Rabat stellt diplomatische Beziehungen zu Damaskus wieder her – und erreicht gleichzeitig einen symbolträchtigen Erfolg im Westsahara-Konflikt
Rabat / Damaskus – Marokko und Syrien nähern sich nach jahrelanger Eiszeit wieder an – und das mit gleich zwei politisch gewichtigen Entscheidungen. Während Rabat die Wiedereröffnung seiner Botschaft in Damaskus vorbereitet, wurde fast zeitgleich das Büro der sahrauischen Unabhängigkeitsbewegung Frente Polisario in der syrischen Hauptstadt Damaskus geschlossen. Beides geschah im Zusammenhang eines offiziellen Besuchs einer marokkanischen Delegation, die technische, juristische und diplomatische Vorbereitungen für die Wiederaufnahme bilateraler Beziehungen traf.
Hinter den Ereignissen steht eine klare politische Linie: Marokko strebt nicht nur die Normalisierung mit Syrien an, sondern verknüpft sie mit der Forderung nach internationaler Anerkennung seiner territorialen Integrität – insbesondere im Hinblick auf den Hoheitsanspruch auf die Westsahara / marokkanische Sahara.
Königlicher Impuls während Arabischem Gipfel in Bagdad
Anlass für den zügigen diplomatischen Neustart war eine Ankündigung von König Mohammed VI., der auf dem Arabischen Gipfel der Arabischen Liga am 17. Mai von Außenminister Nasser Bourita in Bagdad die Wiedereröffnung der marokkanischen Botschaft in Damaskus verkünden ließ. Diese war seit 2012 geschlossen. Laut der marokkanisch – staatlichen Nachrichtenagentur MAP bezeichnete der Monarch die Maßnahme als Beitrag zur „Erweiterung der Aussichten für die historischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern und den beiden brüderlichen Völkern“.
Eine technische Mission des marokkanischen Außenministeriums wurde daraufhin nach Syrien entsandt, um vor Ort logistische und rechtliche Fragen zu klären. Gespräche mit syrischen Regierungsvertretern fanden unter anderem zu diplomatischen Abläufen und organisatorischen Details statt.
Diplomatischer Erfolg für Rabat – Syrien distanziert sich von der Polisario
Inmitten dieser diplomatischen Neuordnung ereignete sich ein Schritt, der über den bilateralen Rahmen hinausreicht: Die Schließung des von der Frente Polisario genutzten Büros in Damaskus. Die Bewegung wird von Marokko als von Algerien unterstützte separatistische Organisation und zentraler Akteur im ungelösten Konflikt um die Westsahara betrachtet.
Laut MAP bekräftigten syrische Behörden im Beisein marokkanischer Vertreter, „die nationale Souveränität und territoriale Integrität des Königreichs zu respektieren“ und lehnten jede Form der Unterstützung separatistischer Einheiten ab. Beobachter werten dies als bedeutenden diplomatischen Erfolg für Rabat – und als Signal für eine mögliche Neupositionierung Syriens in der Westsahara-Frage.
Strategische Annäherung mit regionaler Dimension
Die Doppelentscheidung – Wiedereröffnung der marokkanischen Botschaft und Schließung des Polisario-Büros – markiert einen strategischen Wendepunkt in den Beziehungen zwischen Marokko und Syrien, warf doch Rabat jahrelang Damaskus unter Präsident Assad vor, gemeinsam mit Hauptunterstützer Algerien und dem Iran, die Frente Polisario zu fördern. Für Rabat bedeutet diese Entscheidung der neuen Machthaber in Syrien einen weiteren Schritt in der internationalen Isolierung der Frente Polisario, während Damaskus seinerseits auf eine politische Öffnung innerhalb der arabischen Welt setzt.
Ob dies nur ein taktisches Entgegenkommen ist oder den Beginn einer langfristigen Partnerschaft markiert, bleibt abzuwarten. Klar ist: Der jüngste diplomatische Vorstoß Marokkos verknüpft bilaterale Versöhnung mit geopolitischen Interessen – und zeigt, wie eng politische Symbolik und strategisches Kalkül in der Region verflochten sind.
Marokko – Wiederannäherung an Syrien nimmt durch Wiedereröffnung von Botschaften konkrete Form an.