Joshua Harris soll Bewegung in die Westsahara-Frage bringen.
Algier – Nach dem die USA unter Donald Trump den marokkanischen Hoheitsanspruch über die Westsahara anerkannten, die Unterstützung für Marokkos 2007 vorgestellten Autonomieplan wächst und auch die UNO wiederholt Resolutionen verabschiedet hat, die den verantwortlichen in Rabat den Schlaf nicht rauben dürften, ist der politische Prozess praktisch eingeschlafen. Zugleich sind die Spannungen zwischen dem nordafrikanischen Königreich und Algerien, dass der wichtigste und direkteste Unterstützer der Frente Polisario, die bewaffnet für eine unabhängige Westsahara gegen Marokko kämpft, angewachsen und die diplomatischen Beziehungen abgebrochen.
USA wollen Gespräche zwischen den Beteiligten wieder in Gang bringen.
Der US-Unterstaatssekretär für Nordafrika im State Department (Außenministerium), Joshua Harris, ist nach einer ersten geheimen Reise im September erneut im Maghreb unterwegs. Ziel sind neue Konsultationen mit Marokko und Algerien.
Am vergangenen Mittwoch, den 6. Dezember, teilte das US-Außenministerium für den Nahen Osten über X (früher Twitter) mit, dass der US-Diplomat in Algier eingetroffen sei.
Nach Angaben des US-Außenministeriums zielen die von Joshua Harris initiierten Konsultationen in Algerien darauf ab, „den regionalen Frieden zu fördern und den politischen Prozess der Vereinten Nationen in der Westsahara zu stärken, um so schnell wie möglich zu einer dauerhaften und würdigen Lösung zu gelangen”.
USA heben Autonomieplan als mögliche Lösung hervor.
Bei seinem Empfang durch den marokkanischen Außenminister Nasser Bourita im September bekräftigte der Stellvertreter von Antony Blinken die Unterstützung seines Landes für den marokkanischen Autonomieplan, den er damals als „seriös, glaubwürdig und realistisch“ bezeichnete.
Bei diesem Antrittsbesuch bekräftigte der US-Diplomat auch die Unterstützung seines Landes für die Bemühungen des „persönlichen Gesandten des UN-Generalsekretärs Staffan de Mistura“. Gleichzeitig betonte er „die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit dem persönlichen Gesandten im Geiste des Realismus und des Kompromisses“.
Nebendiplomatie der USA aus Sorge vor einer Verschärfung der Lage.
Die USA betonen zwar die Unterstützung für den UNO – Abgesandten, scheinen aber an seinen Erfolg nicht recht zu glauben, sondern agieren in einer Nebendiplomatie. So versucht man augenscheinlich in der Region zweigleisig zu agieren. Während man die Anerkennung des marokkanischen Hoheitsanspruchs auf die Westsahara / marokkanische Sahara nicht zurücknimmt, um den engen Partner Rabat nicht zu verlieren und die eigene Glaubwürdigkeit nicht zu beschädigen, scheint man gegenüber Algerien den Eindruck vermitteln zu wollen, dass man auch andere Lösungen nicht ausschließt und öffentlich nur noch den Autonomieplan erwähnt. Algerien soll an den Verhandlungstisch zurückkehren, auch um die Spannungen zwischen Algier und Rabat abzumildern sowie die von Algerien unterstützten Angriffe der Polisario auf marokkanische Stellungen zu beenden, bevor daraus ein heißer Konflikt in der Region wird. Die USA erleben gerade im Nahen Osten und im Kaukasus, wie Situationen eskalieren können, wenn Konflikte über Jahrzehnte eingefroren bleiben. Das soll in Nordafrika nicht geschehen.