Anwerbung von 10.000 marokkanischen Fachkräften für Deutschland durch ANAPEC und GEDOESIA vereinbart. Arbeitskräfte aus Marokko sollen beim Aufbau von Glasfasernetzen helfen.
Rabat / Berlin – Das Klagen deutscher Unternehmen über fehlende Fachkräfte, insbesondere im Gesundheitswesen, im Handwerk und bei Service wird von Jahr zu Jahr lauter.
Der deutschen Wirtschaft ist klar, dass man entweder weitere Produktionsstandorte von Deutschland ins Ausland verlagert, wo es noch Arbeitskräfte gibt und die teils günstiger sind als im eigenen Land, und / oder wieder Menschen für die anfallende Arbeit aus dem „fremden Ländern“ anwerben muss.
Erste in Deutschland ansässige Unternehmen ergreifen bereits die Initiative. Ein Land, in dem man relativ schnell qualifizierbare oder gar fertig qualifizierte Fachkräfte finden kann, scheint Marokko zu sein.
Marokkanische Arbeitsagentur und deutsches Glasfaser-Infrastrukturunternehmen unterzeichnen Abkommen.
Das am vergangenen Dienstag in Rabat unterzeichnete Partnerschaftsabkommen zwischen der Nationalen Agentur für Beschäftigung und Kompetenzentwicklung (ANAPEC) und GEDOESIA, einem Unternehmen der deutschen Altice-Gruppe, soll mittelfristig die Rekrutierung von rund 10.000 marokkanischen Fachkräften ermöglichen.
Das Partnerschaftsabkommen wurde von David Drahi, CEO von GEODESIA, und Noureddine Benkhalil, CEO von ANAPEC, unterzeichnet. Younes Sekkouri, Minister für wirtschaftliche Integration, Kleinunternehmen, Beschäftigung und Qualifikationen, war ebenfalls anwesend. Ziel ist es, die Beschäftigung tausender junger Marokkaner und Marokkanerinnen in Deutschland zu unterstützen.
David Drahi betonte während der Unterzeichnung, dass diese Partnerschaft den Austausch von technologischem Know-how im Bereich der Glasfaseranwendung beinhaltet. Er erinnerte daran, dass das Unternehmen GEODISIA vor 15 Monaten in Deutschland gegründet wurde und sich bereits weltweit als wichtiger Akteur im Bereich der Glasfaseranwendungen und Glasfaser – Infrastruktur positionieren konnte.
Noureddine Benkhalil hat seinerseits darauf hingewiesen, dass diese Partnerschaft die Vorbereitung und Einstellung von mehreren Tausend Kabelnetzservicekräfte in Deutschland beinhalte. „Der Arbeitsmarkt benötigt fast eine Million Arbeitskräfte“, sagte er.
Darüber hinaus werde ANAPEC ein großes Projekt starten, um die Besonderheiten des deutschen Marktes im Hinblick auf die Verschmelzung marokkanischer und deutscher Unternehmens- und Sprachkenntnisse zu untersuchen, fügte er hinzu.
Deutsche Wirtschaft bereit für neue „Gastarbeiter“ – deutsche Gesellschaft vielleicht nicht.
Während der deutschen Wirtschaft es absolut klar ist, dass es ohne eine neue Generation der „Gastarbeiter“ wie sie in den 1960 Jahren auch in Marokko (1963) angeworben wurden, nicht gehen wird, wenn der Lebensstandard in einer zunehmend alternden Gesellschaft gehalten oder die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland erhalten werden soll, scheint die deutsche Gesellschaft noch etwas Zeit zu benötigen, um dies nachzuvollziehen und neue Einwandere, denn das waren die „Gastarbeiter“ der „ersten Generation“ und dies werden auch die neuen Gastarbeiter wieder sein, zu akzeptieren.
Das Erstarken der politischen Kräfte am sog. rechten Rand macht vielen Sorge, die sich für eine Zukunft in Deutschland, trotz Sprachbarrieren und teils großen kulturellen Unterschieden, interessieren.
Für viele sind Länder wie Benelux, Frankreich, Spanien, Großbritannien oder Kanada attraktive, sowohl hinsichtlich der Gegebenheiten wie auch der Sprachbarriere sowie einer größeren Akzeptanz für Menschen aus anderen Kulturen.
Wenn Deutschland Menschen aus Nordafrika anwirbt, oder aus anderen entfernten Kulturen wie Indien, dann kann man nur hoffen, dass man aus den Versäumnissen der ersten Anwerbungen in den 1960er Jahren gelernt hat und in den Menschen nicht nur Arbeitskräfte sieht, sondern neue Mitmenschen, die es gilt, offener und fairer aufzunehmen, denn das ist der Schlüssel für ein Zusammenleben.