StartGesellschaftMarokko – Menschenrechtsrat CNDH lobt friedliche Proteste und bestätigt Recht auf Versammlungsfreiheit

Marokko – Menschenrechtsrat CNDH lobt friedliche Proteste und bestätigt Recht auf Versammlungsfreiheit

Behörden und Bürger scheinen auf Kooperation statt Konfrontation zu setzen

Proteste in mehreren Städten verlaufen erneut ohne Zwischenfälle – CNDH und Regierung ziehen positive Bilanz nach weiteren landesweiten Kundgebungen – Aktivisten setzen auf Gewaltfreiheit, Regierung verweist auf laufende Reformen.

Rabat – In zahlreichen marokkanischen Städten haben in den vergangenen Tagen erneut Proteste stattgefunden, die nach Angaben des Nationalen Menschenrechtsrats (CNDH) vollständig friedlich und geordnet verliefen.

Wie die staatliche Nachrichtenagentur MAP News am 4. Oktober 2025 berichtete, bestätigte der Rat, dass „auf regionaler oder nationaler Ebene keinerlei Verhalten festgestellt wurde, das das Recht auf friedliche Versammlung verletzen könnte“. Die Beobachter des CNDH begleiteten die Kundgebungen vor Ort und lobten sowohl die Demonstrierenden als auch die Sicherheitskräfte für ihr „verantwortungsvolles und ausgewogenes Verhalten“.

Das Zusammenspiel von öffentlicher Ordnung und dem Recht auf Versammlungsfreiheit sei laut CNDH „ein Beispiel für die gemeinsame Verantwortung von Bürgern und Behörden“. Der Rat hob zudem hervor, dass diese Entwicklung Ausdruck einer „fortschreitenden demokratischen Kultur“ im Land sei.

Aktivisten betonen Gewaltfreiheit und soziale Anliegen

Wie die MAGHREB-POST bereits berichtete, betonten Aktivisten der Jugendbewegung GenZ212 ihren klaren Gewaltverzicht und distanzierten sich von Sachbeschädigungen, die andernorts aufgetreten sind. Sprecher der Bewegung erklärten demnach, man wolle „soziale und wirtschaftliche Forderungen auf friedliche Weise zum Ausdruck bringen“.

Die Gruppe nutzt verstärkt digitale Kanäle, um ihre Anliegen zu verbreiten und Protestaktionen zu koordinieren. Der CNDH wertete diese digitalen Ausdrucksformen als Teil einer „friedlichen demokratischen Dynamik“ in der Gesellschaft. Auf seiner offiziellen Webseite (cndh.ma) erklärte der Rat, dass die Online-Beteiligung vieler junger Menschen ein „Zeichen aktiver Bürgerkultur“ darstelle.

Digitale Beteiligung prägt neuen Charakter der Proteste

Die aktuellen Kundgebungen verdeutlichen, dass soziale Bewegungen in Marokko zunehmend hybrid agieren – zwischen Straße und sozialem Raum. Hashtags, Online-Aufrufe und Livestreams haben sich zu wichtigen Werkzeugen entwickelt, um Aufmerksamkeit für Themen wie Lebenshaltungskosten, Arbeitslosigkeit und politische Teilhabe zu schaffen.

Der CNDH stellte in seiner Beobachtung fest, dass diese Form der Mobilisierung bislang „ohne Eingriffe in das Recht auf Meinungsäußerung oder Versammlung“ stattfinden konnte. Nach Angaben der Organisation wurde kein Fall von übermäßiger Polizeigewalt dokumentiert. Berichte von Medien und auch Video zeigen dennoch, zahlreiche gewaltsame Zusammenstöße zu Beginn der Proteste. Gerade in Großstädten wie Casablanca und Salé kam es zu Vandalismus und zum Einsatz von Schlagstöcken, Bisher kamen drei Menschen unter den Demonstranten ums Leben und zu einem Schwerverletzten. Auch die Sicherheitskräfte beklagen zahlreiche Verletzte unter den Einsatzkräften. In den letzten Tagen kamen allerdings keine weiteren Opfer oder Verletzte hinzu.

Regierung verweist auf Reformfortschritte

Die marokkanische Regierung hat die friedliche Entwicklung der jüngsten Proteste ebenfalls begrüßt. Gleichzeitig verweist sie auf laufende wirtschaftliche und soziale Reformen, mit denen die Ursachen jugendlicher Unzufriedenheit angegangen werden sollen.

Wie die MAGHREB-POST in einem vorherigen Bericht hervorhob, betonte ein Regierungssprecher, dass Maßnahmen zur „Förderung von Beschäftigung, Bildung und sozialer Gerechtigkeit“ bereits in Umsetzung seien. Man erkenne die Sorgen der jungen Generation an, sehe aber in Dialog und Reformen den richtigen Weg, um langfristige Stabilität zu sichern.

Mehrere Ministerien, darunter das Innen- und das Bildungsministerium, kündigten laut lokalen Medien zusätzliche Programme zur Unterstützung von Berufseinsteigern und jungen Unternehmerinnen und Unternehmern an. Beobachter sehen darin den Versuch, politische Reaktionen stärker an soziale Erwartungen zu koppeln.

Behörden und Bürger scheinen auf Kooperation statt Konfrontation zu setzen

Die jüngsten Kundgebungen zeigen ein neues Verhältnis zwischen Bürgern, Behörden und Sicherheitsorganen. Der CNDH bezeichnete die friedliche Durchführung der Versammlungen als „gemeinsamen Erfolg“ aller Beteiligten. Auch auf regionaler Ebene wurden laut offiziellen Angaben keine Festnahmen oder Gewaltereignisse gemeldet.

Dieses Zusammenspiel von zivilem Engagement, digitaler Organisation und behördlicher Zurückhaltung könnte – so die Einschätzung verschiedener politischer Beobachter – künftig eine zentrale Rolle in der politischen Kultur Marokkos spielen.

Marokko – Regierung verweist auf Reformen, doch Jugendproteste halten an

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