StartMarokkoMarokko – Vorwürfe gegen MANAGEM wegen Arbeits- und Umweltschutzverstößen.

Marokko – Vorwürfe gegen MANAGEM wegen Arbeits- und Umweltschutzverstößen.

Mangelnder Schutz von Arbeitern und Arsen im Wasser beim Abbau von Kobalt unter anderem für europäische Automobilhersteller wie Renault und BMW in der Mine von Poisar (Mine Bou Azzernahe) nahe Ouarzazate

Ouarzazate – Kobalt ist einer der wichtigsten Rohstoffe, wenn es um die Produktion von modernen Batterien geht, unter anderem für die Elektromobilität. Der so wichtige Rohstoff wird hauptsächlich in Afrika abgebaut. Der wichtigste Anbieter ist der Kongo, wo Kobalt teils unter unmenschlichen Bedingungen und nicht selten mit Hilfe von Kinderarbeit abgebaut und von hauptsächlich chinesischen Händlern auf- und weiterverkauft wird.

Aber auch das nordafrikanische Königreich Marokko besitzt Vorkommen an Kobalt.

Wenn es um Rohstoffe in Marokko aber auch darüber hinaus in Afrika geht, wendet man sich gerne an den marokkanischen Bergbau- und Rohstoffkonzern Managem, auch weil das Königreich in Sachen Arbeits- und Umweltschutz als weiter entwickelt gilt, als Länder Zentralafrikas.

Angesichts der ethischen Fragestellungen, rechtlichen Anforderungen europäischer Börsen und nicht zuletzt dem europäischen Lieferkettengesetz, haben sich auch Automobilhersteller wie der französische Konzern Renault und die deutsche BMW – Group an Marokko und an den Managem Konzern, dessen Hauptanteilseigener die königliche Al Mada Holding ist, gewendet, um vermeintlich ethisch und rechtlich „sauberes“ Kobalt zu erwerben.

Eine gemeinsame Recherche der deutschen Medien WDR, NDR, Süddeutsche Zeitung, Footnotes und der französischen Website Reporterre sowie der marokkanischen Onlinezeitung Hawamich kommt zu gewichtigen Vorwürfen, die für die Abnehmer des marokkanischen Kobalts auch rechtliche Folgen haben können.

Nach Recherche werden Vorwürfe im Bereich Umwelt-, Gesundheits- und Arbeitsschutz erhoben.

Nach der gemeinsamen Recherche der oben genannten Medien sei es vor allem rund um die Mine Bou Azzer zu Belastungen für Menschen und Umwelt gekommen.
Es geht dabei um das Gift Arsen, dass in „großen Mengen“, wie die Tagesschau schreibt, in die Umwelt geraten sein soll. Das Gift Arsen sei bei Wasserproben im Umfeld und bei Urinanalysen bei Menschen aus der Umgebung entdeckt worden.
Zu Unterstützung der Ergebnisse wird darauf verwiesen, dass die Untersuchungen vom deutschen Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg begleitet bzw. durchgeführt wurden. Der Chemiker Wolf von Tümpling, der Leiter der Abteilung „Wasseranalytik im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung“ habe sich in einem Interview mit NDR, WDR und SZ, zu den Ergebnissen der Analysen seines Instituts geäußert und betont, dass er in seinem Berufsleben bislang noch nie solch hohe Arsenwerte in Wasserproben gesehen habe, wie die Tagesschau weiter berichtet. „Die Konzentration ist exorbitant hoch und stellt eine Gefährdung dar. Und es ist auf jeden Fall so, dass dort Handlungsbedarf besteht“, zitiert in das öffentlich-rechtliche Medium weiter. In einem Wasserbecken, dass sich ca. 10km von der Mine entfernt befinden soll, seien Arsenwerte gefunden worden, die mit dem Faktor 40 über dem von der WHO festgelegten Grenzwert liegen würden.

Das Dorf Bozar sei nach Schilderungen von Hawamich umgeben von Geröllhalden und anderen Abfällen aus dem Bergbau und in der Nähe befände sich eine Giftmülldeponie, die nur durch einen Zaun von den Bewohnern getrennt sei. Von dort werde getrockneter Staub, der mit Arsen belastet sei, durch den Wind verteilt und würde dadurch die Häuser der Bewohner erreichen.

Mangelnde Schulungen und schlechter Arbeitsschutz

Ehemalige Mitarbeiter und auch von der Recherchegruppe angesprochenen Gewerkschaftsvertretern hätten von Mängeln beim Arbeitsschutz berichtet. Die Vorwürfe gegen den marokkanischen Konzern Managem beziehen sich auf geringe Schulungen und Hinweise auf Gefahren und auch fehlende Arbeitsmittel, wie Atemschutzmasken. Hinsichtlich des sozialen Schutzes für die Arbeitnehmer soll der Konzern mit Hilfe von Subunternehmern versuchen, seiner Verantwortung zu entfliehen. So sollen bewusst keine langfristigen Arbeitsverträge abgeschlossen werden, um sich bei gesundheitlichen Spätfolgen aus der Haftung entziehen zu können. Die Arbeiter würden im Stich gelassen, wenn diese z.B. an der sog, Staublunge erkranken. Ein Vertreter der marokkanischen Gewerkschaft CDT habe gegenüber der Recherchegruppe im Interview davon berichtet, dass das Unternehmen auch gegen Gewerkschaften vorgehen würde und Mitarbeiter daran hindert, sich zu organisieren. Wie dies der Konzern tut, wird nicht weiter erläutert.

Managem – Konzern streitet Vorwürfe ab.

Auf Nachfrage habe der marokkanische Bergbaukonzern aller Vorwürfe zurückgewiesen. Nach Angaben von Managem würde die Betreiberfirma der Minen sowie deren Subunternehmer alle gesetzlichen Vorgaben beim Arbeits- und Sozialschutz einhalten. Das Unternehmen betone, dass man ausreichend Schulungen durchführen und auch entsprechende Arbeitsmaterial zur Verfügung stellen würde. Eigene Untersuchungen würden die Laborergebnisse der Recherchegruppe nicht bestätigen. Nach Angaben von Managem würde keine Arsenbelastungen der Umwelt oder der Menschen bestehen, die in Zusammenhang mit der Mine stehen würden.

Renault und BMW stehen vor juristischen Risiken.

Die erhobenen Vorwürfe könnten auch für europäische Kunden des Managem – Konzerns Folgen haben. Vorausgesetzt die Vorwürfe sind zutreffend, müssen sich die europäischen Kunden ggf. ebenfalls mit juristischen Fragestellungen beschäftigen. So wären der französische Automobilkonzern Renault und der deutsche Autobauer BMW betroffen, die sich z.B. im Rahmen des Lieferkettengesetzes, welches 2023 in Deutschland in Kraft getreten ist, verantworten müssten. Dieses Gesetzt verpflichtet vor allem Großunternehmen dazu, die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz entlang ihrer gesamten Lieferkette zu kontrollieren und für deren Einhaltung zu sorgen.

Marokko – BMW und Managem Group unterzeichnen 100 Mio. € Vertrag.

Die BMW – Group hat bereits 2020 einen Liefervertrag für „nachhaltigen Kobalt“ mit dem marokkanischen Bergbau- und Rohstoffkonzern Managem unterzeichnet, nicht zuletzt auch auf Druck der Börse in London, die verschärfte ethische Regeln für gelistete Unternehmen eingeführt hatte.
Nach Medienberichten bezieht der deutsche Automobilkonzern ca. 20% seines Kobalts aus Marokko. Renault hat im Jahr 2022 einen ähnlichen Liefervertrag abgeschlossen.

Marokko – Renault sichert sich Kobalt aus Marokko

Nicht der ganze Kobaltbedarf wird aus den Minen beschafft, auch Recyclingprojekte wurden gestartet.

Marokko – Managem und Gelncore wollen Kobalt aus Batterien recyceln.

Die Tagesschau zitiert aus einer Stellungnahme von BMW. Ein Sprecher von BMW habe danach erklärt, dass der Konzern alle Vorwürfe ernst nehme und sich im Austausch mit Managem befinde. Offenbar scheint es von Seiten BMWs bereits seit längerem offene Fragen gegenüber Managem zu geben. So sei man seit längerem im Gespräch mit dem marokkanischen Konzern und habe im Zusammenhang vorheriger negativer Berichte um Unterlagen gebeten. Auch im Kontext der Rechercheergebnisse habe man „eine umfassende Prüfung eingefordert“. Die BMW Group würde bei Fehlverhalten „sofortige Gegenmaßnahmen einfordern“.

Für BMW droht aber auch ein Image-Schaden, wirbt man doch gerade für seine sehr teuren Elektrofahrzeugen mit dem Wert „Nachhaltigkeit“.

Der französische Automobilkonzern Renault, der auch in Marokko umfangreiche Produktionsstätten im Norden betreibt, in denen vor allem Fahrzeuge der Marke Dacia und zukünftig Elektro- und Hybridfahrzeuge produziert werden bzw. werden sollen, äußerte sich ähnlich. Der französische Konzern habe erklärt, dass Renault bei der Auswahl von Zulieferern großen Wert auf die Nachhaltigkeit legen würde.

Standort vor allem für den Abbau von Arsen vorgesehen.

Die Mine von Poisar ist in erster Linie eine Arsenabbaustätte, ein starkes Karzinogen, das bei der Herstellung von Pestiziden verwendet wird. Die Mine produziert nach Angaben von Hawamich jährlich etwa 7.000 Tonnen Arsen. Dazu im Vergleich sollen es gerade 2.000 Tonnen Kobalt sein. Daher ist anzunehmen, dass der Umgang mit dem Gift eine zentrale Rolle spielen könnte. Dabei ist zu beachten, dass die Mine in den 1930er Jahren, noch unter dem französischen Protektorat, in Betrieb genommen wurde und gerade Arsen seit fast 100 Jahren in die Umwelt geraten sein und was Einfluss auf die Umweltbelastung haben könnte.

Was damit nicht erklärt werden kann, sofern die Vorwürfe zutreffend sind, sind die Belastungen der Arbeitnehmer. Hier wird der Konzern Aufklärung betreiben und Transparenz zeigen müssen, auch um das Image des Investitionsstandortes Marokko nicht zu beschädigen. Bei Defiziten sind aber auch die Kunden von Managem gefragt, die den Konzern, durch einen Erfahrungsaustausch aber auch entsprechende Margen, bei Investition in immer weiter besser werdenden Schutz für Arbeitskräfte und Umwelt unterstützen können.

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