Ministerin Benali stellt Initiative und Bonussystem vor. Ein kurzfristiges Einsparungspotential von 5% angenommen.
Casablanca – Marokko muss dringend Strom sparen. Insbesondere in den kommenden beiden Monaten, in denen vor allem abends und nachts die Temperaturen auch in den milden Küstenregionen schon mal empfindlich fallen können. Viele Haushalte überbrücken diese Zeit unter Zuhilfenahme von Elektroheizungen. Noch lässt der Kälteeinbruch, auch im Atlasgebirge, auf sich warten, was bei der Energiebilanz helfen könnten.
Das Ministerium für Energiewende und nachhaltige Entwicklung und das Nationale Amt für Wasser und Elektrizität (ONEE) haben am Dienstagabend in Casablanca eine neue Stromspar-Initiative gestartet. Die Kampagne zielt darauf ab, die Konsumenten zu belohnen und sie zu motivieren, ihren Stromverbrauch zu senken, um so ihre drohende finanzielle Belastung einzugrenzen, erklärte die Ministerin Leila Benali gegenüber dem TV – Sender M24, der ein Ableger der staatlichen Nachrichtenagentur MAP ist.
Bonus für besonders sparsame Verbraucher
Beim Vergleich des Verbrauchs in den Monaten November-Dezember 2022 mit denselben Monaten im Jahr 2021 werden die Verbraucher, denen es gelinge, am meisten Energie zu sparen, im Jahr 2023 einen Bonus erhalten, so die Ministerin.
Es sei zu erwarten, dass die Kampagne fast 5% Energie einsparen könne, „vielleicht sogar mehr“, so Benali, was dem monatlichen Verbrauch einer Stadt der Größe Tanger entspreche.
Nach Angaben des ONEE betrug der marokkanische Verbrauch im November und Dezember 2021 insgesamt 5,5 TW/h. Bei einer 5%igen Reduzierung des Verbrauchs entspräche dies einer Einsparung von fast 275 GW/h im November-Dezember.
Stromkosten haben sich mehr als verdoppelt.
Die Energierechnung habe sich im Vergleich zum vergangenen Jahr um 130% erhöht, v. a. weil das Königreich mehr als 90% seines Energiebedarfs importiere, sagte Benali und betonte die Notwendigkeit von Energieeinsparungen angesichts der instabilen internationalen Lage.
Das Ministerium versuche, die Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz in allen Wirtschaftssektoren zu verallgemeinern, insbesondere in jenen mit dem höchsten Energieverbrauch, wie z. B. im Verkehr, dessen Anteil am Endenergieverbrauch ca. 38% betrage, in Gebäuden (33%), in der Industrie bzw. in der Landwirtschaft (21%) sowie bei der öffentlichen Beleuchtung (8%).
Langfristig sollen 20% Energie eingespart werden.
Es wurden mehr als 80 Maßnahmen zur Energieeffizienz ermittelt, deren Umsetzung bis 2030 zu Energieeinsparungen von mindestens 20% führen sollen. Dazu gehören die Einbeziehung der Energieeffizienz in neue Investitionsprojekte bzw. öffentliche Ausgaben, die Entwicklung von Berufen im Bereich der Energieeffizienz und Maßnahmen zur Durchführung von verpflichtenden Energieaudits in Industrie und Dienstleistungssektor.
Das Ministerium habe 23 marokkanische Unternehmen identifiziert, die Mindestanforderungen an die Energieeffizienz von Geräten eingeführt hätten, wolle aber auch die Entwicklung von Energieberatungsunternehmen fördern.