Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit gegen Frankreich und Spanien, die das Königreich als Protektorat unter sich aufteilten und beherrschten.
Rabat – Am Jahrestag der Verkündung des Unabhängigkeitsmanifestes würdigt Marokko den gemeinsamen Einsatz von Sultan Mohammed V., der Istiqlal-Partei, der nationalen Bewegung und dem Volk im Kampf gegen die Kolonialherrschaft.
Am 11. Januar 1944 wurde in Marokko das Unabhängigkeitsmanifest veröffentlicht – ein Ereignis, das einen entscheidenden Meilenstein im Kampf gegen die koloniale Fremdherrschaft markierte. Dieses Manifest, unterzeichnet von 67 führenden Persönlichkeiten des Widerstands und übergeben an die französischen und spanischen Kolonialbehörden, forderte die vollständige Unabhängigkeit des Landes, die Einführung einer Verfassung und die Wiederherstellung der Herrschaft unter Sultan Mohammed V., auch bekannt als Mohammed Ben Youssef, dem späteren König Mohammed V.
Die Veröffentlichung mobilisierte breite Teile der Bevölkerung und war Ausdruck der Synergie zwischen dem Volk, der Monarchie und der organisierten nationalen Bewegung. Trotz der gewaltsamen Repression durch die Kolonialmächte war das Manifest ein Auslöser und Beschleuniger für den Widerstand, der letztlich zur Unabhängigkeit des Königreichs im Jahr 1956 führte.
Die Rolle von Sultan Mohammed V. – Symbol der Einheit und des Widerstands
Sultan Mohammed V. spielte eine zentrale Rolle in dieser historischen Phase. Seine entschiedene Ablehnung der kolonialen Politik und sein Engagement für die Rechte des marokkanischen Volkes machten ihn zur Schlüsselfigur des nationalen Kampfes. Bereits vor der Verkündung des Manifests setzte er sich aktiv für Reformen und die marokkanische Sache ein.
Ein entscheidender Moment war die Konferenz von Anfa im Januar 1943, bei der Sultan Mohammed V. mit US-Präsident Franklin D. Roosevelt und dem britischen Premierminister Winston Churchill zusammentraf. Er brachte die Unabhängigkeitsfrage Marokkos auf die internationale Agenda und hob die wichtige Rolle hervor, die marokkanische Soldaten im Kampf der Alliierten im Zweiten Weltkrieg spielten. Präsident Roosevelt unterstützte daraufhin die Bestrebungen nach Freiheit und erkannte die Legitimität der Forderungen des marokkanischen Volkes an.
König Mohammed V. ließ sich weder durch politischen Druck noch durch Repressalien der Kolonialmächte beugen. Sein historischer Besuch in Tanger 1947, bei dem er erneut die Unabhängigkeit Marokkos forderte, verdeutlichte seine unerschütterliche Haltung. Diese Widerstandskraft führte schließlich zu seiner Zwangsenteignung und seinem Exil, was den Widerstand im Land jedoch weiter anstachelte.
Marokko – Feier zum Unabhängigkeitstag – Eine bewegte Geschichte im Streben nach Freiheit.
Der Beitrag der nationalen Bewegung und der Istiqlal-Partei
Neben der Führungsrolle des Sultans war die nationale Bewegung, darunter die Istiqlal-Partei, eine treibende Kraft hinter der Unabhängigkeit. Bereits in den 1930er Jahren organisierte die Bewegung unter Anleitung des marokkanischen Aktionskomitees Proteste gegen koloniale Maßnahmen wie den „Berber Dahir“ von 1930, der die Spaltung der marokkanischen Gesellschaft entlang ethnischer Linien vertiefen sollte.
Die Istiqlal-Partei, die 1944 das Unabhängigkeitsmanifest maßgeblich verfasste, mobilisierte landesweit Unterstützung und organisierte Demonstrationen. Diese wurden oft gewaltsam von den Kolonialbehörden niedergeschlagen, schürten jedoch den Widerstand weiter. Die Kombination aus politischem Druck, zivilen Unruhen und der symbolischen Führung durch Sultan Mohammed V. stärkte die Unabhängigkeitsbewegung erheblich.
Die Aufgabe, das Land zu befreien, wurde durch die Aufteilung Marokkos in verschiedene Protektoratszonen zusätzlich erschwert. Während Frankreich Zentralmarokko kontrollierte, verwaltete Spanien den Norden und Süden. Die Stadt Tanger war eine internationale Zone, in der mehrere Mächte Einfluss ausübten. Diese künstliche Zersplitterung erschwerte nicht nur die Verwaltung, sondern auch den einheitlichen Widerstand. Doch das Unabhängigkeitsmanifest vereinte die Forderungen aller Regionen und gab dem Kampf eine klare Richtung.
Der Weg zur Unabhängigkeit
Die Verkündung des Manifests war ein Wendepunkt, doch der Weg zur Unabhängigkeit blieb steinig. Nach der Exilierung Sultan Mohammed V.s wuchs die Entschlossenheit der Bevölkerung, die koloniale Herrschaft zu beenden. Die Rückkehr des Sultans aus dem Exil im Jahr 1955 wurde zu einem symbolischen Sieg des Widerstands. Bereits ein Jahr später, 1956, erlangte Marokko seine vollständige Unabhängigkeit und Sultan Mohammed V. wurde als „Vater der Nation“ gefeiert.
Gedenken an ein gemeinsames Vermächtnis
Der Jahrestag der Verkündung des Unabhängigkeitsmanifestes wird in Marokko mit zahlreichen Veranstaltungen gewürdigt. Historiker, Politiker und Bürger erinnern an die zentrale Rolle des Sultans, der Istiqlal-Partei und der breiten Unterstützung des Volkes. Neben Vorträgen und kulturellen Programmen wird die Bedeutung des Ereignisses für die nationale Identität betont.
Dieses Gedenken dient nicht nur dazu, die Errungenschaften der Vergangenheit zu feiern, sondern auch die Einheit zwischen Monarchie und Volk zu stärken. Es symbolisiert die Opfer, die für die Freiheit erbracht wurden, und erinnert daran, dass der Kampf für nationale Würde und Souveränität ein gemeinsames Projekt war.
Die Verkündung des Unabhängigkeitsmanifestes von 1944 war ein entscheidender Moment in Marokkos Befreiungsgeschichte. Sie steht für die Einheit von Sultan Mohammed V., der nationalen Bewegung und dem Volk im Kampf gegen Kolonialherrschaft. Das Vermächtnis dieses Ereignisses lebt fort – als Erinnerung an die Opfer und den Mut, die nötig waren, um die Freiheit des Landes zu sichern.