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Marokko – Im Kampf gegen sexuelle Belästigung stellt Collectif 490 einen digitalen Leitfaden vor.

Opfer haben Sorge vor Stigmatisierung.

Gemeinsam mit ESCA soll sexuelle Belästigung an den Universitäten thematisiert werden.

Rabat – Vorfälle von sexueller Belästigung, sexueller Gewalt und Nötigung erschütterten Marokko in den letzten Jahren immer wieder. Darunter auch erschütternde Fälle an den Universitäten und Schulen.

Das Collectif 490 und die ESCA école de management haben am vergangenen Dienstag, den 13. Februar, gemeinsam eine Konferenz zum Thema „Sexuelle Belästigung im universitären Umfeld“ organisiert. An der Veranstaltung nahmen Fachleute, Aktivisten und Psychologen teil. Sie stellten einen nationalen Leitfaden zur Aufklärung über sexuelle Belästigung in der marokkanischen Gesellschaft vor.

Die Konferenz befasste sich nicht nur mit dem Thema Mobbing an Ausbildungsstätten, sondern bot dem Collectif 490 auch eine Plattform, um seine Erfahrungen bei der Einrichtung eines Zentrums für die Anhörung und Unterstützung von Opfern aller Altersgruppen und Profile mitzuteilen.

„Sex für gute Noten“-Affäre gab Anstoß zur Initiative.

Frau Narjis Benazzou, Biologin und Mitglied des Kollektivs, erinnerte sich an die Umstände, die die Aktivisten zur Gründung des Zentrums veranlasst hatten. „Es war während der berüchtigten „Sex für gute Noten“-Affäre, die 2021 die ENCG Oujda erschütterte“.

In der Folge erhielt das Collectif 490 eine Reihe von Opferberichten. Dies trug zur Sensibilisierung bei und beschleunigte die Einrichtung des Zentrums. Narjis Benazzou wies auch auf die Ergebnisse der HCP-Umfrage 2019 hin, aus der hervorging, dass eine von fünf Frauen bereits Gewalt an einem Studienort erlebt hat.

Laut der Statistik des Kollektivs registrierte das Zentrum zwischen März und September 2023 33 Fälle von Belästigung, 16 wurden psychologisch beraten und drei erhielten Rechtsbeistand, um Anzeige zu erstatten. Zwei Fälle seien noch anhängig.

Sicherheit durch Anonymität hilft das Schweigen zu brechen.

Die Biologin wies darauf hin, dass Jugendliche sich wohler fühlen und mehr Selbstvertrauen haben, Mobbing zu melden, wenn sie zunächst Anonymität genießen. Dann können sie kommunizieren, vor allem über digitale Kanäle, die leicht zugänglich, sicher und kostenlos sind, um so das Schweigen brechen.

Herr Adam Elhadi, ein Psychologe, der mit Opfern arbeitet, betonte, wie wichtig es sei, dass sich Menschen im therapeutischen Prozess frei äußern können. Er nannte weitere Statistiken: 94% der Opfer seien Frauen, 62% seien zum Zeitpunkt der Tat minderjährig gewesen, in 19% der Fälle handele es sich um Vergewaltigung und 12% seien Opfer von digitalem Mobbing.

Neue Leitfaden soll aufklären und helfen.

Wichtigster Tagesordnungspunkt der Veranstaltung war die erstmalige Vorstellung des Online-Leitfadens des Collectif 490 zur Bekämpfung sexueller Belästigung. Der 20-seitige Leitfaden wurde in Zusammenarbeit mit der marokkanischen Vereinigung zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen (AMVEF) entwickelt und vom kanadischen Fonds für lokale Initiativen (CFLI) unterstützt. Der von der Frauenrechtlerin Zainab Fasiki illustrierte Leitfaden soll informieren, sensibilisieren und Opfern helfen.

Frau Zainab Fasiki sagte gegenüber dem Nachrichtenportal Le360: „Die Zahlen sind erschreckend und zeigen, wie notwendig Initiativen wie diese sind, um zu informieren, zu sensibilisieren und den Opfern zu helfen, ihr Schweigen zu brechen. Sie fügte hinzu: „Die Kraft der Kunst und des Zeichnens im Kampf gegen diese Art von Missbrauch ist offensichtlich, und die Botschaft kommt besser an, nicht nur bei den Jugendlichen, sondern auch bei den Eltern.“ Sie schloss mit den Worten: „Mit einfachen, kleinen Initiativen können wir eine positive Wirkung erzielen und unsere öffentliche Politik voranbringen“.

Opfer haben Sorge vor Stigmatisierung.

Das anhaltende Schweigen über sexuelle Belästigung sei auf die Angst der Opfer vor Stigmatisierung und Schuldzuweisung zurückzuführen, so Collectif 490. Ein weiterer Grund sei die Unkenntnis über Verfahren und Rechtsmittel. Ziel dieses Leitfadens soll es sein, rechtliche Informationen, praktische Antworten und Ratschläge zur Meldung von sexueller Belästigung zu geben. Die Verbreitung des Leitfadens soll über soziale Netzwerke, Medien, Verbände und die Schüler/innen selbst erfolgen.

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