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Marokko – Hohe Haftstrafen nach Ausschreitungen – GenZ212-Proteste sollen am Wochenende fortgesetzt werden.

Junge Bewegung GenZ212 fordert Reformen und kündigt neue Proteste an

Ein Berufungsgericht in Agadir verurteilt 17 Angeklagte zu insgesamt 162 Jahren Haft. Während der Staat Härte zeigt, kündigt die junge Protestbewegung neue Demonstrationen und Boykottaktionen an.

Agadir – Das Berufungsgericht von Agadir hat am gestrigen Dienstag, dem 14. Oktober 2025, 17 Personen wegen Beteiligung an gewaltsamen Ausschreitungen in der Gemeinde Aït Amira (Provinz Chtouka Aït Baha) zu insgesamt 162 Jahren Haft verurteilt. Wie u.a. das Nachrichtenportal Le360 berichtet, erhielten drei Angeklagte jeweils 15 Jahre, einer 12 Jahre und neun weitere 10 Jahre Haft. Die restlichen Angeklagten wurden zu Freiheitsstrafen zwischen drei und fünf Jahren verurteilt.

Den Verurteilten wurden unter anderem nächtlicher Raub, Brandstiftung, Sachbeschädigung, Bildung einer kriminellen Vereinigung sowie die Errichtung von Barrikaden auf öffentlichen Straßen zur Last gelegt. Die Ausschreitungen waren Teil einer landesweiten Welle von Protesten, die in mehreren Städten von friedlichen Kundgebungen in gewalttätige Auseinandersetzungen übergegangen waren. In Aït Amira seien mehrere Bankfilialen, Fahrzeuge der Gendarmerie und privates Eigentum in Brand gesetzt worden.

Gerichtskreise betonten, die Härte der Urteile solle ein Signal der Entschlossenheit senden und die Stabilität des Staates unterstreichen. Beobachter werten das Urteil als Versuch, nach den jüngsten Unruhen ein Exempel zu statuieren und ähnliche Ausschreitungen künftig zu verhindern.

Junge Bewegung GenZ212 fordert Reformen und kündigt neue Proteste an

Parallel zu den gerichtlichen Entscheidungen formiert sich die sogenannte Generation Z -Bewegung (GenZ212) erneut. Das Kollektiv kündigte an, am Samstag, dem 18. Oktober, in mehreren Städten erneut auf die Straße zu gehen. In einer Erklärung auf ihren offiziellen Plattformen bekräftigte die Bewegung ihre Forderungen nach einer Reform des Bildungs- und Gesundheitssystems, mehr Transparenz im öffentlichen Sektor und dem Kampf gegen Korruption.

Als unmittelbares Ziel fordert die Bewegung die Freilassung aller gewaltlosen politischen Gefangenen. Zugleich kündigten die Organisatoren eine Boykottkampagne an, die schrittweise ausgeweitet werden soll. Diese solle wirtschaftlichen Druck erzeugen und der Bewegung Sichtbarkeit verschaffen.

Die Generation-Z-Proteste gelten als dezentral und weitgehend online organisiert. Sie spiegeln den Wunsch vieler junger Marokkanerinnen und Marokkaner wider, stärker an politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen beteiligt zu werden. Die zeitliche Nähe der neuen Protestankündigung zu den Urteilen von Agadir verleiht der Bewegung zusätzlichen symbolischen Nachdruck.

Auch digitale Verstöße geraten in den Fokus der Justiz

In einem weiteren Fall, der in sozialen Netzwerken für Aufmerksamkeit sorgte, verurteilte das Strafgericht von Aïn Sebaâ in Casablanca einen jungen Mann zu einem Jahr Haft. Laut Le Site Info hatte er die öffentlichen Bildschirme gehackt, auf denen der Countdown zur Afrikanischen Nationenmeisterschaft (CAN 2025) angezeigt wurde. Anstelle der offiziellen Anzeige verbreitete er Beleidigungen und Schmähungen.

Der Mann wurde wegen Computerhacking und Beleidigung von Beamten verurteilt. In den sozialen Medien wurde der Fall teilweise mit den Jugendprotesten in Verbindung gebracht und als Ausdruck wachsender Frustration über staatliche Kontrolle und soziale Ungleichheit interpretiert.

Ein Land zwischen Härte und Reformdruck

Die Urteile von Agadir und Casablanca markieren einen Wendepunkt in der staatlichen Reaktion auf die jüngsten Unruhen. Sie verdeutlichen den Anspruch der Justiz, Gewalt entschieden zu ahnden, werfen aber zugleich Fragen nach der politischen und sozialen Integration junger Generationen auf.

Mit der erneuten Mobilisierung der GenZ-Bewegung steht Marokko vor einem weiteren Wochenende, das zum Prüfstein für die Fähigkeit des Landes werden könnte, Sicherheit, gesellschaftliche Stabilität und Reformbereitschaft in Einklang zu bringen.

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