Ein Gastbeitrag von Jade Madani, Politikberater
Ein Staat des Maghreb mit Potential.
Es ist das westlichste Land des Maghreb. Mit einer Fläche von einer Millionen km2 ist es fast drei mal so groß wie Deutschland. Mauretanien, ein Land reich an Fischbeständen, der längsten fahrenden Eisenbahn der Welt und dem UNESCO-Weltkulturerbe, die Bibliotheken von Chinguetti.
Mauretanien findet politisch nicht statt.
In Deutschland weiß man davon wenig. Mauretanien findet in der öffentlichen Debatte nicht statt. Das hat auch Auswirkungen auf die bilateralen Beziehungen zwischen den Staaten – mit all ihren wirtschaftlichen Konsequenzen zur Folge. Das Auswärtige Amt bezeichnet die Beziehungen als „gut“, aber in der gleichen offiziellen Ausführung muss sie zu geben, dass der bilaterale Handelsaustausch „gering“ ist.
Das es anders geht zeigt China. Noch jüngst am 09. Dezember 2022 trafen sich die Staatsoberhäupter Xi Jinping und Mohamed Ould Ghazouani im Rahmen der ersten Arab-China Konferenz, um die Vertiefung der Partnerschaft bekannt zu geben. Mit der Realisierung von Infrastrukturprojekten, dem Fischereiabkommen und Investments im Bereich der Förderung von Rohstoffen haben Mauretanien und China ein gutes Fundament für die Zukunft.
Das Potential ist da.
Warum sollte nicht ähnliches auch für Deutschland gelten? Das Potenzial ist vorhanden. Im Zuge der deutschen Transformation zu einer CO2-neutralen Industrienation ergeben sich viele Schnittmengen. Mauretanien hat das Potential einer der größten Erzeuger erneuerbarer Energien zu sein. Gerade im Bereich des grünen Wasserstoffs schauen viele Akteure nach Mauretanien. Der französische Energieerzeuger Total Eren arbeitet an einer Machbarkeitsstudie. Der serbisch-australische Projektentwickler CWP Global hat schon ein MoU mit der mauretanischen Regierung abgeschlossen. Sollte Mauretanien es schaffen auch ihre Rohstoffe CO2-frei zu fördern, wird es auch in Zukunft strenger werdende Lieferkettenregulierungen stand halten können.
Mauretanien muss proaktiver werden.
Auf deutscher Seite wird schon viel getan. Eine Präsenz des GIZ in der mauretanischen Hauptstadt zählt beispielsweise dazu. Aber auch die deutsche Botschafterin IE Frau Isabel Hénin reist durch das Land, trifft Menschen und kommuniziert in den Sozialen Netzwerken.
In einer Partnerschaft kommt es auf beide Partner an. Um das Potenzial abzuschöpfen, muss die Islamische Republik proaktiver werden. Mit konkreten Angeboten, Projektvorhaben und einer überzeugenden Präsenz in Deutschland kann Mauretanien weitere Partner aus Politik und Wirtschaft gewinnen.
Der Ausblick
Zwei Ereignisse im Jahr 2023 werden über die Zukunft der Beziehungen entscheiden. Zum einen wird die deutsche Regierung im Januar 2023 die neue Afrika Strategie vorstellen. Dieses Papier wird sicherlich den Fokus auf Erneuerbare Energien bestätigen, aber auch einen ersten Ausblick geben, inwiefern Mauretanien in diesen Plänen eine Rolle spielen wird. Zum anderen finden im Mai 2023 Parlamentswahlen in Mauretanien statt. Ein erfolgreicher Ablauf sollte auch im Auswärtigen Amt wohlwollend aufgenommen werden, um weitere Kooperationen anzugehen.
Ein erster Schritt: Dialog durch Besuche
Denn Kommunikation ist das Fundament einer guten Beziehung. Der letzte hochrangige Besuch auf Ministerebene liegt länger zurück. Im November 2016 besuchte der damalige Bundesminister Gerd Müller die Hauptstadt Nouakchott. Es wäre also bald an der Zeit, wieder mal miteinander ins Gespräch zu kommen.