Transparancy International sieht bei Marokkos Kampf gegen die Korruption im öffentlichen Dienst keine Entwicklung. Platz im Ranking gegenüber 2022 unverändert.
Rabat – Die Organisation Transparency International hat in diesen Tagen das aktualisierten Länderranking für die wahrgenommene Korruption veröffentlicht. Laut dem diesjährigen Korruptionswahrnehmungsindex (Corruption Perceptions Index, CPI) stagniert die Korruptionsbekämpfung in Marokko. Je weiter ein Land von der bestmöglichen Punktzahl 100 entfernt ist, desto stärker wird die Korruption von den Bürgerinnen und Bürger wahrgenommen. Marokko erreicht nur 38 von 100 möglichen Punkten – unverändert gegenüber 2022 – und liegt damit auf Platz 97 von 180 Ländern sowie Gebieten / Regionen weltweit. Mit dieser Punktzahl liegt Marokko auf Platz 8 in der Region Naher Osten und Nordafrika.
Laut dem in dieser Woche (30. Januar 2024) veröffentlichten Index äußerten 53 % der befragten marokkanischen Bürgerinnen und Bürger, dass die Korruption im Jahr 2023 zugenommen habe. Darüber hinaus hätten 31 % angegeben, Schmiergelder gezahlt zu haben, um Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen zu erhalten. Damit würde für mindesten einem Drittel der Marokkanerinnen und Marokkaner Korruption innerhalb des öffentlichen Diensts zum Alltag gehören.
Auch im regionalen Kontext bleibt Marokko erfolglos.
Marokko rangiert vor regionalen Nachbarn wie Algerien (104. Platz), Ägypten (108. Platz) und Mauretanien (130. Platz), liegt aber hinter anderen Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten (26. Platz weltweit), Katar (40. Platz) und Jordanien (63. Platz) oder Tunesien (87. Platz) zurück.
Der Index zeichnet weltweit ein bedrückendes Bild: Zwei Drittel der Länder erreichen Werte unter 50, ein Zeichen für weit verbreitete Korruptionsprobleme. Der weltweite Durchschnitt liegt bei nur 43, und die große Mehrheit der Länder hat in den letzten zehn Jahren keine Fortschritte oder sogar eine Verschlechterung zu verzeichnen.
Die Formen der Korruption für die Bürgerinnen und Bürger sind vielseitig.
Die Bürgerinnen und Bürger können bei ihrem Kontakt mit dem öffentlichen Dienst sowie in Marokko auch mit dem Gesundheitswesen auf unterschiedliche Formen der Korruption stoßen. So gibt es Korruptionsfälle, wo Bürgerinnen und Bürger von sich aus Bestechungssummen oder Gegenleistungen anbieten, um sich Vorteile zu verschaffen, sei es um Prozesse zu beschleunigen oder Ansprüche gewährt zu bekommen, die ihnen eigentlich nicht zustehen. Dieser Fall lässt sich auch umkehren, so dass der oder die Vertreterin der Behörden Schmiergelder oder Gegenleistungen einfordert, um Prozesse nicht zu behindern oder Ansprüche zu gewähren, die der Bürgerin oder dem Bürger von Rechtswegen zustehen, ein Fall des Machtmissbrauchs.
Besonders perfide ist Korruption im Gesundheitswesen, wenn Behandlungen und Pflege oder auch nur der Zugang zum Arzt in einem Krankenhaus erst dann erreicht werden können, wenn man schon beim Pförtner, der Krankenschwester oder im Vorzimmer Trinkgeld / Schmiergeld zahlt.
Untreue und Unterschlagungen verursachen weitere Schäden für die Volkswirtschaft.
Nicht inbegriffen sind Fälle der Untreue oder Unterschlagung, wie sie gerade Medienwirksam von den Behörden verfolgt werden und in die sogar Parlamentsabgeordnete involviert sein sollen. Korruption ist stets schwer aufzudecken, da sich beide Parteien strafbar machen und so keine Seite ein Interesse daran hat, dass die Bestechung auffliegt. Zugleich bedarf es großen Mut, Korruption öffentlich anzuprangern, wenn in einem Land solche Praktiken auch innerhalb der Sicherheitsdienste und der Justiz vorkommen können. Der ehemalige Premierminister Saad Eddine El Othmani bezifferte den Schaden durch Korruption auf 4-7% des BIP pro Jahr. Dies wären nach aktueller Lage zwischen 44 Mrd. bis zu 77 Mrd. marokkanische Dirham MAD. Dies kommt im Maximum dem gesamten Jahresbudget des Bildungssektor nahe. Das nordafrikanische Königreich hat durch verschiedene Ansätze und Maßnahmen versucht, die Korruption zu bekämpfen. Die Digitalisierung der Verwaltung, der Aufbau von Transparenzregistern und Anlaufstellen sowie Aufklärungskampagnen wurden auf den Weg gebracht. Das aktuelle Ranking zeigt aber, dass all dies ohne Erfolg geblieben ist.
Marokko – Präsident der Behörde für Korruptionsbekämpfung will neuen Anlauf nehmen.