Ein starker Anstieg von US-LNG-Importen verdrängt Algerien von Platz eins – laut Daten von Enagás kompensiert Spanien damit gesunkene Gaslieferungen aus Russland.
Madrid – Spanien hat in den ersten vier Monaten dieses Jahres mehr Flüssigerdgas (LNG) aus den USA importiert als Pipeline-Gas aus Algerien. Das geht aus Daten des spanischen Fernleitungsnetzbetreibers Enagás hervor, über die die Finanzplattform Investing.com berichtet. Demnach stiegen die US-Importe kumuliert auf 45.932 Gigawattstunden, was einem Anteil von 35 % an Spaniens gesamten Gasimporten entspricht.
Algerien kam im gleichen Zeitraum auf 34 %, geliefert hauptsächlich über die direkte Mittelmeer-Pipeline. Damit haben die Vereinigten Staaten erstmals dauerhaft die Spitzenposition übernommen.
Rückgang russischer Lieferungen als Auslöser
Laut Investing.com basiert der Anstieg der US-Lieferungen vor allem darauf, dass Spanien im März weniger Gas aus Russland bezog. Die entstehende Lücke wurde durch verstärkte LNG-Einfuhren aus den USA geschlossen. Diese Flexibilität macht LNG zunehmend attraktiv für europäische Abnehmer – trotz in der Regel höherer Kosten im Vergleich zum günstigeren Pipeline-Gas aus Algerien.
Algerien bleibt strategisch wichtig
Trotz dieses kurzfristigen Rückschlags bleibt Algerien ein bedeutender Partner für Spaniens Energieversorgung. Das nordafrikanische Land verfügt über eine direkte Pipelineverbindung durch das Mittelmeer – eine logistische und preisliche Stärke, die LNG-Importe per Schiff nicht bieten können.
Im Jahr 2023 hatte Algerien laut Maghreb-Post mit rund 28 % Marktanteil wieder die Spitzenposition unter den spanischen Gaslieferanten eingenommen, bevor es nun vorübergehend von den USA überholt wurde.
Politisch belastete Energiebeziehungen zwischen Algerien und Spanien
Die algerisch-spanischen Energiebeziehungen sind jedoch nicht frei von Spannungen. Ursache sind diplomatische Differenzen: Spanien unterstützt inzwischen den marokkanischen Autonomieplan für die Westsahara, während Algerien die Unabhängigkeitsbewegung Frente Polisario unterstützt, die mit algerischer Rückendeckung gegen Marokko kämpft. In der Vergangenheit führten diese Spannungen bereits zu vorübergehenden Kürzungen algerischer Gaslieferungen.
Strategische Diversifizierung setzt sich fort
Spanien verfolgt eine klare Strategie der Lieferdiversifizierung, um geopolitische Risiken abzufedern. Die Entwicklung im März 2024 zeigt, wie flexibel die spanische Importstruktur inzwischen ist. Dennoch bleibt Algerien auf absehbare Zeit ein Schlüsselakteur – insbesondere wegen seiner geografischen Nähe und der vorhandenen Infrastruktur. Zugleich stellt man sich mit steigenden Einkäufen von LNG gut, mit dre neuen US-Administration unter Präsident Trump. Dies könnte mit Wohlwollen in Washington gesehen werden.
Algerien – Algier in 2023 wieder wichtigster Gaslieferant für Spanien