StartMarokkoMarokko – Bildungsreform im Kreuzfeuer der Kritik - Regierung verteidigt Reformkurs

Marokko – Bildungsreform im Kreuzfeuer der Kritik – Regierung verteidigt Reformkurs

Kritik aus dem Parlament: „Mittelmäßige Ergebnisse trotz Milliarden“

Königliche Bildungsvision als Leitlinie – Zwischen Vision und Realität – Opposition spricht von Versagen

Rabat – Die marokkanische Regierung sieht sich mit zunehmender Kritik an ihrem Reformkurs im Bildungssektor konfrontiert, während sie zugleich auf die strategische Ausrichtung durch König Mohammed VI. verweist. Regierungschef Aziz Akhannouch betonte in einer Sitzung des Repräsentantenhauses die Rolle der „High Royal Vision“ als richtungsweisenden Rahmen für eine gerechte und leistungsfähige öffentliche Schule. Diese Reform ziele auf „die Qualifizierung des Humankapitals“ und die „Gewährleistung von Chancengleichheit“, so Akhannouch laut der staatlichen Nachrichtenagentur MAP.

Er erinnerte daran, dass der König das Bildungswesen seit seiner ersten Thronrede 1999 als nationale Priorität betrachte. Die Regierung arbeite daher konsequent daran, die notwendigen finanziellen Mittel bereitzustellen. So sei vorgesehen, das Budget bis 2027 jährlich um 9,5 Milliarden Dirham zu erhöhen, was sich laut Akhannouch bereits positiv auf Vorschule, Schulsystem und Sport auswirke.

Kritik aus dem Parlament: „Mittelmäßige Ergebnisse trotz Milliarden“

Während die Regierung auf Fortschritte verweist, zeigen sich die Oppositionsparteien – MP, USFP, PPS und PJD – geschlossen unzufrieden mit der Umsetzung der Reform. Sie bemängeln, dass trotz hoher Investitionen die Resultate in Grund- und Sekundarschulen sowie Universitäten „weit hinter den Erwartungen“ zurückblieben.

Besonders deutlich wurde Mohamed Ouzzine, Generalsekretär der MP, der betonte: „Alle internationalen Indikatoren zeigen, dass Marokko in puncto Bildung einen der unteren Plätze belegt“, wie das Nachrichtenportal Le360.ma berichtete. Auch regierungsnahe Stimmen, darunter Abgeordnete der PAM, äußerten Unzufriedenheit – insbesondere mit Blick auf den Schultransport im ländlichen Raum.

Personalpolitik und Streiks als Streitpunkt

Heftige Kritik wurde auch an den neu ernannten Bildungsministern geübt. Zwar verwies Akhannouch auf die Integration ehemaliger Vertragslehrer in das reguläre System und auf ein dafür mobilisiertes Budget von über zwei Milliarden Dirham MAD, doch die Opposition hält dagegen: Die Streiks von Sekundarschullehrern und Medizinstudierenden hätten zu einem faktischen „verlorenen Schuljahr“ geführt.

Hinzu kommen Berichte über mutmaßliche Fälschungen von Universitätsabschlüssen an der Universität von Agadir. Mehrere Oppositionsabgeordnete erklärten, dass die Justiz in diesem Fall bereits eingeschaltet sei.

Geringe Qualität behindert Wirtschaftswachstum

Die Diskussion um die Bildungsreform hat sich damit längst zu einer politischen Grundsatzdebatte entwickelt, insbesondere vor den im nächsten Jahr anstehenden Parlamentswahlen. Für die Regierung ist sie Ausdruck langfristiger strategischer Planung unter königlicher Führung. Die Opposition hingegen sieht im Reformverlauf ein Symbol für die aus ihrer Sicht mangelhafte Regierungsführung – auch vor dem Hintergrund steigender Lebenshaltungskosten und wachsender sozialer Unzufriedenheit.

Wie tragfähig die Reformpläne der Regierung tatsächlich sind, dürfte sich in den kommenden Jahren nicht nur an Budgetzahlen, sondern vor allem an den Bildungsleistungen der kommenden Generationen zeigen. Wichtig ist, dass schlecht ausgebildete Menschen mit einen niedrigen oder auch unflexiblen Bildungshintergrund das angestrebte Wirtschaftswachstum und damit die allgemeine Entwicklung des Landes behindern.

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