49 neue Gesundheitszentren sollen Zugang und Qualität verbessern – Regierung verweist auf Reformprogramm, während gesellschaftliche Kritik anhält
Rabat – Das marokkanische Gesundheitsministerium hat die Eröffnung von 49 neuen Gesundheitszentren in neun Regionen des Landes bekannt gegeben. Laut dem Ministerium für Gesundheit und Sozialschutz ist die Inbetriebnahme dieser Einrichtungen Teil der landesweiten Strategie zur Modernisierung des Gesundheitswesens und zur Verringerung regionaler Ungleichheiten beim Zugang zu medizinischer Versorgung.
Die neuen Zentren – sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten – sollen den Einwohnerinnen und Einwohnern eine wohnortnahe Versorgung bieten. Sie sind auf die medizinische Grundversorgung ausgerichtet, einschließlich allgemeiner Konsultationen, Betreuung chronischer Krankheiten, Gesundheitsdienste für Mutter und Kind, Schulgesundheit sowie Gesundheitsaufklärung. Um die Qualität der Leistungen sicherzustellen, wurden nach Angaben des Ministeriums rund 230 Fachkräfte – darunter Ärztinnen, Pflegepersonal und Techniker – neu eingesetzt.
Regionale Schwerpunkte der Gesundheitsinvestitionen
Von den neuen Einrichtungen würden insbesondere die Regionen Souss-Massa, Marrakech-Safi und Oriental profitieren. In Souss-Massa wurden sechs Zentren eröffnet, in Marrakech-Safi elf und in der Region Oriental zehn. Weitere Einrichtungen befinden sich unter anderem in Casablanca-Settat, Tanger-Tetouan-Al Hoceima sowie Rabat-Salé-Kénitra. Alle Zentren sollen mit moderner technischer Ausstattung ausgerüstet sein und ergänzende mobile Gesundheitsdienste anbieten.
Nach Angaben des Ministeriums fügt sich dieses Vorhaben in das Regierungsprogramm zur Sanierung von insgesamt 1.400 Gesundheitseinrichtungen ein. Das Projekt folgt den Leitlinien von König Mohammed VI., die eine umfassende Reform des Gesundheitssektors zum Ziel haben.
Finanzgesetz 2026: Sozialausgaben im Fokus
Die Gesundheitsinvestitionen stehen im Zusammenhang mit den jüngsten Beschlüssen des Ministerrats, der am 19. Oktober 2025 unter Vorsitz von König Mohammed VI. tagte. Wie die staatliche Nachrichtenagentur MAP berichtete (Maghreb Post, 19.10.2025), sieht das Finanzgesetz 2026 Ausgaben in Höhe von 140 Milliarden Dirham für Bildung und Gesundheit vor. Damit sollen unter anderem Universitätskliniken in Agadir, Laâyoune und Rabat modernisiert sowie neue medizinische Einrichtungen in Béni-Mellal, Guelmim und Errachidia gebaut werden.
Finanzministerin Nadia Fettah Alaoui erklärte, dass der Haushaltsplan auf sozialer Gerechtigkeit und territorialer Ausgewogenheit basiere. Neben wirtschaftlichen Maßnahmen zur Wachstumsförderung legt die Regierung demnach besonderen Wert auf den Ausbau des Sozialschutzsystems, einschließlich Reformen in der Rentenversicherung und einer Ausweitung von Familienbeihilfen.
Gesellschaftlicher Druck und Forderungen der Jugendbewegung
Parallel zu den Regierungsinitiativen wächst in Teilen der Bevölkerung die Kritik an der sozialen Lage. Die Jugendbewegung „GenZ212“ wandte sich Mitte Oktober in einem öffentlichen Memorandum direkt an König Mohammed VI. (Maghreb Post, 20.10.2025). Sie fordert eine „tiefgreifende politische und soziale Reform“, den Rücktritt der Regierung sowie entschlossene Maßnahmen gegen Korruption.
Das Dokument hebt den chronischen Mangel an Krankenhäusern und die ungleiche Verteilung der Gesundheitsversorgung hervor. Nach Ansicht der Bewegung sei das Vertrauen junger Menschen in die staatlichen Institutionen geschwächt. Gefordert werden gleiche Chancen beim Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung sowie mehr Transparenz im öffentlichen Sektor. Die Regierung verweist hingegen auf ihre laufenden Reformen und Investitionen, die langfristig zu mehr sozialer Gerechtigkeit führen sollen.
Zwischen Reform und Erwartungsdruck
Die gleichzeitige Eröffnung neuer Gesundheitszentren und die Verabschiedung des Finanzgesetzes 2026 markieren eine Phase intensiver Umstrukturierung im öffentlichen Sektor. Während die Regierung ihre Politik als Ausdruck eines nachhaltigen Reformkurses darstellt, sehen gesellschaftliche Gruppen noch erhebliche Defizite in der Umsetzung sozialer Rechte.
Beobachter werten die aktuellen Maßnahmen als Versuch, wirtschaftliche Modernisierung und sozialen Ausgleich miteinander zu verbinden. Ob der Ausbau der öffentlichen Gesundheitseinrichtungen und die angekündigten Reformen das Vertrauen breiter Bevölkerungsschichten zurückgewinnen können, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.
Marokko – GenZ212 wendet sich an den König und nennt Forderungen
