Neue digitale Plattformen und mehrsprachige Serviceangebote sollen die Verwaltung für Millionen MREs weltweit effizienter und zugänglicher gestalten – doch es gibt auch Kritik an der praktischen Umsetzung.
Rabat – Die marokkanische Regierung baut ihre digitalen Dienste für im Ausland lebende Marokkanerinnen und Marokkaner (MRE) weiter aus. Außenminister Nasser Bourita erklärte am Dienstag im Oberhaus des Parlaments, dass die Digitalisierung ein zentrales Instrument zur Erleichterung konsularischer Dienstleistungen darstelle – im Einklang mit den Hohen Weisungen von König Mohammed VI.
Im Zentrum steht das Portal „eConsulat“, das als digitale Hauptschnittstelle für konsularische Anliegen fungiert. Ergänzt wird es durch den einheitlichen Konsularführer, der seit drei Jahren eine ortsunabhängige Nutzung konsularischer Dienste ermöglicht. Ziel ist es, die Erreichbarkeit zu verbessern und bürokratische Hürden zu verringern.
Neue digitale Dienste und laufende Projekte
Außenminister Bourita kündigte die Erweiterung bestehender Plattformen wie „Chikaya“, „Watiqa“ und „Izdiyad“ an. Diese bieten unter anderem Dokumentenservices und Beschwerdemanagement aus der Ferne an. Ein mehrsprachiges Kommunikationszentrum – aktuell in sieben Sprachen aktiv – sowie eine digitale Terminvergabe sollen den direkten Kontakt zusätzlich vereinfachen.
Ein weiteres Projekt befindet sich in der Entwicklung: die elektronische Genehmigung für den Transport sterblicher Überreste, eine Dienstleistung, die bislang zeitaufwendig war und oft persönliche Vorsprachen erforderte. Auch ein E-Stempel– und Online-Zahlungssystem ist im Aufbau.
Sprachbarrieren und Zugänglichkeit bleiben Herausforderung
Trotz des digitalen Fortschritts äußern viele Auslandsmarokkaner Kritik an der praktischen Nutzbarkeit der neuen Systeme. Insbesondere in Ländern, in denen Arabisch oder Französisch nicht gängig sind – etwa in Teilen Nordamerikas, Skandinaviens oder Deutschlands – beklagen Bürgerinnen und Bürger erhebliche Hürden bei der Nutzung der Plattformen. Häufig beginne das Problem bereits bei der Online-Terminvergabe, da die Seiten nur unvollständig übersetzt oder in zu geringer sprachlicher Qualität angeboten würden.
Vor allem Angehörige der zweiten, dritten oder vierten Generation von MREs oder einfach Bürgerinnen und Bürger anderer Nationalitäten, die kaum noch Arabisch oder Französisch sprechen, fühlen sich im digitalen Angebot nicht mitgedacht. Ähnliches gitlt für MRE im Rentenalter, die mit der digitalen Welt eher fremden. Für sie wird selbst der Zugang zu grundlegenden Verwaltungsdiensten zur Herausforderung – ein Umstand, der im Widerspruch zum Anspruch steht, die Dienstleistungen für alle MREs barrierefrei verfügbar zu machen.
Digitalisierung mit Potenzial – und Nachholbedarf
Die marokkanische Regierung hat mit der Digitalisierung ihrer konsularischen Dienste einen wichtigen Schritt zur Modernisierung der Verwaltung gemacht. Gleichzeitig zeigt sich jedoch, dass technologische Verfügbarkeit nicht automatisch gleichbedeutend mit Zugänglichkeit ist. Ohne umfassendere sprachliche Anpassungen und nutzerfreundliche Schnittstellen droht ein Teil der Diaspora vom Fortschritt ausgeschlossen zu bleiben.
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