Angeführt von Fatima Ezzahra El Mansouri wurde auf dem 5. nationalen Parteitag der PAM ein Führungstrio gewählt. Abdellatif Ouahbi (Justizminister) verzichtete auf Kandidatur als alleiniger Generalsekretär.
Rabat – Frau Fatima Zahra Mansouri wurde am gestrigen Samstag, den 10. Februar 2024, auf dem 5. nationalen Parteitag in Bouznika zur neuen Generalsekretärin der Partei für Authentizität und Modernität (PAM) gewählt.
Zum ersten Mal in der modernen Geschichte Marokkos habe sich eine Mehrheit für ein Kollegialpräsidium an der Spitze einer Partei entschieden. Dieses dreiköpfige Spitzentrio ersetze den Posten eines Generalsekretärs, den bisher der amtierende Justizminister Abdellatif Ouahbi alleine innehatte.
Diese dreigliedrige Struktur wurde von vielen PAM-Mitgliedern gewünscht, insbesondere nach der sog. „Malien-Affäre“. Dabei geht es um einen internationalen Drogenschmugglerring, in den die beiden Parteimitglieder Saïd Naciri und Abdenbi Bioui verwickelt sein sollen.
Nachdem sie als einzige Kandidatin bekannt gegeben worden war, erklärte Mansouri, dass das Generalsekretariat der Partei als Gruppe besetzt werde. „Das bedeutet nicht, dass sich die Partei in einer Krise befindet. Im Gegenteil, es gibt fähige und ehrgeizige junge Leute, die die Zukunft der Partei bestimmen werden“, sagte Frau Mansouri.
Frau Mansouri nun an der Spitze der Partei
Das „Kollegialpräsidium“ wird final von Frau Mansouri geleitet. Weitere Mitglieder sind Mohamed Mehdi Bensaid und Salaheddine Aboulghali. Sie hatten sich um den Vorsitz beworben und wurden von den Mitgliedern des Nationalrats einstimmig gewählt.
Frau Najwa Koukous, Abgeordnete und Mitglied des Politbüros, wurde als einzige Kandidatin zur Präsidentin des Nationalrats und damit zur Nachfolgerin von Fatima Zahra Mansouri gewählt.
Wenige Tage vor dem Parteitag hatte Fatima Ezzahra El Mansouri in einer Erklärung „Erneuerung, Verjüngung der Eliten und einen Wechsel an der Spitze der PAM“ gefordert. Viele Beobachter/innen interpretierten diesen Aufruf als Ende der „Herrschaft“ von Abdellatif Ouahbi, der bis dahin und als amtierender Justizminister die Partei als Teil der Regierungskoalition unter Premierminister Aziz Akhannouch führte, der daraufhin auf eine zweite Amtszeit verzichtete.
Zur Einführung einer kollektiven Führung wurde am Samstag eine Änderung des Parteistatuts einstimmig angenommen. Weitere Änderungen betreffen die Zusammensetzung der Frauen- und Jugendvertretung im Politischen Vorstand der Partei. Außerdem stimmten die Delegierten der Begrenzung der Mitgliedschaft in der Jugendorganisation zu und verabschiedeten die politische Charta der Partei.
Weg frei, für eine mögliche Regierungsumbildung.
Durch den Rückzug des bisherigen Parteichefs an der Spitze der PAM könnte der Weg nun frei sein, für eine erste Regierungsumbildung. Seit Monaten wird über eine anstehende Regierungsumbildung der Regierung Akhannouch spekuliert. Ein heißer Stuhl für eine mögliche Umbesetzung ist der Posten des amtierenden Justizministers. Doch solange dieser auch Parteichef eines Koalitionspartners gewesen ist, war eine Absetzung unmöglich, ohne gleich die ganze Regierungskoalition zu gefährden. Doch nun könnte man den nicht selten für seine sehr liberalen Ansichten in die Kritik geratene Justizminister Abdellatif Ouahbi aus dem Amt entfernen und die Partei könnte aus ihren Reihen einfach einen neuen Kandidaten anbieten, ohne dass die Parteispitze brüskiert worden wäre und ggf. die Koalition gesprengt hätte.
Für eine Regierungsumbildung wäre es auch ein günstiger Zeitpunkt. Neben den Änderungen an der Spitze der PAM befindet sich das Parlament bis April in einer offiziellen Sitzungspause. Zugleich befindet sich König Mohammed VI. im Land und die Menschen sind mit den Vorbereitungen auf den anstehenden heiligen Monat Ramadan beschäftigt. Die nächsten Wochen könnten für die marokkanische Politik nochmals ereignisreich werden.