Nach einem weitreichenden Stromausfall auf der Iberischen Halbinsel leistet Marokko grenzüberschreitende Unterstützung – die Energiesolidarität mit Europa gewinnt an strategischer Bedeutung.
Madrid, Lissabon, Rabat – Am Montag, den 28. April 2025, kam es zu einem großflächigen Stromausfall, der weite Teile Spaniens, Portugals und Teile Südwestfrankreichs betraf. Zahlreiche Städte meldeten Ausfälle bei der Stromversorgung, Bahnbetrieb und digitalen Infrastrukturen. Besonders betroffen waren Ballungsräume wie Madrid, Barcelona, Lissabon und Porto. Auch portugiesische Flughäfen und Gesundheitseinrichtungen mussten zwischenzeitlich auf Notstromsysteme zurückgreifen.
Die Ursache liegt nach ersten Einschätzungen in einer technischen Störung im kontinentaleuropäischen Hochspannungsnetz, das mehrere nationale Stromnetze miteinander verbindet. Wie die Störung verursacht wurde, wird aber noch untersucht. Der plötzliche Spannungseinbruch führte zu automatischen Sicherheitsabschaltungen und damit zu einer Kettenreaktion in mehreren Ländern.
Marokko hilft mit Stromlieferungen – Spanien und Portugal danken
Im Zuge der Störungsbewältigung kam auch Marokko eine aktive Rolle zu. Über die Hochspannungs-Stromverbindung zwischen Marokko und Spanien speiste das nordafrikanische Königreich Strom zur Stabilisierung des Netzes ein. Sowohl der spanische Premierminister Pedro Sánchez als auch portugiesische Regierungsvertreter äußerten ihren ausdrücklichen Dank an Rabat. Laut der marokkanischen Nachrichtenagentur MAP lobte Sánchez die „Solidarität und technische Unterstützung Marokkos in einer kritischen Situation“.
Auch Portugal profitierte indirekt von der Stromeinspeisung, da das iberische Stromnetz eng gekoppelt ist. In der Akutsituation konnten die über Marokko eingespeisten Energiemengen zur Wiederherstellung der Netzfrequenz beitragen – ein technischer Schlüsselmechanismus, um die europaweite Stromversorgung zu stabilisieren.
Energiepartnerschaft Marokko–Portugal im Ausbau
Die Ereignisse werfen ein Licht auf die wachsende Bedeutung der marokkanisch-europäischen Energiekooperation. Marokko und Portugal arbeiten derzeit an einer direkten Stromverbindung, die beide Länder durch ein Seekabel miteinander verbinden soll. Diese Interkonnektivität soll es ermöglichen, erneuerbare Energien aus Marokko, insbesondere Solar- und Windstrom aus der Sahara, effizient nach Europa zu exportieren.
Ein Memorandum of Understanding zur Umsetzung des Projekts wurde bereits Ende 2023 unterzeichnet. Ziel sei es, laut offiziellen Quellen, den Anteil grüner Energie im europäischen Strommix zu erhöhen und gleichzeitig Marokko als regionalen Exporteur klimafreundlicher Energie zu etablieren.
Kurzzeitige Auswirkungen in Marokko
Obwohl Marokko selbst nicht direkt vom Stromausfall betroffen war, kam es laut Le360.ma zu kurzfristigen Störungen in den IT-Systemen mehrerer Flughäfen, insbesondere in den Bereichen Fluggastregistrierung und Online-Dienste. Diese Probleme wurden rasch behoben und hatten keine nachhaltigen Auswirkungen auf den Betrieb. Die physische Stromversorgung in Marokko blieb stabil.
Marokko festigt Rolle als Energiepartner Europas
Der grenzüberschreitende Stromausfall hat gezeigt, wie eng Europas Energiesysteme mit Partnern außerhalb des Kontinents vernetzt sind – und welche Rolle Marokko in dieser Struktur bereits heute einnimmt. Die technische Hilfeleistung während der Krise war nicht nur ein Ausdruck politischer Solidarität, sondern auch ein funktionierendes Beispiel für strategische Interkonnektivität. Die Ausweitung der Zusammenarbeit, insbesondere mit Portugal, wird Marokkos Position als verlässlicher Energiepartner Europas weiter stärken.