Neue regionale Plattformen sollen landesweit schnelle Hilfe bei Natur- und Industrieunglücken ermöglichen – auch als Reaktion auf das Erdbeben von Al Haouz 2023
Rabat – In der Gemeinde Ameur bei Salé hat König Mohammed VI. am Mittwoch offiziell den Startschuss für den Bau einer logistischen Notfallplattform gegeben – ein bedeutender Schritt im Aufbau eines nationalen Netzes zur Katastrophenvorsorge. Die neue Plattform ist Teil eines umfassenden Programms, das die Einrichtung von insgesamt zwölf regionalen Zentren für lebenswichtige Reserven vorsieht. Begleitet wurde der Monarch von Kronprinz Moulay El Hassan.
Mit dieser Maßnahme reagiert der marokkanische Staat unter anderem auf die verheerenden Auswirkungen des Erdbebens von Al Haouz im September 2023, das weite Teile der Region nahe Marrakesch erschütterte und die Schwächen in der schnellen Versorgung von Betroffenen deutlich machte.
Versorgungssicherheit für den Katastrophenfall
Ziel der neuen Logistik- und Notfallzentren ist es, bei zukünftigen Katastrophen – ob Naturereignisse wie Erdbeben oder Überschwemmungen, oder technische Gefahren wie Industrie- oder Chemieunfälle – schnell und koordiniert Hilfe leisten zu können. Die geplante Einrichtung in der Region Rabat-Salé-Kenitra entsteht auf einem 20 Hektar großen Gelände und soll innerhalb von zwölf Monaten fertiggestellt werden. Das Bauprojekt ist mit einem Budget von rund 287,5 Millionen marokkanischen Dirham (MAD) ausgestattet.
Im Zentrum der Plattform stehen vier Lagerhallen mit je 5.000 Quadratmetern Fläche, zwei Schutzunterstände für Großgeräte, ein Hubschrauberlandeplatz sowie Parkflächen. Diese Infrastruktur soll als logistische Drehscheibe für die Verteilung von Hilfsgütern und Rettungseinheiten dienen.
Zwölf Plattformen für nationale Resilienz
Insgesamt sollen zwölf solcher regionaler Plattformen entstehen. Sechs davon – in Casablanca-Settat, Rabat-Salé-Kenitra, Marrakech-Safi, Fès-Meknès, Tanger-Tétouan-Al Hoceïma sowie Souss-Massa – werden über jeweils vier Lagerhäuser mit einer Gesamtfläche von 20.000 Quadratmetern verfügen. Die übrigen sechs Regionen erhalten jeweils zwei Lagerhäuser mit 10.000 Quadratmetern Fläche.
Das gesamte Investitionsvolumen des Projekts liegt bei rund 7 Milliarden marokkanische Dirham MAD (ca. 700 Mio. Euro). Etwa 2 Milliarden MAD entfallen auf den Bau, weitere 5 Milliarden MAD auf die Anschaffung von Ausrüstung und Produkten. Die Standorte der Plattformen wurden nach sicherheitsrelevanten Kriterien ausgewählt und basieren auf einer Analyse der regionalen Risikoprofile.
Vorräte, Ausrüstung und medizinische Infrastruktur soll vorgehalten werden.
Die neuen Katastrophenzentren sollen mit umfangreichen Vorräten ausgestattet werden, die im Ernstfall sofort einsatzbereit sind. Dazu zählen:
- Unterbringung: 200.000 Zelte samt Zubehör (Feldbetten, Matratzen, Decken)
- Lebensmittelversorgung: mobile Bäckereien, Küchen und Notrationen
- Wasser und Strom: mobile Wasseraufbereitungsanlagen und Generatoren
- Rettungsequipment: Ausrüstung zur Bergung bei Erdbeben, Überschwemmungen, Erdrutschen sowie zur Bekämpfung chemischer, industrieller und radiologischer Risiken
- Medizinische Hilfe: zunächst sechs mobile Feldkrankenhäuser mit je 50 Betten, später weitere sechs spezialisierte Notfalleinheiten sowie mobile Triage- und Erstversorgungsposten
Diese Vorräte sollen von spezialisierten Teams verwaltet werden und unterliegen strengen Standards, um Einsatzbereitschaft und Sicherheit zu garantieren.
Strategie für langfristige Resilienz
Laut Erklärung des Königlichen Kabinetts ist das Programm nicht nur als kurzfristige Reaktion auf Katastrophen gedacht, sondern als langfristige Stärkung der nationalen Resilienz gegenüber Krisen aller Art. Die Zentren sind zugleich Teil eines übergeordneten Plans zur Schaffung eines nationalen Ökosystems für die Herstellung von Katastrophenschutzgütern.
Der Aufbau regionaler Lagerzentren gilt als strategische Maßnahme, um eine effizientere Koordination in Krisenzeiten zu ermöglichen und das Vertrauen der Bevölkerung in die Handlungsfähigkeit des Staates zu stärken. Besonders nach dem Al-Haouz-Erdbeben, das strukturelle Schwächen in der Notfalllogistik offenbarte, unterstreicht dieser Schritt den Willen zur Verbesserung der Katastrophenvorsorge.
Mit dem Aufbau von zwölf regionalen Plattformen für lebenswichtige Reserven unternimmt Marokko einen entscheidenden Schritt zur Stärkung seiner nationalen Krisenresilienz. Das vom König initiierte Programm zeigt, dass die Lehren aus der Erdbebenkatastrophe von 2023 in konkrete Infrastrukturprojekte umgesetzt werden – mit dem Ziel, im Ernstfall schneller, effizienter und flächendeckend helfen zu können.
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