König spricht seine Anteilnahme aus. Prinz Rachid nimmt an Beisetzung teil. Mit dem Tod von Abdelhak Lamrini verliert Marokko eine bedeutende intellektuelle und kulturelle Persönlichkeit.
Rabat – Marokko trauert um Abdelhak Lamrini, den langjährigen Historiographen des Königreichs und Sprecher des Königspalastes, der am Montag im Alter von 91 Jahren in Rabat verstorben ist. Herr Lamrini galt als zentrale Figur der modernen marokkanischen Geschichtsschreibung und war über Jahrzehnte hinweg sowohl Berater als auch Chronist der Monarchie.
Prinz Moulay Rachid nahm persönlich an der Beisetzung teil, die am gestrigen Dienstag auf dem Friedhof von Achouhada in Rabat stattfand. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Militär und Kultur sowie Mitglieder der königlichen Familie erwiesen dem Verstorbenen die letzte Ehre. Die Beisetzungszeremonie war geprägt von Gebeten, der Rezitation von Koranversen sowie einem sichtbaren Ausdruck nationaler Anteilnahme.
Königliches Beileid und öffentliche Würdigung
In einer offiziellen Botschaft bekundete König Mohammed VI. der Familie des Verstorbenen sein tiefes Mitgefühl. Der König würdigte Herrn Lamrini als „treuen Diener“ des Landes, dessen Tod einen schweren Verlust für die akademische und kulturelle Welt des Landes darstelle.
„Der größte Trost nach diesem erschütternden Verlust ist der unschätzbare intellektuelle und wissenschaftliche Beitrag, den der Verstorbene in seiner langen, mehr als sechs Jahrzehnte währenden Karriere geleistet hat“, so der König laut der marokkanischen Nachrichtenagentur MAP. Besonders hervorgehoben wurden Lamrinis Werke, die die Nationalbibliothek des Königreichs nachhaltig bereichert hätten – ein bleibendes Vermächtnis seiner historischen und literarischen Arbeit.
König Mohammed VI. betonte in seiner Beileidsbotschaft Lamrinis „aufrichtiges und unerschütterliches Engagement für die Konstanten und Heiligkeiten der Nation sowie für den glorreichen Alaouiten-Thron“. Die emotionale Tiefe der Botschaft unterstreicht die persönliche Wertschätzung und Nähe, die zwischen dem Monarchen und dem Verstorbenen bestanden haben müssen.
Ein intellektuelles Erbe mit politischer Bedeutung
Herr Lamrini bekleidete in seinem Leben zentrale Ämter, die ihn nicht nur zum Chronisten der Monarchie machten, sondern auch zu einer moralischen Instanz im kulturellen Diskurs Marokkos. Als offizieller Sprecher des Königspalastes fungierte er zudem als Bindeglied zwischen Institution und Öffentlichkeit, zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
In einer Zeit wachsender gesellschaftlicher und politischer Herausforderungen in der Maghreb-Region spielte Herr Lamrini eine vermittelnde Rolle, die historische Kontinuität mit aktuellen Entwicklungen zu verbinden wusste. Seine Publikationen, deren Inhalte der breiten Öffentlichkeit oft nur in Teilen bekannt sind, gelten innerhalb akademischer Kreise als bedeutende Quellen für die Erforschung der jüngeren Geschichte Marokkos.
Nationale Trauer und Ausblick
Die breite Teilnahme an der Beisetzung und die sichtbare Trauer innerhalb staatlicher Institutionen lassen erkennen, dass der Tod von Abdelhak Lamrini nicht nur ein persönlicher Verlust für seine Familie, sondern auch ein kollektiver Einschnitt für die marokkanische Öffentlichkeit ist. Sein Ableben wirft zugleich die Frage auf, wie die offizielle Geschichtsschreibung des Landes künftig weitergeführt werden soll – und durch wen.
Ob eine Nachfolge als Historiograph des Königreichs zeitnah benannt wird, ist bislang nicht bekannt. Klar ist jedoch, dass das geistige Erbe Lamrinis weiterwirken wird – sowohl durch seine Schriften als auch durch sein beispielhaftes Wirken an der Schnittstelle von Kultur, Politik und öffentlicher Kommunikation.
Mit dem Tod von Abdelhak Lamrini verliert Marokko eine prägende Figur des intellektuellen Lebens und einen bedeutenden Hüter der nationalen Geschichte. Die Reaktionen aus dem Königshaus und der Öffentlichkeit verdeutlichen die Bedeutung seiner Rolle weit über das Protokollarische hinaus.