Mit einem 1,2 Milliarden Dollar schweren Großprojekt könnte Marokko in das Rennen um ein Formel-1-Rennen in Afrika einsteigen – offizielle Bestätigungen von FIA oder Formel 1 stehen jedoch noch aus.
Paris – Wie die auf Motorsport spezialisierte Plattform RacingNews365 berichtet, könnte Marokko bald Teil der weltweiten Formel-1-Landschaft werden. Geplant sei ein umfassendes Infrastrukturprojekt im Süden der Küstenstadt Tanger, das neben einer international zertifizierten Rennstrecke auch ein Einkaufszentrum, Hotels, einen Yachthafen und einen Themenpark umfassen soll. Die geschätzten Investitionskosten belaufen sich auf rund 1,2 Milliarden US-Dollar, wovon laut Quelle bereits 800 Millionen Dollar aus privaten Mitteln zugesagt seien.
Der Standort sei nicht zufällig gewählt, wird der ehemalige Formel-1-Teamchef und Projektberater Eric Boullier zitiert, der im Dezember 2023 mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt worden sei. Tanger profitiere durch seine Nähe zu Europa, seine maritime Anbindung über den Hafen Tanger Med und die touristische Infrastruktur. Boullier habe gegenüber RacingNews365 erklärt, das Projekt sei ein „Mini-Abu Dhabi“, das langfristig ein eigenes wirtschaftliches Ökosystem schaffen solle.
Afrika im Fokus der Formel 1 – aber keine Zusagen
Ein zentrales Anliegen der Projektverantwortlichen sei es, die Rückkehr der Formel 1 auf den afrikanischen Kontinent nach 32 Jahren zu ermöglichen. Das bislang letzte Rennen fand 1993 in Südafrika (Kyalami) statt. Neben Südafrika hat sich inzwischen auch Ruanda offiziell beworben – Präsident Paul Kagame kündigte Ende 2023 die Kandidatur seines Landes an.
Auch Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali bestätigte kürzlich bei einem Medienauftritt am Rande des Grand Prix von Monaco, dass Gespräche mit „drei afrikanischen Ländern“ liefen. Er betonte jedoch, dass „nicht mit einem sehr kurzfristigen Ergebnis“ zu rechnen sei. Offizielle Entscheidungen oder Zusagen seitens der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) mit Sitz in Paris oder der Formel 1 stehen bislang aus.
Genehmigung auf höchster Ebene erforderlich
Der entscheidende nächste Schritt für das mutmaßliche Projekt in Marokko ist die Zustimmung durch die höchsten politischen Stellen des Königreichs. Laut Boullier sei das Projekt „strategisch für das Land“ und müsse auf Regierungsebene offiziell abgesegnet werden. Erst dann könne der Bau beginnen, mit einer geplanten Eröffnung im Jahr 2028.
Sollte Marokko den Zuschlag erhalten, könnten bis zu 10.000 Arbeitsplätze entstehen, vor allem in Tourismus, Logistik und Bauwirtschaft. Das Projekt wäre nicht nur ein Prestigegewinn für das Land, sondern auch ein wirtschaftlicher Impuls für die Region Tanger-Tétouan-Al Hoceima.
Ein ambitioniertes Vorhaben mit vielen Unbekannten
Trotz der detaillierten Projektpläne bleibt festzuhalten: Bislang handelt es sich um Spekulationen ohne offizielle Bestätigung durch die Formel 1 oder die FIA. Auch wenn die Machbarkeitsstudien abgeschlossen sind und erste Investitionen zugesagt wurden, hängt die Realisierung maßgeblich vom politischen Willen und der finalen Zustimmung der internationalen Motorsportverbände ab.
Marokko könnte in naher Zukunft Teil eines Comebacks der Formel 1 auf dem afrikanischen Kontinent werden. Das geplante Megaprojekt bei Tanger würde wirtschaftliches Potenzial und symbolische Bedeutung mit sich bringen – doch bisher bleibt es ein ambitionierter Entwurf ohne offizielle Bestätigung. Es wäre aber ein weiteres Mega-Projekt, neben dem diesjährigen CAF-Fußballpokal (Afrikameisterschaft) und der FIFA-WM 2030.