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Marokko – Ohne Diaspora und dem Tourismus wäre das Handelsdefizit nicht zu finanzieren.

Marokkos Kampf gegen die Außenhandelsbilanz könnte wieder auf rückläufige Überweisungen der MRE treffen.

Königreich verdankt den sog. MRE und der Rückkehr der Touristen stabile Devisenreserven und die Finanzierung des wachsenden Außenhandelsdefizits.

Rabat – Über die Bedeutung der im Ausland lebenden Marokkanerinnen und Marokkaner, den sog. MRE, wurde immer wieder berichtet, nicht zuletzt bei MAGHREB-POST.
Auch welche Bedeutung der Tourismus für das Land hat, auch wenn die Begleiterscheinungen, wie Wasserverbrauch, Umweltbelastungen oder für das soziale Gefüge gerade von konservativen und streng religiösen Kreisen kritisiert werden, nicht immer zu Unrecht, wird immer wieder thematisiert.

Nun hat sich das panafrikanische Nachrichtenmagazin Jeune Afrique dem Thema angenommen und berichtet über die Bedeutung der MRE und des Tourismus für die Stabilität der Devisenreserven und für die Finanzierung des steigenden Außenhandelsdefizits, was die heimische Wirtschaft zunehmend belastet und langfristig abgebaut werden muss. Eines wird auch im Bericht von Jeune Afrique deutlich, Marokko hat den MREs und dem Tourismus viel zu verdanken.

Marokkanerinnen und Marokkaner im Ausland überweisen Rekordsummen

Die Überweisungen der im Ausland lebenden Marokkanerinnen und Marokkaner, meist an ihre Familienangehörigen, steigen seit Jahren stetig und sind zuletzt um 16 Prozent gestiegen. Gerade die letzten Jahre während der COVID-19 Krise und den damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen für viele Menschen im Land, haben einen neuen Schub der Solidarität ausgelöst.

Die Einnahmen aus dem Tourismus seien nach dem Ende der COVID-19 Eindämmungsmaßnahmen, um 170 Prozent hochgeschnellt und haben bereits das Vorkrisenniveau (2019) erreicht oder teilweise übertroffen. Bedenkt man, dass ein wesentlicher Teil der Touristen im Königreich aus den sog. MRE besteht, steigt die Bedeutung der im Ausland lebenden Staatsbürgerinnen und Staatsbürger nochmals.

Durch diese Entwicklung und Gegebenheiten, so merkt das panafrikanische Nachrichtenmagazin Jeune Afrique, mit Sitz in Paris, an, konnte Marokko seine Devisenreserven in einem schwierigen wirtschaftlichen Klima erhöhen. Die Devisenreserven sind von entscheidender Bedeutung für den Wert der Landeswährung sowie für die Fähigkeit wichtige Importgüter im Ausland bezahlen zu können und auch mehr Devisen zur Verfügung zu haben, als durch die Exporte alleine erwirtschaftet wird.

Außenhandelsdefizit wächst dramatisch.

Alle warten sehnsüchtig auf die Rückkehr der ausländischen Touristen und der MRE. Ihr Beitrag in Form von Devisen wird auf verschiedene Weise dazu beitragen, das wachsende Handelsdefizit von 308,8 Milliarden marokkanische Dirham MAD im Jahr 2022 (gegenüber 199,2 Milliarden Dirham im Jahr 2021) aufzufangen.

Auf der Webseite der Monatszeitschrift Jeune Afrique wird berichtet, dass Marokko sich auf die Überweisungen der im Ausland lebenden Marokkaner (MREs) verlassen kann.
Dazu trägt auch die Wiederbelebung des Tourismus bei: „Tatsächlich wurden im Jahr 2022 mit 110,7 Milliarden MAD, die von der marokkanischen Diaspora überwiesen wurden, und 93,6 Milliarden Dirham an Tourismuseinnahmen neue Rekorde aufgestellt“, so die Zeitschrift weiter.

Aus dem Jahresbericht der Bank Al-Maghrib, der König Mohammed VI. anlässlich des Throntages überreicht wurde, über die finanzielle Stabilität, zitiert Jeune Afrique:
„Die ungünstige Entwicklung der Handelsbilanz wurde durch die Konsolidierung der Überweisungen der im Ausland lebenden Marokkaner und die außergewöhnliche Leistung der Tourismuseinnahmen abgemildert. Diese Leistungen haben die offiziellen Devisenreserven auf 337,6 Milliarden MAD ansteigen lassen. Dies entspricht dem Importbedarf von 5 Monaten und 13 Tagen”.

Geld der Diaspora stammt vor allem aus Frankreich und Spanien.

Im Jahr 2022 seien die Überweisungen der im Ausland lebenden Marokkanerinnen und Marokkaner hauptsächlich aus Frankreich (32,2%), Spanien (13,4%) und Italien (11,5%) gekommen. Saudi-Arabien (7,6%) und die USA (6%) komplettieren die Top 5. Kanada weist mit einer jährlichen Wachstumsrate von 28% in den letzten fünf Jahren die größte Dynamik auf.

„Die Daten des Office of Change zeigen, dass die Rücküberweisungen insgesamt um rund 16 Prozent gestiegen sind. Dieser Aufwärtstrend hat sich auch im ersten Halbjahr 2023 bestätigt. Hier wurden 55,3 Milliarden Dirham überwiesen, 13,9 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2022″, schreibt Jeune Afrique unter Berufung auf den Jahresbericht der marokkanischen Zentralbank, Bank Al-Maghrib.

Marokko – 55 Mrd. MAD von im Ausland lebenden Marokkanern überwiesen.

Mit einem geschätzten Einnahmenwachstum von 170,8 Prozent hat der Tourismussektor einen guten Start hingelegt. Die Einnahmen, die für 2021 auf 34,6 Milliarden Dirham begrenzt waren, stiegen 2022 auf 93,6 Milliarden Dirham. Damit wurde das Niveau vor der Pandemie im Jahr 2019 (78,7 Mrd. Dirham) übertroffen.

Der Tourismus macht rund 7 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) des Königreichs aus. Doch die Messlatte liegt noch höher: Bis 2026 werden jährlich 17,5 Millionen Touristen und Einnahmen in Höhe von 120 Milliarden MAD angestrebt.

Marokkos Kampf gegen die Außenhandelsbilanz könnte wieder auf rückläufige Überweisungen der MRE treffen.

Marokkos Exporte hinken den Importen deutlich hinterher. Es ist noch unklar, ob die aktuelle Explosion nur temporär ist, oder sich wieder reduzieren lässt.

Ein wesentlicher Faktor für den Anstieg ist sicherlich, dass in Folge der neuen politischen Spannungen in der Welt, dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine und dem Klimawandel sowie Kartellentscheidungen (OPEC+) die Energiekosten und die Kosten für Weizen gestiegen sind.
Viele Länder des Maghreb und ganz Nordafrikas sind durch Dürren gezwungen, Ernteausfälle bei Getreide durch Importe auszugleichen und zugleich die Preisanstiege für den Inlandsmarkt durch Subventionen abzumildern, um die soziale Stabilität nicht zu gefährden.

Das belastet die Staatshaushalte und erhöht auch das Außenhandelsvolumen, wobei die Exportvolumina nicht im gleichen Maße anwachsen, was das Außenhandelsdefizit und den Devisenabfluss wachsen lassen.

Nur weil durch die MRE und dem Tourismus Einnahmen aus Devisenregionen, wie Europa und dem Dollar-Raum, generiert werden konnten, mit einem Wachstum über der Steigerungsrate beim Devisenabfluss, steht das Land noch stabil da. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass Versorgungsengpässe wie in Tunesien nicht ausgeschlossen sind, weil man sich wichtige Güter wie Treibstoffe oder Weizen auf dem internationalen Markt nicht mehr leisten kann.

Das Land ist aber eigentlich gezwungen, schnell dieses Defizit abzubauen. Grundsätzlich weil Defizite nie ewig tragbar sind und zum anderen man im Königreich vermuten muss, dass die Möglichkeiten und die Bereitschaft der MRE nicht unbegrenzt sind.
In vielen Euro-Ländern, darunter vor allem Deutschland, ziehen dunkle Wolken des wirtschaftlichen Abschwungs auf, was die Einkommen und damit die Möglichkeiten für Rücküberweisungen beeinflussen könnte. Zugleich darf man nicht vergessen, dass ein Hauptmotiv für die Rücküberweisungen meist die Situation ihrer Verwandten ist, die wegen eines fehlenden Sozialsystems in der Lebensführung oder bei Erkrankungen Unterstützung benötigen.

Marokko baut aber gerade ein allgemeines Sozialsystem zur Unterstützung von Bedürftigen auf und auch eine allgemeine Krankenversicherung soll es bald geben.
Der Bedarf für Unterstützungsleistungen aus dem Ausland könnte zumindest sinken, wenn nicht gar auch entfallen.
Das würde sich auf die Überweisungen und auf die Devisenzuflüsse auswirken, bei zugleich steigendem Druck z.B. medizinische Ausrüstung aus dem Ausland zu beschaffen.

Die mögliche Folge ergibt sich zwangsläufig. Das Importvolumen steigt und die Rücküberweisungen gehen zurück, womit der Druck auf den Devisenbestand steigt.

Das Magazin titelt daher nicht zu Unrecht, dass das Königreich den Auslandmarokkanern viel zu verdanken hat.

Marokko – Nötige Reformen zur Bindung der MRE an das Königreich

 

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