Annalena Baerbock zu Gesprächen im marokkanischen Außenministerium. Weitreichende Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Marokko vereinbart.
Rabat – Die deutsche Außenministerin, Annalena Baerbock, hat sich am heutigen Vormittag mit ihrem marokkanischen Amtskollegen Nasser Bourita zu Gesprächen getroffen. Der marokkanische Außenminister empfing seine Kollegin an seinem Amtssitz in Rabat, zu ihrem ersten Besuch im Königreich Marokko. Bei strahlendem Sonnenschein nahm Nasser Bourita Frau Baerbock am Eingang zu seinem Amtssitz in der Hauptstadt Rabat in empfang.
Der erste Besuch der deutschen Außenministerin in Marokko dient dazu, die Beziehungen zwischen beiden Ländern zu vertiefen. Das deutsche Auswärtige Amt formulierte am heutigen 25. August 2022 auf der eigenen Webseite die Zielsetzung aus Sicht Deutschlands. Dort heißt es:
„Nachdem es zuvor fast ein Jahr lang keinen Kontakt von marokkanischer Seite nach Deutschland gegeben hatte, haben Außenministerin Baerbock und ihr marokkanischer Amtskollege Bourita im Februar dieses Jahres in einer Videokonferenz vereinbart, die traditionell tiefen und breiten Beziehungen wieder aufzunehmen und zu vertiefen.
Nun, fünf Monate später reist Außenministerin Baerbock das erste Mal in die Hauptstadt Rabat um dort gemeinsam mit dem marokkanischen Außenminister ein umfassendes Programm für verstärkte Kooperationen auf den Weg zu bringen.“
Deutschland würdigt Marokko als wichtigen Partner.
In seiner Erklärung ging das Auswärtige Amt auch auf die Rolle Marokkos für Deutschland und die EU ein. In der Erklärung heißt es weiter:
„Marokko ist für Deutschland und die Europäische Union ein wichtiger Partner und auch eine wichtige Brücke in das arabische Nordafrika sowie in den Süden des afrikanischen Kontinents. Die Beziehungen zwischen Deutschland und Marokko sind nicht nur zwischen den Regierungen, sondern auch zwischen hunderttausenden Menschen unserer beiden Länder eng.“
Verstärkte Zusammenarbeit in sechs Bereichen vereinbart. Regelmäßige Treffen der jeweiligen Außenministerinnen bzw. Außenminister sollen stattfinden.
Im Vorfeld des Besuchs hatten die beiden Länder und Ministerien bereist die Eckpunkte für eine zukünftige wieder engere Zusammenarbeit definiert. Wie das deutsche Auswärtige Amt feststellt, sind dies sechs umfassende Bereiche.
„Deutschland und Marokko haben sich auf eine vertiefte Zusammenarbeit auf Augenhöhe und in gegenseitigem Respekt in allen für die bilateralen Beziehungen wichtigen Bereichen geeinigt. Dazu gehören Sicherheitsfragen, Energie- und Klimapolitik, Entwicklungszusammenarbeit sowie Kooperationen im Wirtschaftsbereich und in der Kultur- und Bildungspolitik.
Bei der Bekämpfung der Klimakrise und auch in der Entwicklung von grünem Wasserstoff soll auf bestehenden Kooperationen wie die im Jahr 2020 gegründete „Grüne-Wasserstoff-Allianz“ oder die bereits seit 2012 bestehenden deutsch-marokkanischen Energiepartnerschaft aufgebaut werden.
Begleitet werden soll diese Vielzahl an vereinbarten Kooperationen von einem kontinuierlichen multidimensionalen strategischen Dialog. Alle zwei Jahre werden dafür auch die Außenminister beider Länder zusammenkommen.“
In der Erklärung keine Erwähnung der Westsahara-Frage
In der Erklärung des Auswärtigen Amts wird die deutsche Haltung zum Konflikt um die Westsahara / marokkanische Sahara nicht erwähnt. Einer der wichtigsten Punkte zur Beilegung der diplomatischen Spannungen zwischen Rabat und Berlin im Jahr 2021 war eine Veränderung der deutschen Position zu der territorialen Integrität Marokkos, die aus Sicht des Königreiches das Territorium der Westsahara einschließt. Eine Haltung die völkerrechtlich weiterhin umstritten bleibt, aber von immer mehr Ländern der Welt unterstützt oder zumindest nicht mehr aktiv abgelehnt wird. Auch Deutschland hat aus Sicht Marokkos seine Haltung angepasst. Mehrere Länder, darunter vor allem die USA, haben inzwischen den Anspruch Marokkos offiziell anerkannt. War diese unter dem Vorgänger im Auswärtigen Amt, Heiko Maas, nicht der Fall, so scheint Außenministerin Baerbock pragmatischer vorzugehen. Berlin unterstützt weiterhin den von der UNO geführten Verhandlungsprozess zwischen den Konfliktparteien und betrachtet zugleich Marokkos Vorschlag einer Autonomie der Region unter der Souveränität des Königsreiches als gute Basis für eine Lösung.
Marokko – Deutsche Außenministerin in Rabat zum Antrittsbesuch