Regierungen der arabischen Welt auszuüben. Mehrfach wurde gefordert, die Normalisierungsprozesse mit Israel zu stoppen. Die „Untätigkeit der arabischen Regime angesichts der israelischen Barbarei“ wurde ebenso kritisiert wie das Schweigen zur iranischen Lage.
Der Protest in Rabat war damit nicht nur eine Geste der Solidarität mit den Menschen in Gaza und im Iran, sondern auch ein politisches Signal an die eigene Regierung und die arabische Staatengemeinschaft, ihre außenpolitischen Positionen zu überdenken.
Zwischen politischem Protest und gesellschaftlichem Stimmungsbild
Obgleich Demonstrationen in Marokko keine Seltenheit sind, war das breite Spektrum der Teilnehmenden bemerkenswert. Die Beteiligung von Frauen, Kindern, Gewerkschaften und religiösen wie säkularen Gruppen deutet darauf hin, dass die Entwicklungen im Nahen Osten nicht nur politische, sondern auch emotionale und identitätsstiftende Reaktionen in der marokkanischen Gesellschaft hervorrufen.
Die Demonstration verdeutlicht damit auch die Spannung zwischen der offiziellen Außenpolitik des Königreichs – das 2020 diplomatische Beziehungen zu Israel aufgenommen hat – und den ablehnenden Haltungen großer Teile der Bevölkerung.