Hitzerekorde und Wassermangel prägten das Klima 2024 – Staatlicher Wetterdienst ruft zu konsequenter Integration von Klimadaten in Politik und Planung auf
Rabat – Der marokkanische Wetterdienst (DGM) hat am Freitag in Rabat seinen Jahresbericht zum Zustand des Klimas 2024 vorgestellt. Die Präsentation fand im Beisein von Nizar Baraka, Minister für Ausrüstung und Wasser, statt. Der Bericht beleuchtet die wichtigsten Klimaentwicklungen des vergangenen Jahres und zeigt die wachsende Dringlichkeit, Klimadaten strategisch in öffentliche und private Entscheidungsprozesse zu integrieren.
2024 bisher Wärmstes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen
Laut dem Bericht war 2024 das bisher heißeste Jahr, das je in Marokko registriert wurde. Die Durchschnittstemperatur lag landesweit um +1,49 °C über dem Referenzwert von 1991–2020, wie der Generaldirektor für Meteorologie, Mohamed Dkhissi, erklärte. Besonders auffällig war der Temperaturanstieg in den Monaten Januar und November, in denen jeweils Rekordwerte für diese Zeiträume gemessen wurden.
Zwar war der Sommer 2024 laut Dkhissi etwas kühler als der des Vorjahres, dennoch kam es zu mehreren intensiven Hitzewellen, bei denen neue Höchstwerte erzielt wurden – unter anderem 47,7 °C in Beni Mellal und 47,6 °C in Marrakech. Der Temperaturanstieg reiht sich in den weltweiten Erwärmungstrend ein, bei dem erstmals die symbolische Grenze von +1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau überschritten wurde.
Sechstes Dürrejahr in Folge – mit regionalen Ausnahmen
Ein zentrales Thema des Berichts ist die anhaltende Dürre, die 2024 zum sechsten Jahr in Folge das Land belastete. Das nationale Niederschlagsdefizit betrug im Jahresmittel -24,8 %, wobei das landwirtschaftliche Wasserwirtschaftsjahr 2023–2024 mit einem Minus von 46,64 % das trockenste seit den 1960er-Jahren war.
Laut DGM gab es zwar im September in einigen Regionen wie dem Atlas, dem Südosten, Oriental und Tata punktuell starke Regenfälle. Diese führten sogar zur teilweisen Wiederauffüllung des seit Jahrzehnten ausgetrockneten Iriqui-Sees. Dennoch konnten sie den allgemeinen Trockenheitstrend nicht umkehren. Die Kombination aus Niederschlagsmangel, hohen Temperaturen und fehlendem Schnee verschärfte die Wasserknappheit weiter – mit absehbaren Folgen für Landwirtschaft, Energie und ländliche Gemeinden.
Klimabericht als strategisches Steuerungsinstrument
Minister Nizar Baraka würdigte den Bericht als zunehmend wichtiges Planungsinstrument. Er bezeichnete ihn als „strategischen Mechanismus“, der bei der Gestaltung wirtschaftlicher und sozialer Politik eine zentrale Rolle spiele. Laut MAP sagte Baraka:
„Der Jahresbericht über den Zustand des Klimas in Marokko ist nicht nur ein Regierungsdokument, sondern ein Instrument zur Ausrichtung öffentlicher und privater Investitionen auf nachhaltige Produktionssektoren.“
Er forderte die verstärkte Nutzung wissenschaftlicher und technologischer Entwicklungen – darunter den Ausbau terrestrischer und mariner Überwachungssysteme, die Satellitenbeobachtung sowie den Einsatz künstlicher Intelligenz zur Verbesserung von Klimavorhersagen.
Zugleich betonte Minister Baraka die Notwendigkeit, Klimainformationen als verbindlichen Bestandteil politischer Entscheidungen zu etablieren. Der Bericht verstehe sich als „Aufruf zum Handeln“, der staatlichen Stellen, Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft gleichermaßen in die Pflicht nehme.
Bedeutung für Investitionen und Anpassungsstrategien
Die Generaldirektion für Meteorologie sieht sich mit dem Bericht in einer aktiven Rolle zur Unterstützung gefährdeter Sektoren und zur Förderung langfristiger Anpassung. Ziel sei es, belastbare Klimadaten zur Verfügung zu stellen, um die Resilienz gegenüber künftigen Extremereignissen zu stärken.
Für Investoren und regionale Entwicklungsakteure bietet der Bericht wichtige Informationen, um klimabedingte Risiken besser zu bewerten und langfristige Investitionen resilient auszurichten – insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Energie und Raumplanung.
Datenbasierte Klimapolitik wird zur Notwendigkeit
Der Klimabericht 2024 der DGM unterstreicht, wie tiefgreifend der Klimawandel Marokko bereits heute betrifft – und wie wichtig es ist, Klimadaten systematisch in Politik, Planung und Wirtschaft zu integrieren. Die präsentierten Rekordwerte und Defizite sind kein einmaliges Phänomen, sondern Teil eines langfristigen Trends, der konkrete Anpassungen in allen gesellschaftlichen Bereichen erfordert.