StartAlgerienAlgerien – Scharfe Kritik an Großbritanniens Unterstützung für Marokkos Westsahara-Plan

Algerien – Scharfe Kritik an Großbritanniens Unterstützung für Marokkos Westsahara-Plan

Algerien als Schutzmacht der Frente Polisario reagiert auf Londons Unterstützung Marokkos in der Westsahara Frage / marokkanischen Sahara

Algerien wirft London vor, zur Legitimierung der „illegalen Besetzung“ beizutragen – und bekräftigt Unterstützung für das Selbstbestimmungsrecht der Sahrauis

Algerien hat mit deutlichen Worten auf die neue Position Großbritanniens zur Westsahara reagiert. In einer am 1. Juni 2025 veröffentlichten Erklärung bringt das Außenministerium in Algier sein „Bedauern über die Entscheidung des Vereinigten Königreichs, den sogenannten marokkanischen Autonomieplan zu unterstützen“ zum Ausdruck.

In der offiziellen Mitteilung heißt es weiter:

„In den achtzehn Jahren seines Bestehens wurde dieser Plan den Sahrauis nie als Verhandlungsgrundlage vorgelegt, und auch die UN-Gesandten, die sich in diesem Amt ablösten, nahmen ihn nie ernst. Sie alle stellten die Leere der marokkanischen Autonomieinitiative und ihre Unfähigkeit fest, eine ernsthafte und glaubwürdige Lösung für den Konflikt in der Westsahara anzubieten.“

Das Ministerium betont, dass der Plan „nie als Grundlage für eine politische Lösung dienen sollte“ und kritisiert ihn als Mittel, um „die internationale Gemeinschaft schrittweise an die vollendeten Tatsachen der illegalen Besetzung“ zu gewöhnen.

Großbritannien stuft Marokkos Plan als „realistisch und glaubwürdig“ ein

In einem gemeinsamen Kommuniqué anlässlich des bilateralen strategischen Dialogs mit Marokko am 1. Juni 2025 erklärte das britische Außenministerium offiziell:

In diesem Zusammenhang ermutigt das Vereinigte Königreich die relevanten Parteien, sich dringend und positiv an dem von den Vereinten Nationen geleiteten politischen Prozess zu beteiligen, und betrachtet den 2007 vorgelegten Autonomievorschlag Marokkos als die glaubwürdigste, tragfähigste und pragmatischste Grundlage für eine dauerhafte Beilegung des Konflikts.“
(Quelle: UK-Morocco Strategic Dialogue Joint Communiqué, Punkt 11 – gov.uk)

Gleichzeitig bekräftigte der britische Außenminister David Lammy, dass Großbritannien weiterhin das Selbstbestimmungsrecht der Sahrauis unterstütze und sich zu einem von der UNO geführten politischen Prozess bekenne.

Diese doppelgleisige Positionierung erkennt Algerien in seiner Erklärung an. Es wird festgehalten, dass „das Vereinigte Königreich die angebliche marokkanische Souveränität über das Gebiet der Westsahara weder erwähnt noch unterstützt“ habe. Zudem würdigt das Ministerium, dass der britische Außenminister „öffentlich und feierlich das Engagement des Vereinigten Königreichs für das Prinzip des Selbstbestimmungsrechts bekräftigt“ habe.

Algerien als Schutzmacht der Frente Polisario

Algerien spielt im Westsahara-Konflikt eine zentrale politische Rolle. Das Land unterstützt seit Jahrzehnten die Frente Polisario, die für ein unabhängiges Westsahara kämpft – auch militärisch. In den Flüchtlingslagern rund um Tindouf in Westalgerien befinden sich zudem zehntausende Sahrauis, deren Exilregierung (Sahrauische Arabische Demokratische Republik – SADR) dort angesiedelt ist.

Die Frente Polisario betrachtet Marokkos Präsenz in der Westsahara als illegale Besetzung und fordert ein Referendum über die Unabhängigkeit. Algerien sieht sich als Schutzmacht der sahrauischen Bevölkerung und tritt konsequent für deren Selbstbestimmungsrecht ein – ein Prinzip, das auch in der UNO-Doktrin zur Entkolonialisierung fest verankert ist.

Mahnung an London – Verantwortung im Sicherheitsrat

Trotz der Kritik verbindet Algerien mit Großbritanniens Haltung auch eine Erwartung. In der Erklärung heißt es:

„Algerien bringt die Hoffnung zum Ausdruck, dass das Vereinigte Königreich in seiner Eigenschaft als ständiges Mitglied des Sicherheitsrates Marokko weiterhin für seine internationalen Verantwortlichkeiten zur Rechenschaft ziehen und die Achtung der internationalen Legalität und insbesondere der Doktrin der Vereinten Nationen zur Entkolonialisierung gewährleisten wird.“

Der Appell zielt auf die langfristige Einhaltung des Völkerrechts und die Vermeidung einer De-facto-Anerkennung marokkanischer Souveränität über die umstrittene Region.

Der Konflikt bleibt international umstritten

Die neue Position Großbritanniens stärkt Marokkos diplomatische Bemühungen, den Autonomieplan international zu verankern. Algerien jedoch bleibt bei seiner harten Haltung und sieht den Vorschlag als Versuch, von einem politischen Status quo zu profitieren, der keine gerechte Lösung für die Bevölkerung der Westsahara bietet.

Damit wird der geopolitische Graben zwischen den beiden Maghreb-Staaten erneut vertieft – und der Westsahara-Konflikt bleibt ein zentrales Konfliktfeld zwischen Prinzipien des internationalen Rechts und machtpolitischen Interessen.

Marokko – Großbritannien unterstützt Autonomieplan für Westsahara als beste Lösung für den Konflikt

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