Gemeinsame Erklärung bekräftigt politische und wirtschaftliche Partnerschaft – London stellt sich offiziell hinter Rabats Vorschlag zur Lösung des Sahara-Konflikts und signalisiert Investitionsbereitschaft
Rabat – Bereits seit einigen Wochen kursierten erste Gerüchte durch die diplomatischen Flure in London und Rabat, wonach sich Großbritannien den Positionen Frankreichs und Spaniens in der Westsahara-Frage / marokkanische Sahara anschließen könnte. Nun ist es so weit.
Am heutigen 1. Juni 2025 bekräftigten Marokko und das Vereinigte Königreich Großbritannien ihre strategische Zusammenarbeit in einer gemeinsamen Erklärung, die in Rabat vom britischen Außenminister David Lammy und dem marokkanischen Außenminister Nasser Bourita unterzeichnet wurde. Im Zentrum der Erklärung steht die ausdrückliche Unterstützung Londons für den von Marokko vorgeschlagenen Autonomieplan zur Lösung des anhaltenden Konflikts um die Westsahara / marokkanische Sahara.
Die Erklärung signalisiert nicht nur eine politische Festigung der Beziehungen zwischen beiden Ländern, sondern enthält auch wirtschaftliche Anknüpfungspunkte. Die britische Position markiert einen weiteren diplomatischen Schritt zugunsten Marokkos in einem seit Jahrzehnten festgefahrenen Konflikt.
Der Autonomieplan als „glaubwürdigste“ Lösung
Das Vereinigte Königreich sieht den von Marokko 2007 vorgelegten Autonomieplan als „die glaubwürdigste, praktikabelste und pragmatischste Grundlage“ für eine dauerhafte Lösung des Konflikts um die Westsahara / marokkanische Sahara. Dieser Plan sieht eine weitgehende Selbstverwaltung der Region unter marokkanischer Souveränität vor – ein Vorschlag, der von der Frente-Polisario und ihren Unterstützern, in erster Linie Algerien, bislang abgelehnt wird, da diese ein Unabhängigkeitsreferendum fordert.
Laut der Erklärung erkennt London die Bedeutung der Sahara-Frage für Rabat ausdrücklich an und betrachtet deren Lösung als Schlüssel zur Stabilität in Nordafrika, zur regionalen Integration sowie zur Vertiefung der bilateralen Beziehungen.
UN-Prozess bleibt zentrale Plattform
Trotz der relativ klaren Positionierung zugunsten des marokkanischen Autonomieplans betonen beide Staaten ihre Unterstützung für den von den Vereinten Nationen geführten Prozess. Sie bekräftigten insbesondere ihre Unterstützung für die Bemühungen des UN-Sondergesandten Staffan de Mistura.
Das Vereinigte Königreich erklärte sich „bereit, willens und entschlossen“, de Mistura und allen Konfliktparteien seine aktive Unterstützung zukommen zu lassen. Damit verbindet sich die Hoffnung, eine diplomatisch abgestimmte Lösung auf internationaler Ebene zu erreichen.
Wirtschaftliche Perspektiven: Investitionen in der Sahara-Region möglich
Ein bemerkenswerter Aspekt der Erklärung betrifft die wirtschaftliche Dimension der britisch-marokkanischen Partnerschaft. Demnach prüft die britische Exportkreditagentur UK Export Finance die Unterstützung von Projekten in der Sahara, insbesondere im Rahmen einer Finanzierungszusage von bis zu 5 Milliarden Pfund Sterling für neue Wirtschaftsprojekte in ganz Marokko.
Diese Erklärung deutet auf eine mögliche Konsolidierung wirtschaftlicher Präsenz Großbritanniens in der umstrittenen Region hin, was von Gegnern des marokkanischen Autonomieplans als völkerrechtlich heikel angesehen werden könnte. Die britische Regierung argumentiert jedoch im Einklang mit ihrer außenpolitischen Linie, Marokko als „Tor für die sozioökonomische Entwicklung Afrikas“ zu betrachten und die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu vertiefen.
Internationale Dynamik zugunsten Rabats wächst
Die Haltung Londons reiht sich in eine zunehmende internationale Unterstützung für den marokkanischen Plan ein, zu der unter anderem auch Länder wie Spanien, Frankreich, aber auch die Benelux-Staaten oder Deutschland gehören, Die Golfstaaten, vor allem die Vereinigten Arabischen Emirate aber auch Saudi-Arabien, haben wie die USA und Israel sogar den uneingeschränkten Hoheitsanspruch Marokkos auf die Region entlang er Atlantikküste anerkannt. Beobachter werten diese Entwicklung als Teil einer strategischen Neuausrichtung, die auf Stabilität, Entwicklungsförderung und Investitionssicherheit in der Region abzielt.
Für Marokko ist die britische Unterstützung besonders bedeutsam, da das Vereinigte Königreich als ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates eine wichtige Stimme in internationalen Verhandlungen darstellt. Die marokkanische Diplomatie sieht darin eine weitere Bestätigung für die eigene Position und eine Stärkung des internationalen Rückhalts.
Politischer Schulterschluss mit wirtschaftlichem Potenzial
Die gemeinsame Erklärung zwischen Marokko und Großbritannien festigt eine politische Allianz, die auf eine diplomatische Lösung des Sahara-Konflikts unter marokkanischer Souveränität hinarbeitet. Der britische Schulterschluss mit Rabat verleiht dem Autonomieplan zusätzlichen Rückhalt und könnte wirtschaftliche Kooperationen in bislang sensiblen Gebieten ermöglichen.
E bleibt abzuwarten, wie die Frente Polisario und vor allem deren Unterstützer, in erster Linie Algerien nun reagieren.