Bank Al Maghrib sieht keinen Handlungsbedarf für einen Eingriff in die Wirtschaft und hält den Leitzins konstant bei 2,75%. Die Inflation soll auf durchschnittlich 1,3% im Jahr 2024 fallen.
Rabat – Die heutige Sitzung des Verwaltungsrates der marokkanischen Zentralbank wurde mit einer gewissen Spannung erwartet. Noch wenige Tage zuvor waren die Spekulationen unter Experten und Medien zahlreich. Es stand die Frage im Raum, ob die Bank Al Maghrib dem Vorbild der US-amerikanischen Zentralbank Fed folgen und ebenfalls den Leitzins senken würde, angesichts einer stabilen Inflation mit sinkender Tendenz und hohen Deviseneinnahmen durch das Wachstum im Tourismus und die rekordverdächtigen Rücküberweisungen der im Ausland lebenden Marokkanerinnen und Marokkaner (MRE). Die Fed hatte am 18. September den Leitzins um einen halben Prozentpunkt gesenkt, was zu Kurssteigerungen an den größten Wertpapierbörsen geführt hat und vor den Wahlen in den USA die Investitionen ankurbeln könnte. Auch die marokkanischen Investoren hatten gehofft, dass für sie Kredite günstiger werden könnten.
Wirtschaftliche Entwicklung weiterhin durch Sorgen in der Landwirtschaft belastet.
Der Rat der Bank Al Maghrib hielt am heutigen Dienstag, den 24. September, seine dritte Quartalssitzung des Jahres 2024 ab. Auf dieser Sitzung analysierte er die Entwicklung der nationalen und internationalen Wirtschaftskonjunktur sowie die mittelfristigen makroökonomischen Projektionen der Bank Al Maghrib. So beschloss er, den Leitzins unverändert bei 2,75% zu belassen, während er die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen weiterhin aufmerksam verfolgte.
Die internationale Wirtschaftstätigkeit erwies sich als relativ widerstandsfähig, dürfte sich jedoch in vielen Industrie- und Schwellenländern im Prognosehorizont verlangsamen, was vor allem auf die restriktiven monetären Bedingungen zurückzuführen sei. Die Inflation setzte ihren Abwärtstrend fort, wobei die Preise für Dienstleistungen in den wichtigsten fortgeschrittenen Volkswirtschaften jedoch weiterhin steigen würden, so die Zentralbank in ihrer Einschätzung.
Auf nationaler Ebene ist die landwirtschaftliche Produktion zwar nach wie vor weitgehend wetterabhängig, doch würden die verfügbaren unterjährigen Daten insgesamt auf eine weitere Erholung der nicht-landwirtschaftlichen Aktivitäten hindeuten, ein Trend, der aus Sicht der marokkanischen Notenbanker mittelfristig durch die erwartete Dynamik der öffentlichen und privaten Investitionen unterstützt werden dürfte.
Anstiege der Nahrungsmittelpreise und Kerninflation zeigen rückläufige Tendenzen
Seit Jahresbeginn bewege sich die Inflation auf einem moderaten Niveau, was vor allem auf den Rückgang der Preise für Nahrungsmittel mit volatilen Preisen und die Verlangsamung der Kerninflation zurückzuführen sei. Die Kerninflation, die 2023 bei 5,6% gelegen habe, schwanke nun um 2% und wird nach den Prognosen der Bank Al Maghrib für die nächsten acht Quartale nahe dieser Rate stabil bleiben.
Unter besonderer Berücksichtigung der angekündigten Änderungen bei den Subventionen für Grundstoffpreise und unter der Annahme, dass die Preise für Nahrungsmittel mit volatilen Preisen mittelfristig nur begrenzt schwanken, dürfte sich die Gesamtinflation von 6,1% im Jahr 2023 auf 1,3% in diesem Jahr verlangsamen, bevor sie sich bis 2025 auf 2,5% beschleunigt, so die Einschätzung der Bank Al Maghrib.
