StartMarokkoMarokko – Regierung kündigt personelle Verstärkung in Krankenhäusern an

Marokko – Regierung kündigt personelle Verstärkung in Krankenhäusern an

Zwischen Symbolik und Substanz: Regierung betont Fortschritt, Aktivisten zweifeln

Nach massiven Protesten der Bewegung „GenZ212“ wegen Missständen im öffentlichen Gesundheitssystem kündigt die Regierung die Entsendung von 543 Fachärzten an – Kritiker sprechen von Symbolpolitik, Aktivisten fordern tiefgreifende Strukturreformen.

Rabat – Als erste Reaktion auf die landesweiten Proteste der Jugendbewegung „GenZ212“ hat die marokkanische Regierung Anfang Oktober umfassende Maßnahmen im Gesundheitswesen angekündigt. Gesundheitsminister Amine Tahraoui erklärte laut einer Mitteilung der Regierung vom 5. Oktober 2025, dass 543 neue Fachärzte in Kürze ihren Dienst in öffentlichen Krankenhäusern im ganzen Land antreten werden.

Die neuen Ärztinnen und Ärzte sollen in Kardiologie, Pädiatrie, Orthopädie, Augenheilkunde und weiteren Disziplinen tätig sein. Ziel sei es, die Qualität der Gesundheitsdienste zu verbessern und die Versorgung insbesondere in unterversorgten Regionen zu stärken. „Wir wollen sicherstellen, dass medizinische Leistungen den Bürgern im gesamten Königreich nähergebracht werden“, so Minister Tahraoui laut Regierungsangaben.

Zudem kündigte der Minister an, dass im Jahr 2025 insgesamt 1.200 Fachärzte eingestellt werden sollen – eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren. Zwischen 2020 und 2024 lag die Zahl der Neueinstellungen im öffentlichen Gesundheitssektor sehr deutlich darunter.

Generation Z fordert Ende der Missstände

Die Ankündigung der Regierung steht in engem Zusammenhang mit den seit mehr als einer Woch andauernden Protesten der „Generation Z212“, die sich zunächst über soziale Medien organisiert hatte. Die Bewegung fand verstärkt Anhänger, nachdem im städtischen Krankenhaus von Agadir mehrere Frauen, darunter Schwangere nach Kaiserschnittoperationen, innerhalb kurzer Zeit verstorben waren.

In den sozialen Netzwerken verbreiteten sich daraufhin Videos, die überfüllte oder teils unbesetzte Krankenhausflure, fehlendes medizinisches Personal und verzweifelte Angehörige zeigen. Mehrere Betroffene berichten, dass sie ohne Bestechungsgelder keinen Zugang zu Behandlungen erhielten. Manche mussten selbst medizinische Materialien in Apotheken besorgen, weil die Kliniken nicht ausreichend ausgestattet seien.

Die Bewegung GenZ212 fordert nicht nur eine Verbesserung der medizinischen Infrastruktur, sondern auch Konsequenzen gegen Korruption, eine grundlegende Reform des Bildungssystems sowie mehr soziale Gerechtigkeit.

Zwischen Symbolik und Substanz: Regierung betont Fortschritt, Aktivisten zweifeln

Während die Regierung unter Premierminister Aziz Akhannouch die Personaloffensive als Beweis für ihren Reformwillen darstellt, sehen Aktivisten darin lediglich einen ersten symbolischen Schritt. Ein Sprecher der Bewegung „GenZ212“ sagte in einem Online-Kommentar, es brauche „mehr als neue Stellen, um ein System zu verändern, das von Ungleichheit und Intransparenz geprägt ist“.

Regierungsvertreter verweisen hingegen auf die langfristige Gesundheitsstrategie, die unter anderem eine bessere regionale Verteilung von Fachkräften und den Ausbau von Gesundheitseinrichtungen vorsieht. Gesundheitsminister Tahraoui betonte in seiner Rede vor dem Repräsentantenhaus am 1. Oktober, die Regierung sei „entschlossen, das Vertrauen der Bürger in die öffentliche Gesundheitsversorgung wiederherzustellen“.

Kritiker bemängeln jedoch, dass viele angekündigte Reformen nur schleppend umgesetzt werden und strukturelle Probleme wie Korruption, fehlende Transparenz und ungleiche Versorgung bislang kaum angegangen worden seien.

Jugendbewegung als neuer gesellschaftlicher Faktor

Mit der Bewegung „GenZ212“ hat sich in Marokko eine neue Form zivilgesellschaftlichen Drucks entwickelt. Sie gilt als Stimme einer jungen Generation, die mehr Transparenz und Chancengleichheit im öffentlichen Sektor fordert und staatliche Missstände offen anspricht.

Beobachter sehen in der Regierungsoffensive zur Ernennung von Ärzten zwar einen wichtigen Schritt, aber auch eine Reaktion auf den wachsenden gesellschaftlichen Druck. Die Mobilisierung der jungen Generation, die zunehmend über soziale Medien organisiert ist, hat die politische Agenda des Landes spürbar beeinflusst – vor allem in Fragen der sozialen Gerechtigkeit und Korruptionsbekämpfung.

Marokko – GenZ212 wendet sich an den König und nennt Forderungen

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