Trotz weiterhin fehlender Einigkeit zwischen Tunesien und der Weltbank über Finanzierungsmöglichkeiten und Strukturreformen will das Finanzinstitut Sozialprogramme unterstützen.
Tunis – Noch immer sind die bereits 2021 eingeleiteten Verhandlungen zwischen Tunesien, der Weltbank und des IWF zu keinem Abschluss gekommen. Das nordafrikanische Land bemüht sich um einen neuen Kredit in Höhe von 2,7 Mrd. US-Dollar, um Reformen umzusetzen und die Wirtschaft im Land anzukurbeln. Das in Washington ansässige Finanzinstitut fordert von Tunesien aber Strukturreformen, darunter eine effizientere Verwaltung und den Abbau von Subventionen, was der tunesische Präsident, in dem geforderten Umfang, nicht umsetzen will, da er soziale Unruhen befürchtet.
Darüber hinaus erhofft es sich, das nötige Geld von Seiten der EU für ein Bemühen zur Abmilderung der irregulären Migration zu erhalten.
Weltbank will Sozialprogramme weiter finanzieren.
Trotz dieser Verhandlungssituation habe nach tunesischen Medienberichten die Weltbank zugesagt, Sozialprogramme weiterhin zu unterstützen.
Alexandre Arrobbio, der lokale Vertreter der Weltbank in Tunesien, habe nach einem Bericht von African Manager erklärte, dass die Bank bereit sei, die tunesischen Sozialprogramme weiter zu unterstützen. Dazu gehören Programme zur Förderung des weiblichen Unternehmertums, der geschlechtersensiblen Entwicklung und der Kleinkinderbetreuung, insbesondere in ländlichen Gebieten.
Amal Belhaj Moussa, Ministerin für Familie, Frauen, Kinder und Senioren, habe Alexandre Arrobbio und seine Delegation am vergangenen Freitag empfangen. Er wurde über die Sozialprogramme des Ministeriums zur Verbesserung der sozialen Eingliederung von Kindern aus einkommensschwachen Familien sowie von Frauen in ländlichen Gebieten informiert.
Vorschulbildung und Frauenförderung wichtige Themen für die Weltbank
Klimawandel und Frauenfragen seien ebenfalls ein Thema gewesen. Weitere Themen waren nach Angaben von African Manager die soziale Rolle des Staates und der gleichberechtigte Zugang tunesischer Kinder zur Vorschulbildung, insbesondere in den Schwerpunktregionen.
Neben der Vorschulerziehung wurden weitere Themen diskutiert. Insbesondere sei das Programm der Regierung zur wirtschaftlichen Unterstützung von Müttern schulpflichtiger Kinder angesprochen worden.
Das sog. Raidat-Programm sei ebenfalls landesweit organisiert und habe etwa 1.000 Menschen in ländlichen Gebieten erreichen können. In den letzten 10 Monaten seien 2.043 Projekte finanziert worden. Eines davon sei das Programm „Samida“, das zum ersten Mal landesweit bzw. in der arabischen Welt durchgeführt werde. Dabei gehe es, um die wirtschaftliche Emanzipation von Frauen, die Opfer von Gewalt geworden seien.
Es wurde vereinbart, die Konsultationen durch die Einrichtung gemischter Fachausschüsse zu vertiefen, die vom Ministerium für Wirtschaft und Planung koordiniert bzw. geleitet werden sollen.