StartKulturMarokko – Buchmesse in Rabat ehrt posthum Schriftsteller Driss Chraïbi

Marokko – Buchmesse in Rabat ehrt posthum Schriftsteller Driss Chraïbi

Ein Autor zwischen Kritik und kultureller Selbstverortung

Die 30. Ausgabe des Salons International de l’Édition et du Livre SIEL würdigt das Werk des Autors als wichtigen Beitrag zur marokkanischen Literatur und kulturellen Selbstreflexion.

Rabat Im Rahmen der 30. Ausgabe des Salon International de l’Édition et du Livre (SIEL), der internationalen Buchmesse in Rabat, wurde dem marokkanischen Schriftsteller Driss Chraïbi posthum ein besonderer literarischer Ehrentitel zuteil. Die Veranstaltung, die vom marokkanischen Kulturministerium organisiert wird, würdigte Chraïbis Werk als „bahnbrechend“ für die nationale Literatur sowie für die Auseinandersetzung mit sozialen und kulturellen Fragestellungen im Marokko des 20. Jahrhunderts.

Driss Chraïbi (1926–2007) gilt als eine der bedeutendsten Stimmen der frankophonen marokkanischen Literatur. Seine Romane, darunter das 1954 erschienene Le Passé simple, thematisieren unter anderem die koloniale Vergangenheit Marokkos, gesellschaftliche Umbrüche sowie die komplexe Identität des Landes zwischen Tradition und Moderne.

Die posthume Ehrung sei, so das Kulturministerium, ein „Zeichen der Anerkennung für einen Autor, der mit seiner literarischen Sprache und seinem kritischen Blick einen nachhaltigen Einfluss auf Generationen von Leserinnen und Lesern sowie auf die marokkanische Intellektuellenszene ausgeübt hat“.

Internationale Ausrichtung und kulturelle Bedeutung des SIEL

Die diesjährige Buchmesse, die vom 10. bis 19. Mai 2024 in Rabat stattfindet, bringt Verlage, Autorinnen und Autoren, Kulturschaffende sowie ein breites Publikum aus dem In- und Ausland zusammen. Die Veranstaltung zählt zu den wichtigsten kulturellen Plattformen in der Region und versteht sich als Ort des intellektuellen Austauschs – über Literatur hinaus auch zu gesellschaftlichen und politischen Themen.

Neben der Ehrung von Driss Chraïbi stehen zahlreiche Lesungen, Podiumsdiskussionen und thematische Veranstaltungen auf dem Programm, bei denen unter anderem die Rolle der Literatur im Kontext von Bildung, sozialem Wandel und interkulturellem Dialog beleuchtet wird.

Ein Autor zwischen Kritik und kultureller Selbstverortung

Driss Chraïbi, der viele Jahre in Frankreich lebte, war nicht unumstritten. Seine Werke warfen früh Fragen nach Patriarchat, Machtstrukturen und postkolonialer Identität auf – Themen, die im Marokko der 1950er- und 1960er-Jahre gesellschaftlich kaum öffentlich diskutiert wurden. Dennoch oder gerade deshalb wird er heute als eine Stimme verstanden, die zur kritischen Reflexion des gesellschaftlichen Wandels beigetragen hat.

Mit der posthumen Würdigung durch das SIEL wird ein Autor ins Zentrum gerückt, dessen Werk sowohl literarisch als auch historisch-kulturell von bleibender Bedeutung ist.

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