Bildungsminister kündigt gleichen Status und Schutz für angestellte Lehrer wie für alle Beamte an und gibt dem Druck nach.
Rabat – Die angestellten bzw. freien Lehrer, sog. AREF-Lehrerinnen und Lehrer, die sich seit der Regierung El Othmani im Konflikt mit der Regierung, um ihren beruflichen Status befinden, haben sich augenscheinlich durchgesetzt. In den letzten Jahren gingen Lehrerinnen und Lehrer im Angestelltenverhältnis auf die Straße oder traten in mehrwöchige Arbeitsniederlegungen ein. Regelmäßig kam es bei den Protesten zu Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften.
Das Königreich Marokko hatte, als Teil der vom IWF und der Weltbank geforderten Reformen des öffentlichen Dienstes, den Beamtenstaus für neu eingestellte Lehrerinnen und Lehrer abgeschafft. Zugleich wurden strenge und herausfordernde Systeme eingeführt, die auf ständige Fortbildung und Qualifikation setzten, insbesondere bei der Beförderung.
Auch der Arbeitsplatzverlust bei veränderten Planungen der Regierung drohte den angestellten Lehrkräften. Durch die „schleichende“ Reform arbeiteten Lehrkräfte mit altem Beamtenstatus neben Kolleginnen und Kollegen ohne „Privilegien“ nebeneinander.
Bildungsminister kündigt Beamtenstatus für alle Lehrkräfte an.
Bereits Tage zuvor wurde in den Fluren der marokkanischen Regierung darüber gesprochen, dass der Bildungsminister Chakib Benmoussa den Konflikt mit den AREF – Lehrkräften lösen will.
In einem am 5. Oktober 2022, anlässlich des Weltlehrertags, öffentlich gemachten Schreiben des Bildungsministers, wird angekündigt, die 12 angeprangerten Unterschiede zwischen den freien und verbeamteten Lehrkräften abzuschaffen. Die angestellten Lehrkräfte werden in den allgemeinen öffentlichen Dienst integriert.
„Die zwölf grundlegenden Statuten, die die Lehrer der AREF-Regelungen betreffen, werden abgeschafft. Die Lehrkräfte der Akademien werden von einem einzigartigen und einheitlichen Status profitieren. In diesem Sinne wird ein Dekret erlassen“, heißt es in dem Schreiben. Und weiter führt der Minister aus: „Dieser Status garantiert ihnen die gleichen Rechte, Vorteile und den gleichen Karriereweg wie allen Ministerbeamten.“ Die sog. AREF-Lehrkräfte profitieren somit von den gleichen Vorteilen wie die Beamten, „unter Wahrung des Grundsatzes der Regionalisierung, insbesondere bei der Einstellung“.
Qualitativ schlechtes Bildungsniveau in Marokko.
Das marokkanische Bildungssystem steht seit Jahrzehnten in der Kritik und erweist sich erneut, als wenig reformfähig. Obwohl große finanzielle Summen in das Bildungssystem gesteckt werden, das Königreich gehört zu den wenigen Ländern der Welt, in dem ein vollständiger primärer Bildungsweg, von der Grundschule bis zum ersten Studium in öffentlichen Bildungseinrichtungen kostenfrei ist, bestehen große Defizite in der Qualität. Sowohl in der Ausstattung wie auch in der Wissensvermittlung erscheint das marokkanische Bildungssystem den Anforderungen an ein globales Wettbewerbsumfeld nicht zu genügen. Gerade unter jungen Menschen, vor allem mit vermeintlich hohem Bildungsabschluss, ist die Arbeitslosigkeit sehr hoch, wie regelmäßig aus der Arbeitsmarktstatistik zu entnehmen ist. Zugleich beklagen vor allem ausländische Investoren in Marokko keine ausreichend qualifizierten Arbeitskräfte zu finden. Auch ist das Interesse gerade der jungen Menschen in den Staatsdienst zu treten, um eine gewisse Sicherheit genießen zu können, deutlich höher, als die Bereitschaft eigenständig wirtschaftlich zu agieren.