StartGesellschaftTunesien – Selbstverbrennung eines Fußballspielers

Tunesien – Selbstverbrennung eines Fußballspielers

Fußballer Nizar Issaoui stirbt an seinen schweren Verbrennungen.

Selbstverbrennung als Protest gegen den „Polizeistaat“.

Tunis – Wie hoch der psychische Druck innerhalb der Bevölkerung ist oder auch wieder ist, angesichts der wirtschaftlichen und politischen Lage, kam in der vergangenen Woche in einer dramatischen Aktion eines Sportlers zum Ausdruck.

Nachdem der bekannte Fußballspieler Nizar Issaoui Anfang der Woche in einen Konflikt mit der örtlichen Polizei geraten war, habe sich der ehemaliger tunesischer Fußballprofi aus Protest gegen den „Polizeistaat“ selbst angezündet, teilte sein Bruder am 14. April 2023 mit. „Ich habe keine Kraft mehr, lasst den Polizeistaat wissen, dass das Urteil heute vollstreckt wird”.

Nizar Issaoui war aktuell vereinslos, nachdem er für mehrere Mannschaften in der ersten und zweiten Liga gespielt hatte. Am vergangenen Montag habe er sich im Dorf Haffouz in der Region Kairouan selbst angezündet.

Nizar Issaoui hatte seine Tat auf seiner Facebook-Seite angekündigt.

Selbstverbrennungen erinnern an den Fall Mohamed Bouaziz.

Seine Verzweiflungstat erinnert an den Straßenhändlers Mohamed Bouazizi. Er setzte sich am 17. Dezember 2010 selbst in Brand und löste damit die tunesische Revolution aus, die zum Ende der Herrschaft von Präsident Zine el Abidine Ben Ali führte. Der Aufstand in Tunesien war Teil des ersten Arabischen Frühlings, dessen Auswirkungen später auch auf andere Länder der Region übersprangen.

Vorwürfe der Polizei seien der Auslöser für die Selbstverbrennung gewesen.

Tunesischen Medienberichten zufolge drohte Nizar Issaoui ein Konflikt mit der Polizei. Er sei des „Terrorismus“ beschuldigt worden, nachdem er nach eigenen Angaben auf einer örtlichen Polizeiwache eine Anzeige gegen einen Obsthändler erstattet haben soll.
Dieser hätte Bananen für 10 tunesische Dinar (ca. 3 Euro) pro Kilo verkauft. Das wäre ca. das Doppelte des Preises, den die Behörden festgelegt hätten, um Spekulationen und Verknappung sowie letztendlich der Inflation entgegenzuwirken.

Ein Video, das in den sozialen Medien kursiert, zeigt mutmaßlich Nizar Issaoui, wie er sich mit seinem Handy filmt und schreit: „Nach einem Streit mit einem Bananenverkäufer, der Bananen für 10 Dinar verkauft, werde ich auf der Polizeiwache des Terrorismus beschuldigt. Terrorismus wegen einer Bananensache”.

Fußballer Nizar Issaoui stirbt an seinen schweren Verbrennungen.

Mit schweren Verbrennungen dritten Grades wurde Nizar Issaoui zunächst in ein Krankenhaus in Kairouan eingeliefert. Später wurde er in die Verbrennungsklinik von Tunis verlegt. Er erlag seinen schweren Verbrennungen nur einen Tag später und sei einen weiteren Tag später beerdigt worden, bestätigte sein Bruder Ryad Issaoui gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Die tunesischen Behörden lehnten zunächst eine Stellungnahme ab. Nach Bekanntwerden des Todesfalls berichteten tunesische Medien jedoch, dass es in dem Dorf Haffouz zu Zusammenstößen zwischen jugendlichen Demonstranten und Sicherheitskräften gekommen sei, die Steine geworfen hätten. Die Polizei reagierte mit Tränengas, um die Demonstranten zu vertreiben.

Auch in Marokko starb ein Student nach einer Selbstverbrennung.

Nicht nur Tunesien hat einen aktuellen Fall der Selbstverbrennung zu beklagen. Bereits am 8. April 2023 zündete sich ein junger Student in Settat an. Der Student der Wirtschaftsfakultät ENCG sei zunächst in einem regionalen Krankenhaus, dann im Universitätskrankenhaus CHU Ibn Rochd in Casablanca behandelt worden. Dort starb er aber an den Folgen der schweren Verbrennungen. Bisher ist es nicht gelungen, die Hintergründe zu ermitteln. Nach Angaben marokkanischer Medien sei der junge Mann eher ein unauffälliger, höffliche Mensch gewesen und es gebe noch keine Hinweise auf den Auslöser der Selbstverbrennung.

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