Direkthilfeprogramm für Wohnraumförderung zeigt erste Erfolge – auch Marokkaner im Ausland profitieren – Staatliche Unterstützung beim Eigenheim: Zwischen Sozialpolitik und Wirtschaftsförderung
Rabat – Das marokkanische Bau- und Wohnministerium stelle ein ambitioniertes Programm zur direkten Wohnraumförderung vor, dass bis Ende April 2025 bereits rund 48.000 Menschen unterstützt hat. Das gab Adib Benbrahim, Staatssekretär für Wohnungsbau, im Parlament bekannt. Die Maßnahme zielt auf eine deutliche Verbesserung der Wohnsituation einkommensschwächerer Haushalte ab und steht exemplarisch für die sozialpolitischen Reformen unter der Führung von König Mohammed VI.
Zwei Zielgruppen, abgestufte Förderung
Das Förderprogramm richtet sich an zwei Hauptgruppen: Haushalte mit niedrigem Einkommen sowie solche mit mittlerem Einkommen. Die Höhe der Beihilfe richtet sich nach dem Wert der zu erwerbenden Immobilie:
- 100.000 Dirham für Wohnungen bis zu einem Wert von 300.000 Dirham
- 70.000 Dirham für Wohnungen im Bereich von 300.000 bis 700.000 Dirham
Nach Angaben des Staatssekretärs entfielen rund 64 % der bislang bewilligten Fördermittel auf Personen mit mittlerem Einkommen, die eine Immobilie im höheren Preissegment erwarben. Die Daten deuten auf eine rege Nachfrage in dieser Einkommensgruppe hin – ein Zeichen sowohl für den akuten Bedarf an Wohneigentum als auch für das Vertrauen in das Förderinstrument.
Marokkaner im Ausland (MRE) stellen ein Viertel der Begünstigten
Besondere Beachtung findet im Rahmen des Programms auch die marokkanische Diaspora, die im Ausland lebenden Marokkanerinnen und Marokkaner (MRE). Etwa 25 % der bisherigen Begünstigten leben im Ausland. Laut Staatssekretär Benbrahim ist das Interesse dieser Gruppe hoch, was auf ein gesteigertes Bedürfnis nach Eigentum in der Heimat schließen lässt. Um den Zugang zu erleichtern, stellt das Ministerium technische und administrative Unterstützung zur Verfügung – etwa bei der Zusammenstellung der Antragsunterlagen.
Zudem wurden zwei Sensibilisierungskampagnen gestartet, darunter eine mobile Informationskarawane an Grenzübergängen und in größeren Städten. Auch die staatliche Immobiliengesellschaft Al Omrane veranstaltete eigene Aktionstage zur Unterstützung potenzieller Antragsteller.
Herausforderungen im sozialen Wohnungsbau bleiben bestehen
Trotz der Fortschritte in der individuellen Wohnbauförderung bleibt der strukturelle Handlungsbedarf im sozialen Wohnungswesen hoch. Wie der Staatssekretär weiter mitteilte, seien im ganzen Land noch rund 121.000 prekären Unterkünfte zu sanieren oder zu ersetzen – allein 60.000 davon in Casablanca.
In mehreren Städten laufen bereits Programme zur Sanierung informeller Siedlungen. Zahlreiche Familien wurden laut Staatssekretär Benbrahim inzwischen in alternative Sozialwohnungen umgesiedelt. Die Verbesserung der urbanen Wohnverhältnisse bleibt damit ein zentrales Ziel der Regierungspolitik.
Positive Signale, aber langfristige Aufgaben
Das Direkthilfeprogramm des marokkanischen Staates zeigt bislang eine klare Wirkung: Es fördert Wohneigentum, stärkt die Mittelschicht und bindet die Diaspora aktiv ein. Auch signalisiert es eine zunehmende Fokussierung der Wohnbaupolitik auf gezielte finanzielle Unterstützung statt großflächiger staatlicher Bauprojekte.
Gleichzeitig unterstreichen die hohen Zahlen an noch zu sanierenden Slums und prekären Unterkünften, dass das Land vor langfristigen Herausforderungen steht. Die Balance zwischen direkter Förderung, städtebaulicher Sanierung und sozialer Integration wird entscheidend sein für die nachhaltige Verbesserung der Lebensverhältnisse im urbanen Raum Marokkos.
Marokkos Direkthilfeprogramm für den Erwerb von Wohneigentum erreicht binnen weniger Monate zehntausende Bürger – darunter viele im Ausland lebende Marokkaner. Die Maßnahme gilt als ein Schritt hin zu mehr sozialer Stabilität und wirtschaftlicher Teilhabe, zeigt aber auch, wie viel noch zu tun bleibt im Bereich der Wohnraumpolitik.