StartGesellschaftMarokko – Überwiegend friedliche Feiern nach Halbfinaleinzug bei der FIFA-WM

Marokko – Überwiegend friedliche Feiern nach Halbfinaleinzug bei der FIFA-WM

Erste arabische/maghrebinische Mannschaft im Halbfinale einer FIFA-Fußballweltmeisterschaft.

Vereinzelte Zusammenstöße mit der Polizei am Rande von Feiern nach dem Sieg der Atlas Löwen gegen Portugal.

Berlin – In vielen europäischen Städten wurde die Qualifikation Marokkos für das Halbfinale ausgiebig gefeiert. Dennoch gab es vereinzelt kleinere Ausschreitungen und Zusammenstöße mit der Polizei. Nach Angaben der Sicherheitskräfte kam es jedoch nicht zu schweren Ausschreitungen, wie nach dem Sieg Marokkos über Spanien. Trotzdem ereigneten sich am Samstag erneut Zwischenfälle in verschiedenen europäischen Metropolen.

Feiern in Berlin führten zu Ermittlungsverfahren. Kleinere Auseinandersetzungen in Düsseldorf und Köln

In Berlin musste die Polizei nach dem sensationellen Sieg Marokkos im Viertelfinale bei mehreren spontanen Fan-Partys eingreifen. Unteranderem berichtet Rbb24.de, das Ermittlungsverfahren wegen besonders schwerer Körperverletzung, Widerstand gegen Polizeibeamte, Verstoß gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz und Beschädigung von Fahrzeugen eingeleitet wurden. Nach dem Anpfiff des WM-Qualifikationsspiels zwischen England und Frankreich um 20 Uhr wurde es dann zuerst in Neukölln ruhig – wohl, weil die Fans schon wieder vor dem Fernseher saßen, berichtet die Berliner Zeitung.

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Aber es gab auch Auseinandersetzungen, z. B. in Köln und Düsseldorf, so tag24.de. Der Hohenzollernring in der Kölner Innenstadt und die Taunusstraße in Humboldt-Gremberg wurden vorübergehend gesperrt. In Düsseldorf kam es vereinzelt zu Tritten, Schlägen, Flaschenwürfen und Abschuss von Feuerwerkskörpern. „Die meisten der Tausenden von Feiernden waren weitgehend friedlich“, wird die Düsseldorfer Polizei zitiert.

In den Niederlanden schlugen teilweise friedliche Feiern in Gewalt um.

In den Niederlanden wurde der Sieg Marokkos über Portugal am Samstagabend in mehreren Städten, insbesondere in Amsterdam bzw. Rotterdam, in den Straßen gefeiert. Die Feierlichkeiten begannen friedlich, schlugen jedoch an mehreren Orten in Krawalle um. Die Polizei griff ein, es wurden Haftbefehle ausgestellt bzw. Dutzende von Personen verhaftet. Vor Mitternacht war überall Ruhe eingekehrt, berichtet der Fernsehsender NOS Nieuw.

Ca. 130 Festnahmen in Belgien

In Belgien, v. a. in Antwerpen und Brüssel, nahm die Polizei rund 130 Personen vorübergehend fest, davon etwa 60 in Brüssel und 70 in Antwerpen, berichtete der belgische öffentlich-rechtliche deutschsprachige Fernsehsender BRF aus Eupen.

In Belgien waren die Verhältnisse bereits zweimal deutlich gewalttätiger. In Folge dessen hatte die Brüsseler Polizei, anlässlich des Fußballspiels, besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Mehrere U-Bahn-Stationen waren bereits am Nachmittag geschlossen worden. Streetworker wurden eingesetzt, um aggressive Fans ggf. zu bändigen. Nach dem 1:0-Sieg gegen Portugal gingen Hunderte von marokkanischen Fans auf die Straße. Die meisten waren in Feierlaune, aber einige meist junge männliche Fans suchten erneut die Konfrontation mit den Sicherheitskräften, so die Polizei. Es sei zu Steinwürfen und Beschuss mit Feuerwerkskörpern in die Menge und gegen die Polizei gekommen. In Antwerpen wurde eine Gruppe von Randalierern vorübergehend festgenommen, weil sie Steine auf eine Polizeistation geworfen hatten. Mehrere Fenster gingen zu Bruch, aber es wurde niemanden verletzt.

In Marokko und Qatar wurde friedlich gefeiert.

In Marokko selbst und in Qatar wurde nach bisherigen Medienberichten und Informationen friedlich gefeiert. In Marokko kam es zu zahlreichen spontanen Feiern auf den zentralen Plätzen der Städte und Hubkonzerten in den Straßen. Vor allem in Marrakech, Tanger, Rabat, Oujda, Casablanca sowie in Fés und Meknès wurde ausgiebig gefeiert. Auch in der der Hauptstadt des Gastgeberlandes der FIFA WM 2022, Doha, feierten zehntausende marokkanische Fußballbegeisterte aber auch Fans aus Qatar selbst und aus den anderen arabischen und muslimischen Ländern, darunter auch Algerier und Tunesier, friedlich zusammen. Zu beiden maghrebinischen Ländern sind die diplomatischen Beziehungen zu Marokko derzeit unter- oder vollständig abgebrochen.

Erste arabische Mannschaft im Halbfinale einer FIFA-Fußballweltmeisterschaft.

Mit dem Erreichen des Halbfinales hat die marokkanische Nationalmannschaft Fußballgeschichte geschrieben. Zum ersten Mal erreichte eine afrikanische bzw. arabische Mannschaft bei einer Weltmeisterschaft die Runde der letzten Vier. Bisher gelang es als islamisches Land nur der Türkei sich für das Halbfinale bei der FIFA-WM zu qualifizieren, 2002 bei der WM Japan/Südkorea.

Im Streben um den Einzug ins Finale trifft Marokko am Mittwoch nun auf den amtierenden Weltmeister Frankreich der nach Brasilien gerne seinen Titel verteidigen möchte. In den meisten europäischen Städten werden Maßnahmen ergriffen, um v. a. sicherzustellen, dass die Fans friedlich feiern können. Hier können die Fans wesentlich dazu beitragen, in dem sie unabhängig vom Ergebnis die Leistung der marokkanischen Mannschaft und der Franzosen  würdigen bzw. feiern und sich von jeder Gewalt distanzieren.

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