Versorgungsengpässe betreffen zunehmend auch lebenswichtige Arzneimittel – Ursachen vielfältig, Lösungen bislang begrenzt
Rabat – Marokko sieht sich seit mehreren Jahren immer wieder mit Engpässen bei der Versorgung mit Medikamenten konfrontiert. Trotz politischer Initiativen und Maßnahmen seitens der Gesundheitsbehörden bleibt das Problem weitgehend ungelöst. Aktuell sind laut einem Bericht des staatlichen Senders SNRT News sowohl importierte als auch lokal produzierte Arzneimittel knapp, darunter auch Präparate zur Behandlung chronischer Krankheiten oder Schmerzmittel für den täglichen Bedarf.
Apotheker und Fachleute berichten von einem spürbaren Mangel an zentralen Medikamenten, etwa Antibiotika, Insulin, Schmerzmitteln und auch Medikamenten zur Krebsbehandlung. Besonders betroffen seien dabei Patienten mit chronischen Erkrankungen, die auf eine kontinuierliche Medikation angewiesen sind. Die Knappheit betrifft öffentliche wie private Einrichtungen gleichermaßen.
Mehrere Ursachen für Versorgungsengpässen bei Medikamenten
Die Ursachen für die Versorgungsengpässe sind laut Experten komplex. Neben globalen Lieferkettenproblemen spielen auch steigende Produktionskosten, geringe Gewinnspannen für pharmazeutische Unternehmen und regulatorische Hürden bei der Importfreigabe eine Rolle. Gleichzeitig beklagen Akteure aus dem Gesundheitswesen, dass bestehende Lagerbestände teilweise nicht effizient verteilt oder mangels digitaler Nachverfolgbarkeit nicht rechtzeitig identifiziert werden.
Marokkos Gesundheitsministerium hat in der Vergangenheit wiederholt Maßnahmen zur besseren Überwachung und Koordination angekündigt, etwa durch die Einrichtung eines nationalen Komitees zur Überwachung der Medikamentenverfügbarkeit. Die Wirksamkeit dieser Initiativen wird jedoch von Fachverbänden und Apothekennetzwerken in Zweifel gezogen. Sie fordern unter anderem die Einführung eines digitalen Rückverfolgungssystems, eine stärkere Förderung der lokalen Produktion sowie flexiblere Importverfahren in Notlagen.
Arzneimittelpolitik soll wieder reformiert werde.
Derzeit arbeitet das Gesundheitsministerium laut SNRT an einer Reform der nationalen Arzneimittelpolitik, um strukturelle Schwächen zu adressieren. Beobachter sehen darin einen wichtigen Schritt, weisen jedoch darauf hin, dass konkrete Fortschritte bisher nur schleppend sichtbar sind.
Solange keine nachhaltigen Lösungen etabliert sind, bleiben viele Patienten in Marokko auf persönliche Netzwerke, Parallelimporte oder Eigeninitiativen angewiesen, um Zugang zu dringend benötigten Medikamenten zu erhalten – mit entsprechenden sozialen und gesundheitlichen Risiken.