Noch Ende 2025 oder Anfang 2026 könnte König Mohammed VI. Frankreich. Doch vor dem endgültigen Termin stehen sensible Verhandlungen und politische Annäherung im Fokus.
Paris / Rabat – Ein geplanter Staatsbesuch von König Mohammed VI. in Frankreich wirft seine Schatten voraus. Laut übereinstimmenden Medienberichten befinden sich die diplomatischen Vorbereitungen zwischen Rabat und Paris in einer aktiven Phase. Ein konkreter Termin steht zwar noch nicht fest, doch wird ein Zeitfenster zwischen dem letzten Quartal 2025 und dem ersten Quartal 2026 genannt.
Der Besuch hätte nicht nur symbolischen, sondern auch politischen Wert. Ursprünglich sollte er den 70. Jahrestag der Erklärung von Celle-Saint-Cloud würdigen, mit der Frankreich am 6. November 1955 Marokkos in die Unabhängigkeit entließ und sein ausbeuterisches Protektorat beendete. Frankreich hatte zuvor über Jahrzehnte als Kolonialmacht über das marokkanische Sultanat / Königreich als Protektorat geherrscht.
Da der Jahrestag mit den nationalen Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des Grünen Marsches zusammenfällt, wurde der ursprünglich geplante Zeitpunkt des Besuchs nun verworfen.
Entspannung nach Jahren der Spannungen
Der angestrebte Staatsbesuch von König Mohammed VI. in Frankreich findet vor dem Hintergrund einer vorsichtigen, aber deutlichen Annäherung nach diplomatisch belasteten Jahren statt. In der Vergangenheit waren die Beziehungen zwischen Rabat und Paris von Missverständnissen und politischer Zurückhaltung geprägt. Gründe hierfür lagen unter anderem im Umgang Frankreichs mit der Frage der Westsahara, in der Migrations- und Visa-Politik sowie im ausbleibenden einer Anerkennung der veränderten Machtdynamik zwischen beiden Ländern.
Erst im Oktober 2024 kam es zu einer sichtbaren Wende. Der französische Präsident Emmanuel Macron reiste für drei Tage nach Rabat und bekundete zuvor in einem Schreiben an König Mohammed VI. eine deutlich veränderte Haltung Frankreichs zur Westsahara. Aus französischer Sicht, so Macron, liege die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Westsahara unter marokkanischer Souveränität. Der von Marokko vorgeschlagene Autonomieplan von 2007 wurde als einziger Weg zu einer dauerhaften politischen Lösung im Einklang mit den UN-Resolutionen bezeichnet. Diese Haltung bedeutet de facto eine stillschweigende Anerkennung des marokkanischen Hoheitsanspruchs auf die in Marokko als südlichen Provinzen bezeichnet marokkanische Sahara (Westsahara).
Staatsbesuch abhängig von Fortschritten
Wie aus diplomatischen Kreisen zu hören sei, bleibt der Besuch König Mohammeds VI. von weiteren Fortschritten in bilateralen Dossiers abhängig. Die Vorbereitungen umfassen zahlreiche Treffen und Abstimmungen – allen voran das hochrangige Treffen (HLT) der Regierungschefs beider Länder, das im Herbst 2025 stattfinden soll. Es soll unter anderem die 2024 unterzeichneten 22 Abkommen mit einem Gesamtwert von über 100 Milliarden marokkanischen Dirham (rund 9,3 Milliarden Euro) evaluieren.
Zudem stehen strategische Erweiterungen der Zusammenarbeit im Gesundheitswesen, in sozialen Bereichen und vor allem im Verteidigungssektor auf der Agenda. Französische Firmen könnten ihre Rolle in der Entwicklung der marokkanischen verteidigungstechnologischen und industriellen Basis (BITD) ausbauen. Gespräche dazu finden laut dem marokkanischen Nachrichtenagentur TelQuel derzeit am Rande der Rüstungsmesse Le Bourget statt.
Migration, Sicherheit und geopolitische Abstimmung
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der gemeinsamen Migrationspolitik. Bereits am 25. Juni 2025 soll sich die „gemeinsame Migrationsgruppe“ in Paris treffen. Am 7. Juli folgt der Besuch des marokkanischen Innenministers Abdelouafi Laftit in der französischen Hauptstadt. Ziel ist die Verbesserung der Zusammenarbeit bei Rückübernahmen und die Klärung von Staatsangehörigkeiten bei irregulären Migranten. Die Initiative geht auf Vereinbarungen zurück, die beim Besuch des französischen Innenministers Bruno Retailleau im April 2025 in Rabat getroffen wurden.
Auch in Fragen der regionalen und internationalen Sicherheit wollen Marokko und Frankreich künftig enger kooperieren – etwa bei der Bekämpfung illegaler Migration, im Kampf gegen Terrorismus und bei der Abstimmung gemeinsamer Positionen auf der internationalen Bühne, etwa im Umgang mit dem Nahostkonflikt oder im Rahmen der afrikanischen Entwicklungspolitik.
Neue Basis für eine strategische Partnerschaft
Der geplante Besuch von König Mohammed VI. könnte ein Meilenstein zur Neubelebung der marokkanisch-französischen Partnerschaft werden. Beide Seiten zeigen sich entschlossen, die diplomatischen Spannungen der letzten Jahre hinter sich zu lassen und die Zusammenarbeit auf eine tragfähige, zukunftsgerichtete Grundlage zu stellen.