Ermittlungen gegen Hochschulprofessor in Agadir – Verdachtsfall an juristischer Fakultät wirft Fragen zum Umgang mit Machtmissbrauch im Hochschulsystem auf.
Agadir – An der juristischen Fakultät der Universität Ibn Zohr in Agadir ist ein Korruptionsfall bekannt geworden, der derzeit landesweit für Aufmerksamkeit sorgt. Im Zentrum der Affäre steht der Professor und ehemalige Dekan der Fakultät, Mohammed Klich, gegen den die Justiz in mehreren Punkten ermittelt.
Laut einem Bericht des Magazins TelQuel vom 19. Mai 2025 wird dem Professor vorgeworfen, finanzielle Vorteile im Austausch für akademische Gefälligkeiten gewährt zu haben – unter anderem bei der Vergabe von Noten, Studienplätzen und Prüfungszulassungen. Die marokkanischen Behörden bestätigten den Anfangsverdacht; eine offizielle Anklage steht jedoch noch aus.
Breite öffentliche Reaktion und institutionelle Folgen
Die Enthüllungen haben nicht nur im akademischen Umfeld, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit Unmut ausgelöst. Viele Studierende und Absolventinnen der Universität sehen in dem Fall eine Bestätigung struktureller Schwächen in Teilen des marokkanischen Hochschulsystems. Forderungen nach mehr Transparenz, externer Kontrolle und unabhängigen Beschwerdemechanismen werden lauter.
In einer ersten Reaktion hat die Universitätsleitung erklärt, man werde „vollumfänglich mit den Behörden kooperieren“ und verwies darauf, dass „jegliches Fehlverhalten Einzelner nicht den Werten der Institution“ entspreche. Gleichzeitig wurden interne Überprüfungsmaßnahmen angekündigt.
Akademische Korruption eher kein Einzelfall
Obwohl es sich um einen Einzelfall handelt, reiht sich der aktuelle Vorgang in eine Reihe früherer Verdachtsfälle ein, die in den letzten Jahren an marokkanischen Universitäten publik wurden. Dabei ging es häufig um ähnliche Vorwürfe wie Missbrauch von Machtpositionen, sexuelle Erpressung oder Vorteilsnahme im Prüfungsbetrieb.
Experten wie der Bildungsforscher Abdelaziz Talbi mahnen seit Jahren strukturelle Reformen an: „Ein nachhaltiger Wandel kann nur gelingen, wenn unabhängige Kontrollinstanzen geschaffen werden und Fakultäten nicht länger wie persönliche Machtzentren geführt werden“, sagte Talbi laut TelQuel.
Juristische Aufarbeitung steht bevor
Die Ermittlungen gegen Mohammed Klich befinden sich derzeit in einem frühen Stadium. Berichten zufolge wird geprüft, ob weitere Mitarbeitende oder Externe involviert waren. Das Verfahren könnte somit weitreichende Folgen für die Institution und mögliche Mitwisser haben.
Parallel dazu wird die Frage gestellt, wie das Hochschulministerium künftig auf ähnliche Fälle reagieren will – insbesondere mit Blick auf Vertrauensschutz für Studierende und wissenschaftliche Integrität.
Die Affäre an der juristischen Fakultät von Agadir legt zentrale Schwächen im Umgang mit Macht und Verantwortung im marokkanischen Hochschulwesen offen. Der Fall könnte zu einem Prüfstein für institutionelle Glaubwürdigkeit und Reformfähigkeit im Bildungssektor werden. Ob er darüber hinaus zu einem Umdenken im System führt, bleibt vorerst offen.