Erdbeben im Atlasgebiet nicht nur eine Tragödie – Wiederaufbau der betroffenen Gebiete bietet Chance für ein Umdenken in der Stadtplanung
Rabat – Noch steckt Marokko im Kampf um Verschütte, in mitten der Versorgung der Verletzten und der Trauer um die Opfer. Nur wenige wagen es bereist zu diesem Zeitpunkt an den Wiederaufbau zu denken und welche Schlüsse aus dem schweren Erbeben und den daraus resultierenden Schäden für die Infrastruktur zu ziehen sind.
Weil alte Stadtplanungsmethoden für die massiven Erdbebenschäden in Al Haouz verantwortlich seien, fordere ein Stadtplanungsexperte, diese zu ersetzen. Experten sollen Bebauungspläne erstellen, berichtet Al Ahdath Al Maghribia.
„Es ist an der Zeit, mit alten Gewohnheiten zu brechen“, habe Saïd Lazrak, Ingenieur und Stadtplaner gegenüber der Tageszeitung geäußert. Er ist nicht überrascht über die massiven Schäden, die das Erdbeben angerichtet hat. Schließlich habe er bei seinen Besuchen in verschiedenen Regionen Marokkos festgestellt, dass die Schutzbauten nicht den erforderlichen Mindeststandards entsprachen.” Der Experte Lazrak sei sich mit Regierungschef Aziz Akhannouch einig. Dieser hatte am Montag ein Sofortprogramm zum Wiederaufbau der zerstörten Häuser angekündigt.
Experte ruft zum Bruch mit alten Gewohnheiten auf.
Er plädierte aber für einen „Bruch mit alten Praktiken. Wiederaufbau bedeutet nicht, die Häuser so wieder aufzubauen, wie sie vor dem Erdbeben waren. Wir müssen die Art und Weise, wie wir Häuser auf dem Land bauen, grundlegend überdenken. Es ist unmöglich, sie mit den traditionellen Materialien zu bauen. Sie halten nicht einmal den starken Regenfällen stand. Bevor die Häuser gebaut werden können, müssen eine Reihe rechtlicher, administrativer und technischer Fragen geklärt werden.”
Nach Ansicht von Said Lazrak seien die geltenden Gesetze für Stadtplanung und Bauwesen veraltet und müssen überarbeitet werden, wie die Tageszeitung Al Ahdath Al Maghribia weiter berichtet. Er nehme kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Verwaltung des Sektors durch die Regierung geht: „Die Regierung sollte aufhören, Erdbebenrisikozonen zu diagnostizieren. Das kann man den Forschern und Experten überlassen, die entscheiden, ob ein Gebiet bewohnbar ist oder nicht.
Außerdem sollten Architekten keine Bebauungspläne mehr erstellen dürfen. „Diese Aufgabe sollte Vermessungsingenieuren und anderen Spezialisten für Entwicklung und Wiederaufbau übertragen werden“, sagte er. Er betonte auch die Notwendigkeit, in Wohngruppen zu bauen, anstatt Wohneinheiten über große und schwierige Gebiete zu verteilen.