Der Tourismussektor geht davon aus, das Jahresziel von 17,5 Mio. Touristen in Marokko in 2024 zu übertreffen. Bereits bis Ende Juni 7,4 Mio. Personen eingereist. Umwelt- wie auch soziale Fragen müssen beachtet werden.
Rabat – In diesem Jahr scheint der Tourismussektor wie nie zuvor zu boomen. So bewertet die Tageszeitung Les Inspirations Eco in ihrer Ausgabe vom Freitag, den 12. Juli 2024, die aktuelle Lage und bezieht sich dabei auf die Erhebungen zu den Einreisezahlen in den ersten sechs Monaten des Jahres.
Demnach empfing Marokko im ersten Halbjahr 7,4 Millionen Touristen. „Diese beeindruckende Leistung entspricht einem Anstieg von 14% gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2023 und einem spektakulären Plus von 38% im Vergleich zu 2019, dem Referenzjahr vor der Pandemie“, heißt es in der Analyse.
Jahresziel könnte deutlich übertroffen werden.
Damit könnten das für dieses Jahr gesetzte Ziel von insgesamt 17,5 Millionen Besuchern bei weitem übertroffen werden. Während die Behörden einen Anstieg von einer Million Touristen für das gesamte Geschäftsjahr anstrebten, liegt Marokko bereits bei +909.000 Besuchern, und das allein in den letzten sechs Monaten.
„Der Juni 2024 stach mit einem Rekord von 1,5 Millionen Touristenankünften besonders hervor, was einem Anstieg von 10 % im Vergleich zum Juni 2023 entspricht. Dieser Spitzenwert lässt eine außergewöhnliche Sommersaison erwarten und bestärkt die Akteure des Sektors in ihrem Optimismus, die Jahresziele zu erreichen“, heißt es weiter.
Tourismussektor fürchtet vom eigenen Erfolg überrannt zu werden.
Nach Einschätzung der Aufsichtsbehörde sei dieser Erfolg auf die effektive Umsetzung des strategischen Fahrplans für die Branche zurückzuführen. Allerdings bringe dieser Erfolg auch Herausforderungen mit sich, was die Bewältigung des „Ansturms“ und die Erhaltung des natürlichen und kulturellen Erbes Marokkos betrifft. Einige Fachleute der Branche, so die Wirtschaftszeitung weiter, würden daran zweifeln, dass das Land in der Lage ist, den wachsenden Zustrom zu bewältigen. Sie halten Investitionen in die Aus- und Weiterbildung für vorrangig, da sie eine Garantie für qualitativ hochwertige Tourismus- und Hoteldienstleistungen sind.
Außerdem werde eine bessere Verteilung der Touristenströme durch die Förderung anderer als der traditionellen Reiseziele gefordert, um Überlastungen zu vermeiden und eine ausgewogene touristische und wirtschaftliche Entwicklung zu gewährleisten.
Wachsender Tourismus bringt auch weitere Herausforderungen.
Trotz der positiven Einschätzung der Wirtschaftszeitung könnten sich die Sorgen wohl noch mit wachsendem Erfolg vergrößern, erinnert man sich an das Ziel der marokkanischen Regierung in den kommenden Jahren ca. 20 Mio. Gäste pro Jahr begrüßen zu wollen.
Zugleich stehen bis 2031 mehrere sportliche Großereignisse an, darunter der CAF-Fußball-Africa Coup Ende 2025, die FIFA-WM der Herrn 2030 und ggf. auch die FIFA-WM der Frauen im Jahr 2031, um die sich Marokko bewerben will. Diese Ereignisse dürften weitere Besucherströme ins Land leiten und den Druck auf eine gute Infrastruktur und auf ein modernes Energie- und vor allem Wassermanagement erhöhen.
Zugleich könnten steigende Besucherzahlen von Menschen aus Europa und Nordamerika, mit einer höheren Kaufkraft und einem anderen Lebenswandel als Einheimische, bestehende soziale Unterschiede vergrößern oder neue soziale Probleme auslösen, beginnend bei steigenden Preisen aber auch dem Verkauf von Immobilien und Land bis hin zu steigenden Konsum von „Partydrogen“ oder wachsender Prostitution.
Auch eine Fokussierung der Investitionen in Infrastruktur auf mutmaßlich für den Tourismus relevante Regionen im Land, könnte die Ungleichheit zwischen den Provinzen weiter vergrößern. Die Regierung und vor allem das zuständige Ministerium sollte auch auf diese Aspekte ein Auge werfen und entsprechende präventive Programme entwickeln.
Marokko – FIFA-WM 2030 könnte Tourismuseinnahmen von mehreren Milliarden bringen.