In seiner Ansprache zum 1. Mai stellt Präsident Abdelmadjid Tebboune die soziale Dimension der Wirtschaftspolitik in den Mittelpunkt – und kündigt weitere strukturelle Maßnahmen an.
Algier – Zum internationalen Tag der Arbeit am 1. Mai hat der algerische Präsident Abdelmadjid Tebboune eine offizielle Botschaft an die Bevölkerung gerichtet, in der er die Rolle der Arbeiter*innen für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes ausdrücklich würdigt. Die Ansprache, veröffentlicht über die staatliche Nachrichtenagentur APS, diente zugleich als politische Standortbestimmung im Zeichen laufender wirtschaftlicher Transformationen und sozialpolitischer Herausforderungen.
„Die Nation erkennt das Engagement ihrer Arbeiter an und steht an ihrer Seite, um soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Stabilität gemeinsam zu sichern“, betonte der Präsident in seiner Rede.
Fokus auf Beschäftigung, Kaufkraft und sozialen Ausgleich
Präsident Tebboune unterstrich in seiner Botschaft, dass der Staat weiterhin aktiv daran arbeite, die Kaufkraft der Bürger zu stärken, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die sozialen Ungleichheiten abzubauen. Die bisherigen Maßnahmen – etwa Steuererleichterungen für niedrige Einkommen, Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst und die Ausweitung sozialer Transfers – seien Teil einer umfassenden Vision für eine „gerechtere Gesellschaft“.
Der Präsident verwies außerdem auf Fortschritte bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze, insbesondere durch öffentliche Investitionsprojekte und gezielte Förderprogramme für junge Erwerbstätige und Start-ups. Dies sei zentral für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung, betonte Tebboune.
Wirtschaftsreformen mit sozialem Anspruch
Neben der Anerkennung für die Leistungen der Arbeitnehmer*innen nutzte Präsident Tebboune die Gelegenheit, um die Fortführung wirtschaftlicher Reformen zu bekräftigen. Er sprach von der „Modernisierung des industriellen Sektors“, der „Diversifizierung der Wirtschaft jenseits des Erdölsektors“ und dem Ziel, private Investitionen besser zu integrieren. All dies solle jedoch nicht zulasten sozialer Standards geschehen.
„Die wirtschaftliche Reform und die soziale Gerechtigkeit sind zwei Seiten derselben Medaille“, erklärte der Präsident und hob hervor, dass der Staat sowohl unternehmerische Initiative als auch die soziale Verantwortung der Unternehmen stärken wolle.
Gewerkschaften und politische Balance
Während Tebboune in seiner Rede eine partnerschaftliche Haltung gegenüber der Arbeitnehmerschaft betonte, blieb eine direkte Reaktion der großen Gewerkschaftsverbände zunächst aus. In den vergangenen Jahren hatte es wiederholt Spannungen zwischen Arbeitnehmervertretungen und staatlichen Stellen gegeben – etwa in Fragen der Lohnpolitik, der Rentenreform oder der Sozialversicherungssysteme.
Die Rede deutet jedoch an, dass die Regierung weiterhin auf ein Modell des sozialen Dialogs setzen will, um wirtschaftspolitische Maßnahmen abzustimmen und breiter abzusichern.