StartGesellschaftMarokko – Microsoft entlässt marokkanisch-stämmige Ingenieurin nach Kritik an KI-Lieferung an Israel.

Marokko – Microsoft entlässt marokkanisch-stämmige Ingenieurin nach Kritik an KI-Lieferung an Israel.

Boykottaufruf gegen Microsoft

Die marokkanisch-stämmige Softwareentwicklerin Ibtihal Aboussad protestierte öffentlich gegen Microsofts KI-Geschäfte mit dem israelischen Militär – und verlor daraufhin ihren Job.

Seattle – Die Ingenieurin Ibtihal Aboussad, US-Amerikanerin mit marokkanischen Wurzeln, wurde nun von Microsoft, dem Marktführer in Sachen Betriebssysteme und Bürosoftware sowie Miteigentümer von ChatGPT, entlassen. Grund dafür war ihr öffentlicher Protest gegen Microsofts Zusammenarbeit mit dem israelischen Militär im Bereich Künstliche Intelligenz (KI). Ihr Fall sorgt international für Aufsehen – besonders auch in Nordafrika.

Protest bei Microsoft-Jubiläumsfeier

Am 4. April 2025 fand in den USA die Feier zum 50-jährigen Bestehen von Microsoft statt. Während dieser Veranstaltung trat Frau Aboussad spontan an die Bühne, auf der der Bereichsleiter und CEO für KI gerade seine Präsentation hielt, und äußerte scharfe Kritik an der Unternehmensführung. Sie warf Microsoft vor, durch die Lieferung von KI-Systemen an das israelische Militär zur Gewalt im Gazastreifen beizutragen.

Besonders stark kritisierte sie dabei Mustafa Suleyman, den neuen Chef der KI-Abteilung (Microsoft AI), selbst Sohn eines syrischen Vaters und einer Engländerin. In ihrer Protestrede nannte sie ihren Chef einen „Kriegstreiber“ („war profiteer“) – ein Begriff, der sich rasch in den sozialen Medien verbreitete. Zusätzlich warf sie ihm vor, dass auch an seinen Händen das Blut der Opfer in Gaza kleben würde. Videos ihrer Rede gingen viral, unter anderem über Instagram.

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Entlassung und offizielle Reaktion

Wenige Tage später wurde Frau Aboussad entlassen. Microsoft bestätigte die Entscheidung, nannte jedoch keine genauen Gründe. In Medienberichten ist von Verstößen gegen interne Verhaltensregeln die Rede. Auch andere Mitarbeitende, die in Zusammenhang mit dem Protest standen, wurden nach Medienberichten offenbar abgemahnt oder gekündigt.

Frau Aboussad erklärte nach ihrer Entlassung, sie habe „aus moralischer Pflicht“ gehandelt. Sie sehe in Microsofts Technologieeinsatz eine direkte Unterstützung militärischer Gewalt.

Boykottaufruf gegen Microsoft

Nach ihrer Entlassung meldete sich Frau Aboussad erneut – diesmal über soziale Netzwerke. Sie rief zu einem weltweiten Boykott von Microsoft-Produkten auf. Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Konsument*innen sollten so lange auf Alternativen umsteigen, bis Microsoft seine Zusammenarbeit mit dem israelischen Militär beendet oder transparent aufklärt.

Microsofts Rolle im Militärbereich

Microsoft ist seit Jahren ein wichtiger Partner der US-Armee und entwickelt KI- sowie Cloud-Systeme für den militärischen Einsatz. Auch Israel zählt zu den Kunden. Laut Medienberichten werden die gelieferten Technologien unter anderem für Überwachungssysteme und Drohnensteuerung genutzt.

Diese Verbindungen werfen weltweit Fragen auf – auch im Maghreb. Dort wird diskutiert, inwieweit Unternehmen aus der Tech-Branche Mitverantwortung für bewaffnete Konflikte tragen.

Reaktionen aus dem Maghreb

In Marokko wurde der Fall, aufgrund der Herkunft von Ibtihal Aboussad besonders aufmerksam verfolgt. Das Nachrichtenmagazin TelQuel bezeichnete Aboussad als „Symbol des Widerstands gegen unmoralischen Technologieeinsatz“. Auch in Algerien und Tunesien äußerten sich Menschenrechtsgruppen kritisch. Sie warfen Microsoft vor, Meinungsfreiheit nur dann zu akzeptieren, wenn sie nicht mit Geschäftsinteressen kollidiert.

Der Fall Ibtihal Aboussad zeigt, wie stark Technologie, Wirtschaft und Politik heute miteinander verbunden sind. Ihr Protest macht deutlich: Mitarbeitende in großen Tech-Unternehmen stehen zunehmend vor moralischen Entscheidungen. Und auch Länder wie Marokko beobachten aufmerksam, wie Konzerne mit ihrer globalen Verantwortung umgehen. Zugleich nutzen vielen Unternehmen und Länder den Unmut vieler hoch Qualifizierter Entwickler und Forscher über die amerikanische Politik, im Allgemeinen oder im Speziellen, um Fachkräfte abzuwerben. Auch das nordafrikanische Königreich Marokko hat jüngst damit begonnen, eine eigenen KI – Strategie zu entwickeln. Durch die Entlassung wäre eine kompetente Fachkraft derzeit verfügbar.

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