Nach dem deutschen Bundestag bekräftigt auch die deutsche Regierung ihre Hilfsbereitschaft beim Wiederaufbau nach dem schweren Erdbeben in Al Haouz. Potentiale für engere Zusammenarbeit liegen brach.
Rabat – Als „beeindruckend“ bezeichnete der deutsche Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Jochen Flasbarth, am Donnerstag (21. September 2023) die Bemühungen Marokkos, die Wiederaufbauarbeiten nach dem Erdbeben zu koordinieren, das am 8. September mehrere Regionen des Königreichs getroffen hat.
„Es ist beeindruckend zu sehen, wie die Regierung und andere Beteiligte sich bemühen, die Wiederaufbauarbeiten zu koordinieren, die in den kommenden Monaten durchgeführt werden“, habe Staatssekretär Flasbarth in einer Erklärung gegenüber der marokkanisch-staatlichen Nachrichtenagentur MAP, nach seinen Gesprächen mit dem marokkanischen Außenminister Nasser Bourita, erklärt.
Herr Flasbarth begrüßte bei dieser Gelegenheit den fruchtbaren Austausch, den er mit Herrn Bourita hatte, und betonte, dass sein Besuch im Königreich eine Gelegenheit war, die Solidarität und Unterstützung Deutschlands in diesen schwierigen Umständen zum Ausdruck zu bringen, zitiert in die MAP weiter.
Bundesregierung bekräftigt Bereitschaft Marokko beim Wiederaufbau zu helfen.
Der deutsche Beamte, der von einer Delegation begleitet wurde, erklärte außerdem die Bereitschaft seines Landes Hilfe zu leisten. Zuvor hatte der Deutsche Bundestag sein Mitgefühl und seine Bereitschaft erklärt, sowohl Libyen als auch Marokko beizustehen.
In welcher Form und in welchem Umfang ist noch unklar. Bisher war lediglich die Rede davon, bestehende Programme, die es bereits gebe, anzupassen
Staatssekretär Flasbarth nahm zuvor an einem internationalen Kongress zum Thema Wasserstoff in Marrakech teil.
Deutschland hat hinsichtlich seiner Versorgung mit grünem Wasserstoff große Interessen an Marokko und hat sich über Kredite der KfW Bank vor allem bei den großen Solarprojekten im Königreich engagiert.
Maghreb – Deutscher Bundestag verspricht Marokko und Libyen Hilfe nach Naturkatastrophen.
Deutschland tut sich mit Marokko schwer.
Dennoch tut sich Deutschland und die deutsche Wirtschaft augenscheinlich schwer, sich umfänglich in Marokko zu engagieren, denn gemessen an dem eigenen Bedarf an erneuerbaren Energien und dem benötigten Wasserstoff für die deutsche Industrie, wird sich lediglich mit Krediten positioniert und nicht mit signifikanten Investitionen. Im Vergleich zu den Milliardenprojekten Großbritanniens im Energiesektor oder der Total-Gruppe aus Frankreich bei Solar- und Windenergie, die eigenes Geld einsetzen und nicht nur Kredite zur Verfügung stellen, ist Deutschland bzw. deutsche Unternehmen nicht wesentlich sichtbar.
In Berlin scheint man sich mit der Entwöhnung von Gas (lange billiges russisches Gas) sowie einer Festlegung auf Marokko als Partner in Nordafrika schwer zu tun und führt zugleich Gespräche mit dem Nachbarland Algerien, Afrikas größtes Flächenland und reich an Gas sowie lange ein guter Kunde der deutschen Rüstungsindustrie. Aber selbst da könnte Marokko in naher Zukunft, und mit deutscher Hilfe sicherlich frühe, ein Angebot machen. So versucht man seit einiger Zeit gemeinsam mit Nigeria und weiteren Ländern an der westafrikanischen Küste eine Gaspipeline zu verlegen und erschließt zugleich mit britischer Hilfe eigene Gasvorkommen.
Marokko – Deutschland bekräftigt Engagement für Wasserstoff in Marrakech.
Zahlreiche Argumente sprechen für eine engere Zusammenarbeit.
Dabei könnten Deutschland und Marokko sehr voneinander profitieren. Neben der Möglichkeit große Mengen an erneuerbarer Energie zu günstigen Konditionen zu erzeugen und der Nähe zu Europa, könnte Marokko auch ein neuer Standort für die Herstellung von Industriegütern sein, die bisher in China hergestellt worden sind. Dass Marokko ein entsprechendes Potential hat, zeigt das Land gerade im Automobilsektor, gemeinsam mit Renault und Stellantis. Marokko hat allerdings aus Sicht der deutschen Wirtschaft einen wesentlichen Nachteil. So kann das Land zwar als Tor zu Afrika dienen, aber weder Marokko selbst noch der gesamte afrikanische Kontinent stellen einen so großen und lukrativen Markt da, wie es alleine China ist.
Sicherheitspolitisch eher ein Partner.
Auch bei sicherheitspolitischen Fragen ist man eher beieinander als voneinander entfern. So ist Marokko ein enger Verbündeter der USA und wichtigster Partner der NATO in Afrika und der marokkanische Geheimdienst hat in der Vergangenheit seinen Wert bei der Bekämpfung des Terrorismus unter Beweis gestellt. Vielleicht wird es Zeit, dass nicht nur Vertreter aus dem Bundesentwicklungsministerium in das nordafrikanische Land reisen, sondern Entscheidungsträger aus dem Wirtschafts- und Finanzministerium. Dabei stehen die Zeichen gut. Der bisher enge Partner Frankreich scheint in Rabat kein gern gesehener Gast zu sein, womit Frankreich seinen Einfluss auf ein weiteres afrikanisches Land verloren haben könnte.
Damit öffnen sich neue Chancen, z.B. bei Infrastrukturprojekten wie dem Hochgeschwindigkeitszugnetz oder dem Bau von Wasserstoffpipelines oder Hafenterminals zum gegenseitigen Nutzen.
Ein ernsthaftes, respektvolles Angebot bei der Bewältigung der Folgen des Erdbebens könnte eine Basis schaffen.