Im Rahmen der Haushaltsplanung 2025 soll es vor allem durch gezielte Investitionen und Förderprogramme um die Schaffung von Arbeitsplätzen gehen.
Rabat – Marokkos Regierung unter Premierminister Aziz Akhannouch befindet sich in der zweiten Hälfte ihrer Regierungszeit und allmählich gilt es Erfolgsgeschichten für den Wahlkampf 2026 zu generieren.
Nach dem die COVID-19 Krise und die Folgen des Ukrainekriegs in Europa dem Königreich wirtschaftlich sehr zugesetzt und der Regierung von Premierminister Akhannouch die Bilanz verhagelt haben, wird es Zeit, positive Effekte auszulösen, um noch rechtzeitig vor den nächsten Wahlen davon profitieren zu können.
Doch die marokkanische Wirtschaft spielt nicht ganz mit. Trotz enormer Investitionen in die Infrastruktur, der hohen Aufnahme von Krediten, um Strukturprojekte zu finanzieren, und auch trotz des hohen Potentials im Bereich der „erneuerbaren Energie“, inkl. grünem Wasserstoff, verliert die große Masse der Bevölkerung tatsächlich oder auch nur gefühlt an Kaufkraft.
Dem Königreich Marokko gelingt es nicht, die enormen Investitionen und auch Erfolge bei der Infrastruktur in überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum umzumünzen. Dies wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt und auf die tendenziell weiterwachsende Arbeitslosenquote aus, denn die Wirtschaft wächst nicht ausreichend schnell, um sowohl die Arbeitskräfte aufzufangen, die durch die Produktivitätszuwächse in ihren jetzigen Betrieben nicht mehr benötigt werden, sondern auch durch die Dürre ihren Arbeitsplatz verlieren oder schlicht neu auf den Arbeitsmarkt drängen, darunter bisherigen Schülerinnen und Schüler, Absolventen der Berufs- und Hochschulen aber auch Flüchtlinge aus der Sub-Sahara, die auf ihrem eigentlichen Weg nach Europa in Marokko hängenbleiben.
Neuer Plan zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Abbau der Arbeitslosigkeit angekündigt.
Die Regierung von Premierminister Aziz Akhannouch kommt praktisch nicht aus dem Krisenmodus heraus. Seit seinem Amtsantritt geht es um die Bekämpfung der Pandemie, der Eindämmung der Inflation, Abmilderung der Wasserknappheit, der Kompensation von algerischem Gas oder dem Erdbeben in Al Haouz sowie der diplomatischen Verstimmungen mit Frankreich.
Nun zeichnet sich die nächste Krise ab, die steigende Arbeitslosenquote und der sehr hohen Arbeitslosigkeit vor allem bei jungen Menschen und Frauen. Letztere bestehen schon länger, drohen aber nochmals anzusteigen.
Laut den jüngsten Angaben des Hohem Kommissariats für Planung HCP, vergleichbar mit dem Statistikamt, liegt die aktuelle und offizielle Arbeitslosenquote bei über 13% mit steigender Tendenz. Wohlgemerkt, es sind 13% gemessen an der erwerbsfähigen Bevölkerung unter Berücksichtigung der Personen, die sich auch arbeitslos gemeldet haben. Hier muss eine nicht geringe Dunkelziffer gerade bei Frauen, hinzugerechnet werden. Im Rahmen der Haushaltsplanungen 2025 will die Regierung nun einen neuen Plan für die Schaffung von Arbeitsplätzen starten.
Die Maßnahmen umfassen eine tiefergehende Analyse des Arbeitsmarktes, die Unterstützung von Beschäftigungsprogrammen in ländlichen Gebieten, die Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen KMU sowie die Unterstützung der wirtschaftlichen Aktivitäten von Frauen. Zudem sollen Investitionen in verschiedene Sektoren wie Eisenbahnen, Luftfahrt, Energie und Tourismus gefördert werden, um stabile und anständige Arbeitsplätze zu schaffen.
Regierung geht optimistisch von einem allgemeinen Wirtschaftswachstum von 4,6% aus.
Helfen beim Abbau der Arbeitslosigkeit soll ein relativ hohes Wirtschaftswachstum. Laut dem Eckpunktepapier des Finanz- und Wirtschaftsministeriums kalkuliert die Regierung mit einem allgemeinen und durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von 4,6% im kommenden Jahr (2025). Diese Prognose liegt deutlich über den Schätzungen der HCP oder des IWF.
Marokko liegt üblicherweise im regionalen und internationalen Kontext im Mittelfeld. In der gesamten Region Naher Osten und Nordafrika (MENA) wird ein Wachstum von 2,8% im Jahr 2024 und 4,2% im Jahr 2025 erwartet.
Für Afrika südlich der Sahara wird ein Wachstum von 3,8% im Jahr 2024 und 4% im Jahr 2025 prognostiziert.
Der IWF geht für Marokko für das aktuelle und dem kommenden Wirtschaftsjahr nur von einen BIP-Wachstum von 3,3% aus. Um eine Wachstumsrate von rund 4,6% zu erreichen, rechnet die Regierung mit einem Anstieg der landwirtschaftlichen Wertschöpfung um 11% und der nichtlandwirtschaftlichen Wertschöpfung um 3,7%. Dies unterstrich der Regierungschef bei der Vorstellung des Fortschrittsberichts der Regierung vor dem Parlament. Zugleich schränkte er ein, dass dieses Wachstum nur dann erreicht werden kann, wenn nicht wieder die Dürre die Ernteerträge bei Getreide vermindert und auch die Weltwirtschaft auf einen Wachstumspfad zurückkehrt. Angesichts des weiter anhaltenden Krieges in Europa, der Gewalt im Nahen Osten und der Unsicherheiten bei den Investoren wir auch bei den privaten Verbrauchern doch eine eher optimistische Prognose des Regierungschefs und seiner Minister.
Allerdings ist es richtig, wenn die Schaffung von Arbeitsplätzen, nicht zuletzt auf dem Land, eine hohe Priorität haben soll, denn davon hängt nicht nur die Tragfähigkeit der neuen Sozialsysteme ab, sondern auch der soziale Frieden, die Begrenzung der Landflucht und die Motivation gerade junger Menschen, sich am Aufbau des Landes zu beteiligen und nicht ihr einziges Heil in der Auswanderung zu sehen. Es bleibt abzuwarten, wie die Regierung die Förderung von Arbeitsplätzen finanziell angehen kann. Dazu bleibt die Haushaltsplanung PLF 2025 abzuwarten.
Marokko – IWF prognostiziert ein Wirtschaftswachstum von 3,1% für 2024