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Algerien – Frankreich weist Diplomaten aus und ruft Botschafter zurück – Eskalation nach algerischer Reaktion

Ein Rückfall trotz diplomatischer Annäherung

Nach der Ausweisung von zwölf französischen Botschaftsangehörigen durch Algerien verschärft Paris den Ton und kontert mit ähnlichen Maßnahmen – die bilateralen Beziehungen stehen erneut vor einer Zerreißprobe.

Paris – Die diplomatische Krise zwischen Frankreich und Algerien hat sich in den vergangenen Tagen dramatisch zugespitzt. Frankreich hat am Dienstag, den 15. April, als direkte Reaktion auf die Ausweisung von zwölf Mitarbeitern seiner Botschaft durch die algerische Regierung ebenfalls zwölf algerische Diplomaten zur Ausreise aufgefordert. Zusätzlich wurde der französische Botschafter in Algier, Stéphane Romatet, zu Konsultationen nach Paris zurückbeordert – ein Schritt, der in der Diplomatie als deutlicher Ausdruck des Missfallens gilt.

Die französische Regierung erklärte, man sehe in der Entscheidung Algiers eine klare Verantwortung für die Verschlechterung der bilateralen Beziehungen. Die Reaktion Frankreichs sei eine angemessene Antwort auf eine „ungerechtfertigte und feindselige Maßnahme“ seitens der algerischen Behörden, heißt es aus dem Élysée-Palast. Der französische Innenminister Bruno Retailleau betonte in einem Fernsehinterview, dass Frankreich nicht akzeptieren könne, „zum Tummelplatz ausländischer Dienste zu werden“.

Algerien spricht von „souveräner und verhältnismäßiger“ Entscheidung

Die algerische Seite verteidigt ihr Vorgehen hingegen als rechtmäßig und durch Gegenseitigkeit begründet. In einer offiziellen Erklärung, veröffentlicht von der algerischen staatlichen Nachrichtenagentur APS (Agence Presse Service), bezeichnete das Außenministerium die Ausweisung der zwölf französischen Beamten aus der Botschaft und den Konsulaten als eine „souveräne und verhältnismäßige Maßnahme“. Diese sei notwendig geworden, nachdem ein Angehöriger des algerischen Konsulats in Créteil von der französischen Polizei festgenommen und unter Anklage gestellt wurde. Er war am 12. April im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Entführung des regierungskritischen Influencers Amir Boukhors („Amir DZ“) in Untersuchungshaft genommen worden.

In der APS-Meldung wird betont, dass Algerien sich bei seiner Entscheidung auf das Prinzip der Reziprozität berufe. Frankreich habe mit der Verhaftung eines Konsulatsmitarbeiters die internationalen Konventionen verletzt, insbesondere das Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen. Die Maßnahme richte sich ausschließlich gegen bestimmte Elemente innerhalb der französischen Verwaltung – konkret wird das französische Innenministerium genannt –, nicht aber gegen die französische Regierung als Ganzes.

Zielscheibe Innenminister Retailleau

Tatsächlich scheinen sich die algerischen Vorwürfe gezielt gegen Innenminister Bruno Retailleau zu richten. Dieser wird in der offiziellen Verlautbarung als treibende Kraft hinter einer „feindlichen und destruktiven Haltung“ gegenüber Algerien dargestellt. Ihm wird unterstellt, durch „subversive Aktionen“ und „schmutzige Methoden“ die Beziehungen beider Länder bewusst zu destabilisieren. Paris weist diese Schuldzuweisungen strikt zurück. Außenminister Jean-Noël Barrot betonte im französischen Fernsehen, dass Retailleau „mit dem laufenden Verfahren nichts zu tun“ habe.

Ein Rückfall trotz diplomatischer Annäherung

Die Eskalation erfolgt nur wenige Tage nach einem vermeintlichen Schritt in Richtung Entspannung. Am 6. April hatte Barrot Algerien besucht, um nach acht Monaten diplomatischer Eiszeit – ausgelöst durch Frankreichs Unterstützung der marokkanischen Position in der Westsahara-Frage – wieder eine stabilere Grundlage für den Austausch zu schaffen. Die Ausweisungen revidieren nun jedoch jede Aussicht auf eine Normalisierung.

Insbesondere die Tatsache, dass alle zwölf ausgewiesenen französischen Diplomaten im Innenministerium tätig waren, wird in Paris als gezielter Affront gewertet. Präsident Macron persönlich kündigte die französischen Gegenmaßnahmen an – ein Indiz dafür, dass die Affäre auf höchster politischer Ebene angekommen ist.

Algerien – Neustart im Verhältnis zu Frankreich – Außenminister Barrot zu Besuch in Algier

Mögliche Konsequenzen für die Zusammenarbeit

Die erneute Verschärfung der Spannungen wirft einen Schatten auf bestehende Abkommen zwischen beiden Staaten, insbesondere in den Bereichen Migration, Sicherheit und wirtschaftliche Kooperation. In der Vergangenheit waren diese Partnerschaften bereits mehrfach durch politische Differenzen gefährdet.

Beobachter in Paris und Algier befürchten, dass der diplomatische Schlagabtausch das Vertrauen auf beiden Seiten weiter untergräbt – mit potenziellen Auswirkungen nicht nur auf die bilateralen Beziehungen, sondern auch auf europäische Kooperationen mit Nordafrika im Rahmen der Mittelmeerpolitik.

Die wechselseitigen Ausweisungen von Diplomaten und die gegenseitigen Schuldzuweisungen zeigen, wie fragil das Verhältnis zwischen Frankreich und Algerien derzeit ist. Während Algier auf Souveränität pocht und sich im Recht sieht, warnt Paris vor einem Rückfall in eine „Spirale der Feindseligkeiten“. Für wirtschaftliche und politische Akteure in der Region bleibt die Frage offen, ob kurzfristige Interessen erneut eine langfristige Stabilisierung blockieren.

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