Leicht positive Beschäftigungsentwicklung bei anhaltenden Herausforderungen für Jugend und ländliche Regionen. Mehr stellen in Ballungszentren – Verluste in ländlichen Regionen
Rabat – Im ersten Quartal 2025 zeigt der marokkanische Arbeitsmarkt Anzeichen einer Erholung. Laut aktuellen Zahlen des Hohen Planungskommissariats (HCP) wurden innerhalb eines Jahres landesweit 282.000 neue Arbeitsplätze geschaffen – fast ausschließlich in städtischen Gebieten, wo 285.000 neue Stellen entstanden. In ländlichen Regionen hingegen ging die Zahl der Beschäftigten leicht zurück (minus 3.000).
Besonders deutlich fällt der Anstieg bezahlter Beschäftigungsverhältnisse aus: 319.000 zusätzliche Stellen wurden hier verzeichnet, während 37.000 unbezahlte Arbeitsplätze wegfielen. Dies deutet auf eine allmähliche Formalisierung des Arbeitsmarktes hin – ein bedeutender Schritt für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung.
Dienstleistungen dominieren, Landwirtschaft verliert
Die Dienstleistungsbranche erwies sich erneut als stärkster Motor für neue Jobs. Mit 216.000 neuen Arbeitsplätzen entfielen über 75 % des gesamtwirtschaftlichen Zuwachses auf diesen Sektor. Auch die Industrie (+83.000) und das Baugewerbe (+52.000) trugen zur Verbesserung bei. Einzig die Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft musste erneut Verluste hinnehmen – rund 72.000 Arbeitsplätze gingen hier verloren, insbesondere in ländlichen Regionen, wo dieser Sektor nach wie vor dominierend ist.
Rückgang der Arbeitslosigkeit – mit deutlichen sozialen Unterschieden
Die Gesamtzahl der Arbeitslosen sank leicht um rund 15.000 Personen auf 1,63 Millionen, womit die nationale Arbeitslosenquote auf 13,3 % zurückging (Vorjahr: 13,7 %). Während die Quote in den Städten deutlich fiel (von 17,6 % auf 16,6 %), stieg sie auf dem Land um 0,5 Prozentpunkte auf 7,3 %.
Nach Bevölkerungsgruppen zeigen sich jedoch weiterhin große Unterschiede: Die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen (15–24 Jahre) liegt bei alarmierenden 37,7 %, bei Frauen bei 19,9 % und unter Hochschulabsolventen bei 19,4 %. Diese Zahlen spiegeln strukturelle Herausforderungen bei der Integration gut ausgebildeter junger Menschen in den Arbeitsmarkt wider.
Zunehmende Unterbeschäftigung und regionale Disparitäten
Ein wachsendes Problem stellt die Unterbeschäftigung dar – also das Fehlen ausreichender Arbeitszeit oder Arbeitsinhalt. Sie stieg landesweit auf 1,25 Millionen Menschen. Besonders stark betroffen sind ländliche Regionen, wo die Quote auf 14,8 % kletterte. In städtischen Gebieten lag sie bei 10 %.
Auch regional gibt es große Unterschiede: Während Regionen wie Drâa-Tafilalet oder Marrakech-Safi vergleichsweise niedrige Arbeitslosenquoten aufweisen, bleibt die Lage in anderen, insbesondere östlichen und südlichen Gebieten angespannt. So verzeichnete die Region Oriental eine Quote von 25,2 %.
Stabilisierung mit Schwachstellen
Die aktuellen Zahlen deuten auf eine moderate Erholung des marokkanischen Arbeitsmarkts hin, vor allem in urbanen und formellen Sektoren. Gleichzeitig offenbaren sie weiterhin tiefgreifende Probleme, etwa die mangelnde Integration junger Menschen, regionale Disparitäten und eine nach wie vor hohe informelle oder unzureichend abgesicherte Beschäftigung.
Für politische Entscheidungsträger bedeutet dies eine doppelte Aufgabe: Einerseits gilt es, den positiven Trend in den Wachstumsbranchen zu verstetigen. Andererseits muss die Inklusion benachteiligter Gruppen und Regionen stärker in den Mittelpunkt rücken – um wirtschaftliche Dynamik mit sozialer Stabilität zu verbinden.